Heinermaedsche
einen Gutenachttrunk zu uns nehmen?« Langsam ging sie auf ihn zu und legte den Kopf leicht schief.
»Das ist wirklich lieb von dir, aber ich bin sehr müde und möchte gerne ins Bett gehen. Der Tag war unglaublich ereignisreich. Ich habe Einiges zu überdenken. Morgen muss ich wieder fit sein.«
»Ich hatte ebenfalls einen aufregenden Tag und kann nicht schlafen. Wie war deine Besprechung?«
»Na ja, nicht so, wie erwartet. Hat jemand für mich angerufen?«
Eva genoss es sichtlich, ihren Mann ein wenig in die Zange zu nehmen. »Wer sollte denn für dich angerufen haben?«
»Vielleicht die Polizei«, flüsterte Hermann.
»Die was?«, hakte Eva nach.
»Das ist eine merkwürdige Geschichte. Es gab Ungereimtheiten bei einer Geschäftssache. Das verstehst du eh nicht.« Hermann sah traurig aus. Er schien nur noch raus aus diesem Zimmer und ins Bett zu wollen.
Eva wusste, dass sein Gehirn auf Hochtouren lief. Wahrscheinlich beschlich ihn ein schlechtes Gewissen, weil er Eva hintergangen hatte. Doch das würde sicher vergehen. Schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, und wie sollte er ahnen, dass Eva längst über seine Eskapaden Bescheid wusste.
Eva nahm einen kräftigen Schluck Champagner. »Gut, mach dir um mich keine Sorgen, ich lese noch diese Seite«, sie hielt eine Modezeitschrift hoch, »und komme dann gleich nach. Gute Nacht.«
Ohne Gruß verließ Hermann das Zimmer und rannte beinahe die Treppen zu ihrem Schlafzimmer hoch. Kurze Zeit später hörte Eva die typischen Geräusche aus dem Obergeschoss, die verrieten, dass Hermann sich fertig fürs Bett machte.
An Schlaf war für sie nicht zu denken. Sie saß in ihrem geliebten Sessel und war total aufgeregt. Es hatte funktioniert. Chantalle war tot. Das arme Ding, aber sie hätte sich eben nicht in ihre Ehe drängen sollen. Sie stellte sich vor, wie Hermann wach im Bett lag und sich hin und her wälzte. Eva vermutete, er würde sich Gedanken über Chantalles Tod machen. Wie hatte sie einfach so tot umfallen können, war sicherlich die zentrale Frage für ihn. Wahrscheinlich auch, ob sie Drogen genommen hatte. Wie sie ihren Mann kannte, redete er sich ein, Chantalles Tod sei ein tragisches Unglück gewesen. Das würde seine Schuldgefühle hemmen, bis er irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel. Eva gönnte ihm keine Sekunde davon. Warum sollte er heute Nacht besser schlafen als sie?
Schuldgefühle hatte sie keine. Jede Aktion ruft eben eine Reaktion hervor. Das hätte diese Chantalle beherzigen sollen, bevor sie sich mit einem verheirateten Mann eingelassen hatte.
Eva griff sich ihr Handy und wählte einen neuen Namen aus Hermanns Kontakten aus.
Janine.
Allein schon der Name ließ sie frösteln. Die musste sich Eva ansehen. Ob das auch so eine aufgerüschte Blondine war?
Ganz bestimmt.
Sie schrieb eine SMS mit Hermanns Nummer als Absender.
›Hallo, du fehlst mir. Können wir uns morgen sehen?‹
Nur Sekunden später piepste Evas Handy. Eine SMS war eingegangen. Voller Spannung las sie die Nachricht.
›Ach, du hast dich aber lange nicht gemeldet, ich dachte schon, du kennst mich nicht mehr. Wann und wo?‹
Das war unglaublich. Diese Janine war offensichtlich zu allem bereit. Jetzt erst recht, dachte sich Eva und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. Danach atmete sie tief durch und verfasste folgende Antwort:
›Um 13Uhr, Olbichweg 7.‹
Das war fast zu leicht, lachte Eva in sich hinein und ging in ihr Schlafzimmer. Hermann schlief bereits. Die Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten ihr, dass er schlecht träumte. Wovon, konnte sie sich denken. Sie glitt unter die Daunendecke und dachte an das letzte Treffen mit ihren Freundinnen. Sie hatte sich ihres Problems angenommen. Zwar auf andere Art und Weise, als mit ihren Freundinnen besprochen, aber dennoch sehr effektiv. Die ersten zwei waren aus dem Weg geräumt. Heute Nacht würde sie gut schlafen können.
Am nächsten Morgen verließ Hermann wie üblich pünktlich das Haus.
In wenigen Stunden würde Janine hier vor der Tür stehen. Und tatsächlich, die Türglocke läutete exakt um 13 Uhr. Eines hatten Hermanns Geliebte also alle gemeinsam, sie waren pünktlich auf die Minute. Konnten sie es nicht erwarten, Hermann zu treffen? Hatten sie denn kein Gewissen? Hermann war mit ihr verheiratet, verdammt noch mal.
Eva atmete tief durch und betätigte die Gegensprechanlage. Über der Tür war eine Kamera angebracht, weshalb Eva ihre Rivalin auf einem Monitor beobachten konnte.
Wie
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