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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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tummelten. Und schließlich hieß es, daß ein Hai im Jahr 1977 ein Opfer gefunden habe: Elisa de Kopfersberg, Frau des bekannten Schiffsmaklers, die ein Raub des gefährlichen Fisches geworden war. Das stimmte so nicht. Laurenti ärgerte sich über die Meldung. Die damaligen Nachforschungen führten leider zu überhaupt keinem Ergebnis. Von Elisa de Kopfersberg hatte man nie eine Spur gefunden.
    Laurenti erinnerte sich sehr genau an diese Zeit. Er sah den Österreicher vor sich, den weinenden kleinen Sohn, um die sechs Jahre alt, in Begleitung einer hübschen Frau, die, so nahm er seit gestern Abend an, Eva Zurbano gewesen sein mußte. Und er erinnerte sich daran, wie sie den Fall nach fünfzehn Monaten abgeschlossen und zu den Akten gelegt hatten, nachdem ein Richter die Frau für tot erklärt hatte. Ein knapper Eintrag, ein Stempel und eine Unterschrift, damit war der Fall erledigt. Und er erinnerte sich sehr genau daran, wie de Kopfersberg völlig ungerührt angab, daß auf seine Frau eine für damalige Verhältnisse extrem hohe Lebensversicherung über 400000000 Lire lief. Bei Unfall erhielten die Bezugsberechtigten die doppelte Summe. Die Generali hatte bezahlt. Außerdem erbte de Kopfersberg ihr gesamtes Vermögen. Man wußte von ihm, daß er mit seiner eigenen Firma nur wenig Erfolg hatte und finanziell von seiner Frau abhängig war. Laurenti hatte damals das Netz ausgelegt, aber der Österreicher schwamm nicht hinein. Der Untersuchungsrichter war Laurentis Argumenten nicht gefolgt, und der Staatsanwalt hatte keinen Einspruch erhoben. Bruno de Kopfersberg verließ als frisch gebackener reicher Witwer den Anhörungssaal. An große Trauer konnte sich Proteo nicht erinnern.
     
    Laura riß ihn aus seinen Gedanken. Sie kam in einem leichten, weißen Morgenmantel, mit nassem Haar und nach Cremes und Schampoo duftend in die Küche, küßte flüchtig ihren Ehemann, der vergeblich versuchte, sie an sich zu ziehen, und goß sich Kaffee ein.
    »Heute Nacht war es wieder schlimm«, seufzte sie. Die Ventilatoren waren bis vier Uhr in Betrieb gewesen, und Laura hatte auf der Party erheblich weniger getrunken als Proteo, der tief geschlafen hatte, und folglich mehr gelitten als er. Zum Lärm der Ventilatoren kam sein leises Schnarchen dazu, das unvermeidbar war, wenn er getrunken hatte.
    »Ich war gestern in der Via dei Porta«, erzählte Laura nach dem ersten Schluck Kaffee, »das Häuschen ist sehr schön und sein Garten auch. Eigentlich ideal, bis auf die Aussicht. Wenn man schon da oben wohnt, will man doch auf Stadt und Meer sehen. Doch ausgerechnet zwei Nummern weiter unten steht ein alter Kasten mit einem Turm. Dafür ist der Preis zu hoch. Ich werde weitersuchen.«
    »Ich war auch in der Via dei Porta«, erzählte Proteo. »Ich habe mir dort auch ein Haus angeschaut, und rate, welches?«
    »Keine Ahnung. Aber daß du jetzt auch suchst, freut mich wirklich.« Laura war sichtlich überrascht.
    »Ich habe mir das mit dem Turm angeschaut!«
    »Das ist doch viel zu groß für uns …«
    Laurenti erzählte ihr von seinem Besuch und von der seltsamen Frau Drakic.
    »Jetzt weiß ich, von wem du sprichst. Dein altes Trauma: Kopfersberg. Schade, ich dachte schon …« Laura zuckte enttäuscht mit den Schultern. Dann fuhr sie fort: »Dein Kopfersberg hat übrigens in letzter Zeit ganz ordentlich bei uns gekauft. Viel und teuer. Wenn auch nicht immer mit gutem Geschmack. Es ist unbegreiflich, daß es so viele Leute gibt, die genug Geld hätten für schöne Dinge und die nur Scheiße kaufen.«
    Das Versteigerungshaus »AsteTrieste« hatte in den letzten Jahren immer mehr Erfolg. Die laufende Erbwelle spülte viele Stücke aus alten, reichen Bürgerhäusern auf den Markt. Möbel, Schmuckstücke, ganze Bibliotheken und viel Malerei. Davon profitierte Laura mit ihrer Abteilung. Und davon profitierte auch die Familie Laurenti, denn manche Bilder und Bücher sortierte sie schon vorher aus, verhandelte mit dem Besitzer einen fairen Preis und kaufte sie selbst.
    Dann tapste Marco, dessen Haare in alle Richtungen vom Kopf weg standen, schlaftrunken in die Küche. Er murmelte ein kurzes »Tschau« und goß sich ein großes Glas Saft ein.
    »Was ist mit dem Motorroller?« fragte Proteo.
    Marco schaute ihn kurz an und sagte dann knapp: »Ich habe ihn wieder.« Keine weiteren Erklärungen.
    »Wo war er?«
    »Da, wo ich ihn abgestellt hatte.«
    »Und wieso hast du ihn vorher nicht gefunden?«
    »Weil ich es vergessen hatte.«
    »Wie kann

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