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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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wollte tausend Dinge wissen, über die Zusammenarbeit mit anderen, über die Anzahl der Festnahmen und vor allem über die Huren. Da war er besonders neugierig, fragte nach Preisen und Praktiken. Im Borgo war er schlagwach, aber gegen vier Uhr, als wir wieder normal Streife fuhren, schlief er auf dem Rücksitz ein. Er beschwerte sich später darüber, daß wir ihn nicht geweckt haben. ›Der Schlaf ist heilig und ich bin gläubig‹, sagte Greco zu ihm. Er war ein bißchen beleidigt.«
    »Sonst nichts?« fragte Laurenti.
    »Doch, da war noch etwas: Die Carabinieri hatten viele Kontrollen in der Nacht. Viel, viel mehr als wir. Decantro fragte, warum wir nicht mehr machten.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    Auf der anderen Seite blieb es eine Weile still. »Keine Anweisung«, sagte Vicentino.
    »Nehmt ihr ihn heute Abend wieder mit?«
    »Ja.«
    »Dann macht einen besseren Eindruck! Gebt euch mehr Mühe als sonst. Er muß eine Eloge auf euch und die ganze Polizei verfassen. Hast du verstanden, Vicentino?«
    Bevor dieser noch ja sagen konnte, hörte Laurenti sein lang gezogenes Gähnen in der Leitung.
    »Also, schlaf gut! Erhol dich!«
    »Danke, Commissario!« Vicentino würde den Schlaf wirklich brauchen. Schichtdienst ist anstrengend, und es war nicht besonders nett von Laurenti, daß er ihn geweckt hatte.
    Dann kam ein Anruf Ettore Orlandos. Proteo Laurenti wunderte sich darüber, denn er glaubte, daß die Guardia Costiera wegen des Hais im Golf und der Badegäste unter Hochspannung stünde.
    »Ein Trost, daß ich nicht der einzige bin, der samstags arbeitet«, begann Orlando, »ich wollte dir sagen, daß wir wissen, wo dein Kandidat war, bevor er nach Rimini kam.«
    »Sag schon!«
    »In Zara. Die Kroaten haben schnell geantwortet, gleich nach den Slowenen, die ihn nicht registriert haben. Aus Montenegro und Albanien rechne ich nicht mit einer Antwort. Dort muß immer erst das Außenministerium Druck machen, bevor man etwas hört. Wundert mich auch nicht, denn wie man weiß, hält sich die halbe Mafia dort auf und hat die Behörden fest im Griff. Vom Außenminister von Montenegro sagte man, er sei selbst einer der Drahtzieher im Zigarettenschmuggel. Aber in Zara wurde er gesichtet, und was dich noch interessieren wird: Es gibt zwei mit diesen unaussprechlichen Namen, die beide mit ihren Schiffen eingetroffen waren und nebeneinander festgemacht hatten. Dein Kopfersberg aber fuhr einen Tag früher als der andere ab. Der andere heißt Spartaco de Kopfersberg und hat eine Corbelli. Ziemlich heißes Ding, mußt du wissen.«
    »Langsam, Ettore, langsam«, bat Laurenti. »Was ist eine Corbelli?«
    »Ein Motorboot. Oder noch besser: Es ist die Hornisse unter den Motorbooten. Wird vorwiegend zwischen Bar, Montenegro und Apulien für den Zigarettenschmuggel eingesetzt. Ein schnelleres Schiff gibt es nicht. Wir haben keines, das vergleichbar ist. Der Konstrukteur war einmal Off-shore-Weltmeister und wurde erst neulich auf der Fahrt nach Mailand mit einer hübschen Adreßliste und 450000 Dollar im Koffer festgenommen. Mafia, wie es scheint. Seine Schiffe machen sechzig Knoten.«
    »Sein Sohn war also auch da. Mit dem hat er sich getroffen. Interessant. Wir, oder besser die Wiener Kollegen suchen nach ihm, wegen des Vaters. Jetzt kommen wir vielleicht ein Stück voran, Ettore. Wenn es dir recht ist, komme ich nachher vorbei und hole den Bescheid der Kroaten bei dir ab.«
     
    Er hatte es nicht geschafft, seine Mutter am Bahnhof abzuholen. Mit Sgubin, der mit der Befragung der Nachbarn in der Via dei Porta nicht lange brauchte, und einem anderen Beamten fuhr Laurenti in die Via Ponzanino. Sie wollten die Bleibe des Toten von Montebello durchsuchen. Die Spurensicherung war ebenfalls dorthin bestellt, würde aber mit ihrer Arbeit so lange warten müssen, bis Laurenti sich zuvor selbst einen Eindruck verschafft hatte.
    Während der Fahrt erzählte Sgubin, daß er von einem der Nachbarn eine Liste der Tage erhalten habe, an denen er sich bei der Polizei erfolglos beschwert hatte. Das nächste Mal wollte er direkt beim Questore vorsprechen. Außerdem hatte er Sgubin eine Liste mit Automarken und -kennzeichen übergeben. Sie war beachtlich: BMW und Mercedes waren die häufigsten Marken, auch ein Jaguar tauchte mehrfach auf. Die italienischen Kennzeichen waren nicht in der Mehrzahl. Österreichische, deutsche, slowenische, kroatische und jugoslawische Autos, eines aus Bosnien-Herzegowina und zwei aus Albanien. Daß die sich nicht

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