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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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sich ein. Pasquale schaute die eingetroffenen Nachrichten an. »Sonst haben wir nichts.«
    »Und was ist mit seiner Freundin?« fragte Tremani.
    »Die alte Zurbano?« Esposito klappte den Bildschirm des Computers zu. »Warum nicht, wenn er nicht kooperiert.«
    »Mach mit Rallo einen Termin aus. Gleich heute Nachmittag. Du gehst alleine hin. Red mit ihm. Ich will wissen, um wie viel Kopfersberg uns betrogen hat.«
    16.15 Uhr
    »Machen wir einen Spaziergang, Mamma?« fragte Proteo Laurenti seine Mutter, nachdem er mit einem Bärenhunger über die Reste des Mittagessens, die man für ihn beiseite gestellt hatte, hergefallen war und danach einen Kaffee getrunken hatte. Ihm war eingefallen, daß er in der Capitaneria noch den Bericht der kroatischen Behörden abholen wollte, der bei Ettore Orlando auf ihn wartete.
    »Wo willst du mich bei dieser Hitze hinschleppen?« In Salerno verließ seine Mutter am Nachmittag nie ihr Haus, frühestens um achtzehn Uhr ging sie wieder auf die Straße. Dafür war sie, so lange sich ihr Sohn zurückerinnern konnte, jeden Morgen schon um sechs auf den Beinen.
    »Ein paar Schritte die Rive entlang. Ich muß noch etwas abholen, und auf dem Rückweg trinken wir einen Aperitif auf der Piazza. Außerdem zeige ich dir die Capitaneria, bei dieser Gelegenheit siehst du auch einmal den Porto Vecchio. Man kommt normalerweise nicht hinein.«
    »Du wahrscheinlich schon.« Seine Mutter war immer stolz darauf gewesen, daß er es zu etwas gebracht hatte und für ihn nach ihrer Meinung die Gesetze nicht in gleichem Maße galten wie für alle anderen. Aber stolz war sie vor allem auf seine Familie, ihre Enkel, was sie ihm auf dem Spaziergang lang und breit darlegte.
    Sie wechselten vor der Stazione Marittima, wo vor einer Stunde die »Sophokles Venizelos« nach Korfu abgelegt hatte, die Straßenseite und gingen den nun einsam in der Hitze liegenden Kai entlang. Das Meer war ruhig und die Sicht klar. Laurenti hatte sein Hemd um einen weiteren Knopf geöffnet, und dennoch schwitzte er. Er fragte sich, wie seine Mutter es schaffte, immer frisch zu wirken, trotz der dunklen Kleider, die sie trug, seit sein Vater vor zehn Jahren gestorben war.
    »Schau, was für einen Blick wir heute haben! Dort hinten siehst du das Schloß von Duino, da auf dem Felsen. Dante saß dort im Exil, sagt man, und Rilke schrieb seine Elegien. Links neben dem weißen Turm von Castello Miramare. Und ganz links, Mamma, siehst du die Inseln der Lagune von Grado. Dort ist Patrizia Isabella.« Laurenti zeigte mit dem Arm auf das Meer hinaus und auf die Inselchen, die über weiß glänzenden Lichtstreifen zu schweben schienen, als ritten sie auf dem Rücken einer Fata Morgana.
    »Das Meer sehe ich auch zu Hause, Proteo! Und wer zum Teufel ist dieser Rilke? Wann kommt eigentlich Patrizia?«
    »Morgen, Mamma. Wir holen sie in Grado ab, bevor wir nach San Daniele fahren. Und Rilke war ein deutscher Dichter.«
    »So groß wie Dante?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne nur Goethe. Muß Livia eigentlich an der Miss-Wahl teilnehmen?« Seine Mutter war stehen geblieben und hielt ihn am Arm. »Ich meine, das gehört sich einfach nicht.«
    »Vielleicht sagst du etwas, Mamma«, Laurenti zuckte mit den Schultern. »Auf mich hören sie nicht.«
    »Ja, ja«, sagte seine Mutter, »ich weiß, die Laurentis sind alle Sturköpfe. Aber du mußtest ja unbedingt eine noch sturere Frau heiraten. Ich werde mit ihr reden.«
    »Versuch es, vielleicht hast du ja mehr Glück als ich.«
    Sie hatten soeben die Brücke über den Canal Grande überquert, und Laurenti sah eine Gruppe von etwa dreißig Personen, die vor der Capitaneria standen und Plakate und weiße Tücher trugen, die an Stöcken befestigt waren.
    »Der Mensch ist der Hai! Schützt die Tiere!« lauteten die Parolen. Der Sprechchor stockte immer wieder, als wäre es den Demonstranten bewußt, daß sie nicht sonderlich überzeugend auftraten.
    Weit entfernt standen drei Vigili Urbani an ihren Wagen gelehnt und schauten dem Spektakel gelangweilt zu. Einer winkte lasch mit der linken Hand, als er Laurenti sah. Der wachhabende Beamte an der Pforte drückte den elektrischen Türöffner, als er Laurenti erkannte, und salutierte. Im Büro wurden sie von Orlando mit tiefer Stimme überschwenglich begrüßt. Er beugte sich zu der alten Dame hinunter und küßte sie auf die Wangen. Sofort waren die beiden in den Neuigkeiten Salemos versunken.
    »Und wie geht es dem Fisch?« platzte Laurenti irgendwann

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