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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Aufenthaltsbewilligung. Auch das dauerte zwei Tage.

Triest, 21. Juli 1999
    Für Montag früh acht Uhr war die Sitzung beim Questore angesetzt. Die Laurentis hatten auf dem Hof von Lauras Mutter in San Daniele übernachtet, und Proteo mußte um sechs Uhr aufstehen, obgleich das Fest früh begonnen hatte und spät endete. Die alte Dame war so beliebt, daß zum Mittagessen um die fünfhundert Gäste erwartet wurden, die zum Teil sehr weite Anreisen auf sich genommen hatten.
    Die Tafel war auf dem kiesbelegten Platz vor dem Wohngebäude aufgebaut. Normalerweise standen hier Lieferwagen, Gabelstapler und Autos, und am Gutshaus vorbei fuhren die Lastwagen zum nahe gelegenen Produktionsgebäude, wo die Familie ihre luftgetrockneten Schinken produzierte, die mit dem San Daniele-Gütezeichen in alle Welt verkauft wurden. Der Kies auf dem Platz glich dem eines Schloßparks, und Sonnenschirme spendeten Schatten für die Gäste, die an drei langen Tischreihen, die quer zur vierten mit dem Ehrenplatz standen, Platz genommen hatten.
    Der Wirt des »Cacciatore« war mit dem Essen beauftragt worden und hatte schon am Vortag die Küche und einige angrenzende Zimmer des Haupthauses in Beschlag genommen. Zur Begrüßung gab es Pinot-Spumante aus Cormòns. Chardonnay und Cabernet-Franc kamen aus Chile, vom Weingut des dritten Sohnes der alten Dame und Lauras jüngerem Bruder. Dessertweine und Digestivi kamen aus dem Collio.
    Laura war mit Livia schon am frühen Morgen nach San Daniele gefahren und hatte ihre Mutter, die nun doch aufgeregt war, unterstützt. Als aber die Gäste eintrafen, hatte sich Sofia Tauris nicht wie von ihren Kindern vorgesehen auf das bordeauxrote Sofa im Schatten einer immergrünen alten Magnolie gesetzt, auf deren Ästen noch üppig die letzten Blüten thronten. Die alte Dame war zäh und ohnehin jeden Tag mit dem Gut beschäftigt, seit sechsundfünfzig Jahren. Sie hatte für jeden ihrer Besucher ein nettes Wort und nahm strahlend die Komplimente und Glückwünsche entgegen. Auf und neben einem Tisch, der sich bald schon als zu klein herausstellte, wurden die Geschenke aufgestellt. Die ersten Gäste waren um zwölf Uhr eingetroffen, aber erst gegen vierzehn Uhr ließ man sich an der Tafel nieder. Die große Geburtstagsrede hielt der älteste Sohn, der die Firma führte. Er erinnerte daran, daß Sofia Tauris’ Eltern noch einfache Bauern gewesen waren und erst die sturköpfige Tochter den Bauernhof zum lukrativen Betrieb umgestaltet hatte. Schinken war im Menü des Festessens nicht vorgesehen. Nach dem Antipasto, einem Misto aus marinierten Fischen, folgten die Wünsche des Bischofs, der zugleich das Geburtstagskind, die Gäste und die Tafel segnete. Nach dem ersten Gang, Tagliatelle mit Sommertrüffeln, kam die Eloge des Präsidenten der Vereinigten Schinkenproduzenten, der im Gegensatz zum Geistlichen kaum ein Ende fand und die Köche nervös werden ließ. Als Hauptgang gab es Perlhühner von ganz ausgezeichnetem Geschmack, und dann kam der Bürgermeister zum Zug. Vor dem Dessert, gegen sechzehn Uhr, als schon viele Gläser Wein getrunken waren, erhoben immer wieder einzelne Gäste ihr Glas auf die Jubilarin, doch als diese kaum mehr ein Ende fanden und immer komischer wurden, stand die alte Dame auf und bat mit beiden Händen winkend um Ruhe. Mit fester Stimme dankte sie ihren vielen Gästen für ihre Freundschaft, Freundlichkeit und Wohlgesonnenheit und erhob schließlich ihr Glas auf sie. Gegen siebzehn Uhr löste sich die Tafel allmählich auf. Die Kinder hatten sich längst abseits in Grüppchen zusammengefunden und die Erwachsenen unter sich gelassen. Die letzten Gäste gingen gegen zwanzig Uhr, als es auf der Hochebene bereits frisch wurde. Der Küchenchef hatte ein kleines Abendessen vorbereitet, die Tafel abgeräumt und Geschirr und Gläser in einem Lieferwagen verstaut.
    Die achtzigjährige Sofia Tauris war schon immer hart im Nehmen, und selbst wenn sie müde war, ließ sie es sich nicht anmerken. Es war viele Jahre her, daß sie alle ihre Kinder und Enkel um sich gehabt hatte. Es war ihr großer Festtag. Erst gegen zwei Uhr war endlich Ruhe.
     
    San Daniele liegt über achtzig Kilometer von Triest entfernt, und mit mindestens einer Stunde Fahrt mußte man trotz Autobahn rechnen. Proteo Laurenti war nicht ausgeschlafen, und mehrfach versperrte ihm ein tiefes Gähnen für Sekunden den Blick auf die Straße. Er ließ den Tag Revue passieren. Wie groß war seine Freude darüber gewesen, Patrizia

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