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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Höhepunkt nähern. »Während die beiden Polizisten trotz der Anwesenheit des Journalisten, den man zuvor mit stundenlangen Erläuterungen fadenscheiniger Statistiken für dumm zu verkaufen suchte, darum bemüht waren, möglichst wenig zu arbeiten, jagten die Carabinieri Verbrecher, illegale Einwanderer und das Laster. Die Poliziotti sparten auch nicht mit eindeutigen Ausdrücken über die Carabinieri.« Der Carabinieri-Offizier grinste immer dreckiger, er kam schließlich gut davon. Laurenti hingegen schäumte vor Wut. Der Questore las weiter: »Auch die Razzia im Borgo blieb ergebnislos. Vier Streifenwagen sperrten die Straßen ab und das fahrende Kommissariat wurde hinzugezogen. Doch waren nur wenige Prostituierte anwesend, obgleich es Freitag Nacht, also der Beginn des Wochenendes war, was relativ seltsam ist. Bisher herrschte an solchen Tagen Hochbetrieb. Dafür wollte es der Zufall, daß Commissario Laurenti entdeckt wurde, wie er eine der Damen ›befragte‹ (siehe Foto). Laurenti ist offiziell damit beauftragt, der Prostitution in Triest ein schnelles Ende zu bereiten. Nun drängt sich die Frage auf, ob seine Anwesenheit in dieser Nacht die Präsenz der Prostituierten und damit den Erfolg der Razzia verhindert hat. Der Commissario ist verheiratet, hat einen Sohn und zwei Töchter, von denen sich eine für die Wahl zur Miss Triest bewirbt.«
    Der Questore warf die Zeitung auf den Tisch. »Ich befürchte, Laurenti, daß Sie nachher bei der Pressekonferenz anwesend sein müssen. Man wird Sie viel fragen. Aber erzählen Sie jetzt erst einmal uns, welcher Teufel Sie da geritten hat.«
    Laurenti berichtete stockend von den Erfolgen der erhöhten Überwachung im Borgo, die der wahre Grund für die geringere Präsenz der Huren war. Er erklärte die Absprache mit dem »Piccolo«, die das Ziel hatte, daß man die Bürger durch einen Bericht über die Intensität der Polizeiarbeit beruhigen wollte, was nun allerdings völlig nach hinten losgegangen war. Und Proteo Laurenti legte dar, daß er das Vorgehen sehr sorgfältig mit Fossa, dem Leiter des Streifendienstes, abgesprochen hatte, der die besondere Zuverlässigkeit dieser beiden Polizisten, Vicentino und Greco, in höchsten Tönen gelobt hatte. Dann erzählte er von den Beschwerden der Nachbarn in der Via dei Porta, die von der Polizei zwar aufgenommen, aber nie bearbeitet worden waren. Laurenti redete schnell und entwarf einen finsteren Zusammenhang zwischen dem Verhalten Fossas und dem Bericht in der Zeitung. Proteo Laurenti sprach von Verrat.
     
    Man hatte beschlossen, über Fossa nicht außerhalb des Kreises, der beim Questore versammelt war, zu sprechen, und gleichzeitig die Möglichkeiten einer Untersuchung erörtert, ohne die Ermittlungen im Fall Kopfersberg zu stören, sollte es wirklich einen Zusammenhang mit Fossa geben. Der Questore hatte vorgeschlagen, daß man ihn in der nächsten Zeit genau beobachten müsse. Erst dann, wenn der Verdacht sich erhärtete, wollte man zu offiziellen Maßnahmen schreiten.
    »Sie wissen alle, meine Herren«, schloß er die Sitzung, »wie schwer ein einmal öffentlich geäußerter Verdacht wieder auszuräumen ist, auch wenn er sich später als unerheblich herausstellt.«
    Laurenti wußte, was er meinte. Er war schwer angeschossen. Er hatte nicht mehr viel Zeit, sich auf die Pressekonferenz vorzubereiten, und fürchtete sich davor, durch die Flure zu gehen. Es würde das reine Spießrutenlaufen werden.
    »Und die Sache mit Ihrer Tochter, Miss Triest?« fragte der Questore, als man sich längst vom Tisch erhoben hatte.
    »Das ist die einzige richtige Mitteilung in diesem Artikel«, räumte Laurenti ein.
    Der Carabinieri-Colonello grinste immer noch. Die beiden anderen wünschten ihm Glück.
    »Versuchen Sie, es zu verhindern«, sagte der Questore.
     
    Laurenti begrüßte Marietta schlecht gelaunt und winkte ab, als sie ihm in sein Büro folgen wollte, um die Sache aus erster Hand zu erfahren. Die Zeitung lag aufgeschlagen auf ihrem Schreibtisch. Laurenti schloß die Tür hinter sich. Als erstes mußte er Laura anrufen. Seine Frau hatte sowenig wie alle anderen Gäste der Party am Freitag Abend bemerkt, daß er sich für kurze Zeit davongeschlichen hatte. Immerhin lange genug, damit er den sich aufdrängenden Verdacht ausräumen mußte. Laura war noch in San Daniele beim Frühstück. Sie fluchte laut und hörte dann lange schweigend zu.
    »Das geht vorbei, Proteo«, sagte sie zum Schluß. »Das wird einige Tage hart für

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