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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Verbindungsperson zur Ausländerbehörde treffen und ihr die Unterlagen übergeben: Pässe, Personalien und Paßfotos. Einen Tag später erhielt er die neuen Dokumente, die notwendig waren für den Verkauf an die Partner in Rimini. Bruno de Kopfersberg hatte alles bestens organisiert. Mit diesen Dokumenten holte er das Doppelte ihrer Investitionen heraus. Die Kunden zahlten bar und in Dollar. Für die Russen rechnete sich gerade in der Hochsaison die Investition schnell. Die Mädchen sahen nichts von dem, was die Freier bezahlten. Viktor Drakic würde der Überbringerin der Dokumente morgen Abend einen Briefumschlag mit zehn Millionen Lire zustecken. Alle waren zufrieden, und das Risiko war gering. Ab Dienstag konnte nichts mehr passieren. Bis dahin blieben die Mädchen unter Verschluß. Doch auch diese Zeit war nicht verloren, denn bevor sie weitergereicht wurden, brauchte man sie in der Villa. Darauf mußten sie noch vorbereitet werden.

10.12 Uhr
    Einen Anruf stellte Marietta trotz seines Verbots, ihn zu stören, durch. Es war Ettore Orlando. Nachdem er ihn seines Mitgefühls versichert hatte, platzte er mit seiner Neuigkeit heraus: »Man hat Kopfersberg gefunden.«
    »Was?« Laurenti war überrascht.
    »Sie haben ihn auf der Höhe von Chioggia aus dem Wasser gezogen. Es handelt sich eindeutig um Kopfersberg. Er hat also höchstens zwei Stunden am Haken gehangen, bis es ihm die Hände abriß.«
    »Was sagst du da? Was hat es ihm abgerissen?«
    »Die Hände, habe ich gesagt. Er muß sich in irgend etwas verfangen haben. Der Autopilot hält die eingestellte Geschwindigkeit bei. Wenn etwas bremst, dann erhöht sich der Schub der Maschinen. Ist doch klar, daß dann irgend etwas reißt. Das schwächste Glied natürlich, wie immer der Mensch. Aber er sah auch sonst nicht sehr gut aus, sie haben die Bilder gerade übermittelt. Irgendein Fischlein muß Gefallen an ihm gefunden haben. Aber das ist nicht der Grund für seinen Tod. Er hatte Wasser in den Lungen.«
    »Also ertrunken. Und wie wurde er identifiziert?« Laurenti wollte die letzte Gewißheit, daß kein Irrtum vorlag. »Fingerabdrücke gab’s wohl kaum?«
    »Wo denkst du hin! Das ist sowieso schwierig, wenn einer aus dem Wasser gezogen wird. Weißt du, wie deine Finger aussehen, wenn du eine Viertelstunde in der Badewanne gelegen hast? Seine Hände oder das, was davon übrig blieb, wird man wahrscheinlich irgendwann einmal zusammen mit einer Nato-Bombe aus dem Meer ziehen. Der Mann trug eine Hose, in der seine Papiere steckten. Daraufhin waren die übrigen Tests schnell erledigt. Man mußte nicht lange suchen.«
    »Liefern sie an?« Es war der Fachjargon für die Überstellung der Leiche.
    »Wohin hättest du ihn denn gern?«
    »Am liebsten in die Via dei Porta«, sagte Laurenti.
    »Er kommt in den nächsten Tagen in Galvanos Partykeller. Bist du eigentlich froh über diese Nachricht?«
    »Ja und nein, um ehrlich zu sein. Es bleiben zu viele Fragen offen. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist die Tatsache, daß er tot ist. Sonst nichts.«
    11 Uhr – Sitzungssaal der Questura
    Innerhalb der knappen Zeit, die ihm geblieben war, hatte sich Laurenti so gut wie möglich vorbereitet. Er hielt den Bericht der Kontrollen der letzten Tage in Händen. Man hatte jeden Tag einige der Prostituierten im Borgo festgenommen, die nicht über gültige Papiere verfügten, und umgehend abgeschoben. Er verstand nicht, und würde es nie verstehen, weshalb die Damen und ihre Zuhälter dieses Risiko eingingen, denn sie wurden im Schnellverfahren außer Landes geschafft. Aber trotzdem mußte es sich irgendwie lohnen. Er fand es lächerlich, als er versuchte, eine Statistik zu erstellen: vier Festgenommene von fünfzehn Kontrollierten waren doch immerhin 26,7 Prozent, andererseits waren 15 statt 13 Huren wiederum eine Steigerung um 15 Prozent. Die Statistik hatte der Teufel erfunden, sie konnte ihm nicht helfen.
     
    Im Sitzungszimmer der Prefäktur hatten RAI und Tele Quattro die Kameras aufgebaut, zwei Mikrofone des Rundfunks standen auf dem Tisch, ferner waren sechs andere Journalisten im Raum, zwei davon vom »Piccolo«. Einer der beiden war Decantro. Er wagte es also, sich sehen zu lassen. Das war alles, was die Medien in diesem Winkel des Landes aufzubieten hatten.
    Zur Linken des Questore saß der Tenente Colonello, der mit wichtigtuerischem Zähneblecken davon berichtete, wie man die Illegalen aufgegriffen hatte und wie erfolgreich die Carabinieri ihre Arbeit

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