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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Schlüssel für den Motorroller?«
    »Hast du bezahlt?«
    »Gleich heute früh, in San Daniele auf der Post. Oma hat mir das Geld gegeben.«
    »Glückspilz!«
    Laurenti begrüßte die anderen mit einem matten Winken und bat Livia, ihm einen Kaffee zu machen. Dann ging er ins Bad, duschte lange und kam allmählich zu sich.
    Er fühlte sich jetzt besser, da seine Familie wieder da war und er sich mit Laura besprechen konnte. Eineinhalb Stunden hatte er geschlafen, viel länger, als er wollte. Es war 16 Uhr.
    Restaurant des Hotels »Duchi d’Aosta«
    Die Zivilstreife, die vor der Bank zwei Stunden auf die Rückkehr der drei Besucher gewartet hatte, war den Herren gefolgt. Sie hatten sich mit dem Wagen zum Hotel »Duchi d’Aosta« bringen lassen, wo sie zusammen zu Mittag aßen. Auch Benedetto Rallo, der Direktor der Banca Nordeste, war dabei. Rallo, dessen Foto er zufällig in der Brieftasche Eva Zurbanos entdeckt hatte und der ein enger Vertrauter des alten Kopfersbergs gewesen war.
    Mit knurrenden Mägen hatten sich die Zivilbeamten im Schatten des ehemaligen Gebäudes des Triestiner Lloyd niedergelassen und eine Zigarette nach der anderen geraucht. Viele Triestiner fragten sich, wer dem Hotel die Genehmigung erteilt hatte, auf der Piazza Unità diesen scheußlichen pavillonartigen Vorbau für das Restaurant zu errichten. Er ragte wie ein Fremdkörper auf die Piazza und zerstörte die klare geometrische Konzeption, wie sie im neunzehnten Jahrhundert angelegt worden war. Unter den alten Gebäuden, die damals dem neuen Platz weichen mußten, hatte sich auch die »Locanda Grande« befunden, in der am 8. Juni 1768 Johann Joachim Winckelmann auf seiner Rückreise nach Rom ermordet worden sein soll. Auch ein Mordfall, der einmal aufgeklärt schien und heute zweifelhaft ist. Aus jener Zeit blieb lediglich der üppig verzierte Brunnen der vier damals bekannten Kontinente erhalten. Die beiden Beamten schlenderten immer wieder zu ihm und kühlten sich die Handgelenke im Wasser. Auch Laurenti kam vorbei, auf dem Rückweg zum Büro.
    Das Mittagessen zog sich lange hin. Spartaco de Kopfersberg, Viktor Drakic, Benedetto Rallo, Vincenzo Tremani und sein Schatten Pasquale Esposito saßen noch immer im klimatisierten Pavillon und waren inzwischen beim Kaffee angelangt. Laurenti erfuhr von den Beamten, daß es fast nichts zu berichten gab, dann überquerte er die Piazza mit ihrem von der Sonne aufgeheizten Asphalt.
    Er konnte nicht wissen, daß Spartaco de Kopfersberg ihn durch das Fenster wiedererkannte.
    »Da ist der Mann«, sagte er zu Viktor Drakic und wies mit mit der ausgestreckten Hand auf Laurenti. »Der hat mir heute morgen den Koffer getragen.«
    Drakic sah Spartaco erstaunt an. »Du hast heute schon mit einem Bullen gesprochen?«
    »Polizei?« Spartaco war erstaunt.
    »Ja«, sagte Drakic, »der Typ da untersucht den Fall deines Vaters. Wußtest du das nicht?«
    »Keine Spur«, antwortete Spartaco, »er hat sich nur nach dem Boot erkundigt. Ich dachte, er wär ein Spaziergänger.«
    »Dann weiß er also, daß du in der Stadt bist.« Drakic drehte mit zwei Fingern den Ring an seiner linken Hand. »Er wird dich bald befragen. Ich wundere mich nur, weshalb er sich nicht gleich zu erkennen gegeben hat.«
    »Vielleicht war es doch ein Zufall?«
    »Niemals! Alberne Polizistentricks«, Tremani mischte sich mit scharfer Stimme ein, die anderen am Tisch verstummten sofort. »Ich bin mir sicher, daß er nicht lange auf sich warten läßt. Sie haben zwar keine Eile, aber auch keine Geduld. Und vor allem nichts in der Hand. Bleib ruhig, Spartaco, und freundlich. Es wird nicht das letzte Mal in deiner Karriere sein, daß sie dich befragen. Aber was soll passieren?«
    »Die Geschäfte gehen weiter«, erklärte Spartaco de Kopfersberg entschieden. »Mein Vater hätte es auch so gewollt.«
    »Und doch bleibt die Sache mysteriös«, sagte Benedetto Rallo. »Ihr Vater hat sich immer sicher gefühlt. Er war zuverlässig. Wer hat ein Interesse daran gehabt, ihn umzubringen?«
    »Tremani? Weißt du nicht doch etwas?« Spartaco schaute ihn lange bewegungslos an.
    »Die Antwort liegt ausschließlich bei euch!« Vincenzo Tremani war nicht aus der Ruhe zu bringen. Er schaute Drakic forschend an, aber der zuckte mit den Achseln.
    »Was schaust du mich an? Ich weiß von nichts. Die Russen waren es nicht. Mit den Freunden in Rimini habe ich gesprochen. Sie hatten keinen Grund zur Klage. Ganz im Gegenteil. Auch ich würde gerne wissen, wer unsere

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