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Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Titel: Heinrich Mueller 01 - Salztraenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Partys. Ecstasy, LSD, Kokain. Du weißt, was aus Beat geworden ist.« Er schniefte auf. »Jürgs Tochter ist nicht mehr zurückgekommen. Sie hat die Kombination verschiedener Pillen mit Alkohol nicht überlebt.«
    Nun war Müller sprachlos.
    Dann meldete sich Eichenberger ein letztes Mal zu Wort: »Als Nächster wäre der Käser von der Nassalp hinter dem Wildbärgli drangekommen. Der hat sich gebrüstet mit seinen innovativen Produkten und mich einen armseligen Ewiggestrigen genannt, der seine Familie nicht im Griff habe. Minger-Kräuter-Käse, Vehfreud-Mutschli, Galli-Kugeln und solchen Mist produziert der Mann. Und will mir mit Erneuerung kommen, der Hund. Den hol ich mir jetzt!«
    Eichenberger hatte sich in Zorn geredet und griff nach der nächsten Leitersprosse.
    »Bleib stehen!«, rief Müller. Hinter ihm zückte Spring seine Dienstwaffe und schrie: »Hände hoch!«
    Aber es war zu spät. Drei, vier kräftige Tritte brachten den schweren Mann auf die obersten Sprossen, der fünfte war einer zu viel. Die rostige Leiter brach unter dem ungewohnten Gewicht durch, Eichenberger Werner verlor – noch mit den Armen fuchtelnd – ganz langsam das Gleichgewicht und stürzte dann bedächtig zu Tal, in einer seltsam schwebenden Schwere, mit der seine Gedanken bereits zu Lebzeiten um Ehre und Rache gekreist waren.

Sonntagabend, 24.9.2006
    Im Emmentaler Kurzgraben war innert weniger Tage die Welt, wie man sie gekannt hatte, zusammengebrochen. Im Berner Breitenrainquartier hatte sich nichts verändert. Immer noch rief das Graffito dazu auf, Bush zu ticken, nach wie vor funktionierte der öffentliche Nahverkehr, der schwarze Opel stand, wo Müller ihn abgestellt hatte, die Haustüre war unversehrt. Warum auch hätte es anders sein sollen?
    Heinrich Müller führte Nicole Himmel die Treppe hinauf in seine Bürowohnung, ohne sich Gedanken über deren Sauberkeit zu machen. Baron Biber würde bei seinen wilden Spielen die Teppiche zerwühlt haben und nun friedlich auf seiner Decke schlafen. Vielleicht legte er sich ausnahmsweise zu einem von ihnen beiden auf die Knie und half bei der Entladung der Anspannung, die beide noch gefangen hielt.
    In der Küche suchte Henry nach dem Beutel mit Bavette, einer oval geformten Sorte Spaghetti, an der die Sauce besser haften sollte. Es musste improvisiert werden an diesem Sonntagabend, aber eine Büchse Pelati oder gar ein vorgefertigtes Pesto Rosso war immer im Haus, und an Wein mangelte es bestimmt nicht.
    Nicole traute den Kochkünsten des Detektivs weniger als seiner Ermittlungsarbeit, deshalb schickte sie ihn aus der Küche raus. Er musste sowieso die Katze füttern. Als er am Badezimmer vorbeikam, bemerkte er, dass er vergessen hatte, das Brot aus der Backmaschine herauszunehmen. Er öffnete den Deckel. Es sah wunderbar frisch aus, hatte aber bereits etwas Wasser gezogen, sodass nur ein klebriger Klumpen aus der Aluschale herauszuwuchten war.
    »Gibt es bei dir keine Küchen-Putzlappen?«, fragte Nicole mit einem missbilligenden Blick auf das Brot.
    »Seit meine Freundin ausgezogen ist, habe ich die abgeschafft«, antwortete Henry. »Ich hab mich noch nicht richtig umgedreht, befinden sie sich bereits in der Phase ihres Lebens, die der Kantonschemiker als gesundheitsgefährdend bezeichnet.«
    Er nahm Nicole bei der Hand und führte sie zu einer imaginären Musik zum Tanz. Sie drehten sich zwei Mal um ihre eigene Achse, blieben stehen und hielten sich an den Händen, ohne zu wissen, was daraus werden sollte.
    So ein Tanzsaal gleicht dem Weltenraume, in welchem der Weltstoff schwimmt, aber in noch ungebundenen Atomen.
    Henry und Lucy standen also eng nebeneinander, sein Arm lag auf ihren Schultern, ihre Hand auf seiner Hüfte. Sie sahen aus wie das Paar auf der berühmten Zeichnung von Paul Klee Zwei Menschen, gegenseitig ihre Speckzonen begutachtend. Obwohl, von Speckzone konnte zumindest bei Lucy keine Rede sein.
    Dann verschwand Henry in seinem Büro, lud die wenigen E-Mails auf die Harddisk, löschte den religiösen Unsinn, weil er auf keinen Fall mehr daran erinnert werden wollte, schrieb einen kurzen Bericht und eine noch kürzere Rechnung an die Versicherung und machte sich an einem Blatt Papier zu schaffen.
    Aus der Küche hörte er das Ploppen eines Korkens, vom Fensterbrett das zufriedene Schnurren von Baron Biber und dann eine helle Stimme, an die er sich bereits gewöhnt hatte und die ihn zum Essen rief.
    Henry trat in die Küche, die Hände hinter dem Rücken versteckt,

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