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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Himmel und F. K. Swiss hatten die beiden Männer beobachtet und traten näher.
    »Nimm’s nicht zu Herzen«, sagte Nicole »ein schlechter Scherz!«
    »Aber in eleganter Form, und passend, weil wir es heute Nacht ja mit einem keltischen Übergangsritus zu tun haben«, ergänzte der Künstler.
    »Ihr habt gut reden«, sagte Heinrich.
    »Du weißt ja, was der Blues-Sänger auf seinen Grabstein meißeln lässt«, versuchte Swiss Heinrich zu trösten.
    Müller schaute ihn fragend an.
    »I didn’t wake up this morning.«

Freitag, 15. Mai 2009
    Nicole und Leonie hatten ein wenig gejammert, weil sie sich nicht für männlichen Größenwahn interessierten, waren dennoch mitgekommen, zur Tatortbesichtigung, wie Heinrich es nannte. Ortstermin bei den Burgunderkriegen. Beim Tausendblumenteppich gab es bereits das erste Problem, er war für die Ausstellung über Karl den Kühnen nach Brügge ausgeliehen worden, zum ersten Mal seit 1476 außerhalb von Bern, zurück in seiner Heimat. Jedoch gab es ausgezeichnetes Bildmaterial, außerdem konnte sich Müller auf seine Erinnerung verlassen, hatte er dieselbe Ausstellung im vorangegangenen Jahr im Bernischen Historischen Museum besichtigt.
    Grandson und Murten standen heute auf dem Programm.
    »Wenn wir Schauspieler sind, müssen wir die größeren Zusammenhänge kennen«, erklärte er, als er den schwarzen Opel Astra startete.
    »Aber nicht als Darsteller in Massenszenen«, klönte Leonie, »da ist es eher hinderlich, wenn ständig einer brüllt, es sei in Wirklichkeit anders gewesen.«
    Sie fuhren durchs Berner Seeland nach Neuchâtel und dem gleichnamigen See entlang Richtung Yverdon.
    »Du führst doch irgendwas im Schilde«, begann Nicole das Gespräch. »Einfach so fährst du uns nicht in der Gegend herum.«
    »Seht ihr denn keine Zusammenhänge?«, fragte Müller. »Erst der verschwundene Teppich, die Schlossherrin als Nachkomme der alten Eidgenossen, die Tote in Murten, und nun die Verfilmung der Burgunderkriege.«
    »Bis gestern«, erklärte Leonie seufzend, »war sie noch eine verarmte Vorstadtbewohnerin, der Teppich wertloses Gerümpel, die Frau eines natürlichen Todes gestorben. Du konstruiert aus nichts einen Fall, nur damit du beschäftigt bist.«
    »Außerdem«, ergänzte Nicole, »fehlt jeglicher Beweis, dass es diesen Teppich überhaupt gibt. Die Dame hätte das Foto sonst wo aufnehmen können, zum Beispiel aus einem Buch.«
    »Aber der Teppich lag auf ihrem Fußboden.«
    »Dann hat sie eben zwei Digitalfotos ineinander kopiert. Photoshop lässt grüßen.«
    »Wie könnte man denn belastendes Material so verstecken, dass es bei einer Haussuchung nicht zu finden ist?«, fragte Heinrich mehr sich selber als die beiden Frauen. »Man müsste es als eingeschriebenes Paket auf die Post bringen und an sich schicken. Bei der Lieferung ist man nicht zu Hause oder öffnet nicht. Die Abholeinladung gilt eine Woche lang. Kurz vor Ablauf der Frist bittet man telefonisch unter einem Vorwand um eine Verlängerung, später um eine zweite Lieferung und wiederholt den Vorgang. Wie oft sich das durchführen lässt, ist unbekannt, indes, zwei Wochen sind dadurch gewonnen.«
    »Und das willst du mit einem Teppich machen? Der ist doch bestimmt ein paar Quadratmeter groß«, sagte Leonie.
    »Er müsste etwa die Maße von 1,4 Meter mal 7 Meter haben«, entgegnete Heinrich. »Eine ziemlich dicke Rolle demnach.«
    »Oh, Mann«, seufzte Nicole, »du befasst dich zu intensiv mit kriminellen Machenschaften.«
     
    Unterdessen waren sie in Vaumarcus angekommen.
    »Das Schloss, eher eine Fluchtburg mit hohen fensterlosen Mauern und Türmen, war von den Burgundern besetzt«, las Heinrich aus einer Broschüre vor. »Die Eidgenossen griffen das Schloss in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1476 an. Dies veranlasste Herzog Karl den Kühnen, seine Truppen in der Ebene von Concise zusammenzuziehen.«
    »Kann man sich schlecht vorstellen heutzutage«, sagte Leonie, »mit all den Straßen, Häusern und Weinbergen.
    »Stimmt«, entgegnete Heinrich. »Die Eidgenossen wollten hauptsächlich die 412 Mann Besatzung des Schlosses Grandson rächen, die geglaubt hatten, man gewähre ihnen freien Abzug, wie es allgemein üblich war nach Belagerungen. Doch sie wurden alle an Bäumen aufgehängt oder im See ertränkt.«
    »Dass all die wunderschönen Kostbarkeiten mit Kriegsverbrechen in Zusammenhang stehen, davon war in der Schule nie die Rede«, beklagte Nicole.
    »Dann sind die 18.000 Eidgenossen auf die 20.000

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