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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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elektronisches Bildgebungssystem, ein GPS im Kleinen, mit allen Daten, sodass man neben der genauen Gewebezerstörung auch alle relevanten Angaben wie Eintrittswinkel der Kugel und Aufprallgeschwindigkeit feststellen konnte. Das war auch beim Opfer der Murtenschlacht geschehen. Man konnte zweifelsfrei eruieren, aus welcher Richtung und mit welcher Wucht das Geschoss das Schädeldach durchdrang.
    »Im Fall von Thomas Däppen«, resümierte Spring den Bericht der Rechtsmedizin, »steht fest, dass der Schuss in gerader Linie erfolgte, demzufolge gezielt war und nicht etwa ein Abpraller.«
    Heinrich Müller atmete auf: »Das heißt, ich bin als potenzielles Opfer aus dem Rennen?«
    »Nicht unbedingt. Möglicherweise bist du kurz vor der Schussabgabe noch im Zielbereich gestanden.«
    »Doch so schnell, wie eine Kugel daherkommt«, entgegnete der Angesprochene, »hätte ich gar nicht ausrutschen und stürzen können.«
    »Das stimmt wohl«, sagte der Störfahnder. »Aber falls es dich beruhigt: Virtopsy nach dem Berner Modell wird von der US-Army bei ihren gefallenen Soldaten im Irak und in Afghanistan angewandt, damit man den Angehörigen einen unversehrten Körper bieten kann.«
    »Puh …«, murmelte Müller. »Mir egal, ob ihr vor meiner Einäscherung noch was rausnehmt. Bloß: Verkauft wird nichts ohne mein vorheriges Einverständnis.«
    Ein Hanfbier machte die Runde und fand für seinen würzig-süßlichen Geschmack breite Zustimmung, auch wenn den Frauen der leicht bittere Hopfengeruch nicht behagte.
    Pascale Meyer holte den Bericht des Gerätetechnikers hervor und fasste zusammen: »Wir kennen nun alle Geschäftspartner von Thomas Däppen. Er hat akribisch Buch geführt, doch die Verschlüsselung war nicht leicht zu knacken. Wir haben seine Listen verglichen mit den Listen der Laien, Schauspieler, Techniker und Regieleute, die an der Filmproduktion beteiligt waren, und wir haben genau wie viele Übereinstimmungen gefunden?«
    »Eine!«, jubelte Nicole.
    »Richtig«, sagte Pascale und biss in ein Stück Bauernbrot.
    »Und?« Spring reagierte nervös. »Lass dir nicht alle Würmer einzeln aus der Nase ziehen.«
    »Die Kandidatin heißt?«, fragte die Polizistin.
    »Delia Zimmermann«, schoss es aus Nicoles Mund.
    »Genau!«
    »Da werden wir Gelegenheit haben, noch mal mit dieser Dame zu sprechen«, folgerte der Störfahnder.
    »Vielleicht war dein Verdacht mit dem Perserteppich nicht so falsch«, sagte Nicole zu Heinrich.
    »Blumenteppich! Flämischer Wandbehang! Museumsstück!«
    »Es ist jetzt kurz vor Mittag«, stellte Spring fest. »Lasst uns etwas essen, um zwei beginnt die Parade der Schauspieler. Was hat die Küche zu bieten, Leonie?«
    »Ein bescheidenes Buffet steht für die Damen und Herren bereit: Chnebubrot mit Oliven, Roggenbrot und Züpfe. Dazu Justistaler Alpkäse vom letzten Jahr, Absinthe-Trockenwurst von Le Pont-du-Martel und Gemüsedips. Begleitet von weißem und rotem Vully, Zitronenwasser, Kaffee und Enzianschnaps.«
»Auf Spesen von Police Bern«, freute sich Heinrich.
    Während sie warteten, sagte Nicole: »Der Mensch ist in seiner Evolution auf ein paar merkwürdige Ideen gekommen. Zum Beispiel Brot. Was musste er nicht alles erfinden, um vom Getreide zum Brot zu kommen: Aus all den Tausenden von Gräsern jene auswählen, die durch Zucht große, essbare Körner ergaben. Mühlen, um aus den Körnern Mehl zu mahlen. Wasser und Mehl nicht nur zu Brei zu verrühren, sondern ihn zu kneten, später ihn quellen zu lassen. Öfen, um die Teige auszubacken. Brotbeläge wie Butter, Schinken, Honig, Konfitüre, Senf, saure Gurken.«
    Aus dem kleinen Garten hinter dem Haus schwappte der Geruch köstlich warmer Feuchtigkeit eines Gewitterregens durch das geöffnete Fenster in die Gaststube, trug den Duft reifenden Holunders mit sich sowie das Geräusch der schweren Tropfen, die mit sinnlicher Gewalt auf das nachgiebige Dach des Partyzelts schlugen.
    »Heute stehst du vor einer unübersehbaren Vielfalt«, spann Heinrich den Gedankengang weiter, »die allerdings gerade als zusammengesetzte Wörter für Fremdsprachige schwierig zu verstehen sind. Ist ein Bauernbrot nun aus Bauern, von Bauern oder für Bauern hergestellt? Roggen-oder Dinkelbrot scheinen mit dem Ausgangsmaterial in Zusammenhang zu stehen, Weißbrot mit der Farbe des Teigs oder dem Ausmahlungsgrad der Körner, aber Ruchbrot? Grahambrot wiederum nennt sich nach seinem Erfinder, Oliven-, Feigen-und Tomatenbrot nach einem teigfremden Inhaltsstoff,

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