Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot
Digitaltelefons nach einem bekannten Namen durchsuchte. Sie fand niemanden, notierte sich jedoch alle, damit sie bei Bedarf überprüft werden konnten. Es handelte sich wohl bei den meisten um Geschäftskontakte. Außerdem schrieb sie die letzten gewählten Nummern auf, die sie der Repetierfunktion entlockte, sowie die entgegengenommenen Anrufe.
»Das kannst du doch den Technikern überlassen«, meinte Spring.
»Gib niemals etwas aus den Händen, was du vor Augen hast«, entgegnete sie und steckte das Telefon aus. Anschließend kehrte sie den Vorgang um und sagte: »Jetzt ruf mal die Spezialisten!«
Das Display war leer, alle Eintragungen waren gelöscht.
»Was bedeutet das?«, fragte Spring. »Ist der Apparat derart gegen Zugriffe von außen geschützt, dass er die Daten bei Missbrauch löscht?«
Pascale lachte. »Es ist einfach ein billiges Telefon, dessen Speicher nur bei ständiger Stromzufuhr funktioniert. Für Technikoptimisten unvorstellbar, dass es einen totalen Datenverlust geben kann.«
»Du bist schlauer, als die Polizei erlaubt«, witzelte der Chef. »Den Laptop nehmen wir mit. Er ist passwortgeschützt. Hoffentlich finden wir darauf die Daten der Geschäftspartner.«
»Du glaubst, einer von denen verirrt sich wie unser Ex-Banker auf ein Filmschlachtfeld und lässt dort die Kugeln sprechen?«
»Wer weiß? Wenn er Millionen in Ferkel investiert und in Schweinen verloren hat …«
Pascale räusperte sich. »Angesichts der Schweinegrippe müsste man eher in Pharmaaktien als ins Fleischtermingeschäft investieren. Mein Arzt hat mir erklärt, dass ein Virus nur eine DNA-Sequenz ist, die sich in unsere Zellen einschleicht, um sich darin zu vermehren. Das Schweinegrippevirus vereint Genanteile vom Hausschwein, vom Huhn und vom Menschen.«
»Und nistet sich bei uns ein?«, fragte Spring, der sich eher wenig für Viren interessierte.
»Genau. Demnach haben wir in Zukunft alle ein bisschen Schwein in uns. Diese Entdeckung wird noch viele Menschen überraschen«, sagte die Polizistin.
»Andererseits bringt es nichts mehr, wenn du jemanden als Schwein bezeichnest oder ihm einen Saustall vorwirfst.«
Spring lachte.
»Däppen könnte natürlich angesichts dieser Umstände beim Warentermingeschäft auch auf fallende Preise gesetzt haben.«
»Aber wenn die Bauern schlau genug sind und die Produktion drosseln oder den Verkauf der Tiere einschränken, um die Preise hoch zu halten?«
»Dann hat Däppen ein Problem. Er müsste viel Geld zuschießen.«
»Wenn er sich also mit Schweinen nur auskennt, wenn sie als Schnitzel auf seinem Teller liegen, geht er Bankrott«, schloss Pascale Meyer.
»Und seine Geldgeber gehen mit«, ergänzte Spring.
»Motiv genug für einen Mord?«, fragte Pascale.
»Teils, teils – Geld jedenfalls kriegst du auf diese Weise nicht zurück. Und allein aus Rache? Dafür braucht es eine Menge krimineller Energie.«
»Warentermingeschäfte! Stell dir vor, du bist im falschen Moment unaufmerksam oder ein paar Tage krank. Eines Morgens läutet die Türglocke. Draußen steht ein Lkw-Fahrer und fragt, wo er die zehn Tonnen konzentrierten Orangensaft abladen könne und wer die Rechnung bezahle.«
»Damit wäre dein Durst für lange Zeit gelöscht.«
»Dein Bankkonto auch.«
Heinrich Müller durfte für die Detektei Müller & Himmel in Anspruch nehmen, an den Ermittlungen der Polizei beteiligt zu sein, und hatte in dieser Funktion eine E-Mail-Anfrage an das Bernische Historische Museum mit der Bitte um Auskunft betreffend des Teppichfragments gerichtet, Foto im Attachment.
Die Antwort kam bald und nicht übertrieben freundlich. Man habe im Museum andere Arbeiten zu erledigen, als von Privatpersonen Anfragen zu beantworten, bei denen der wissenschaftliche Wert eingeschränkt und nicht geklärt sei, ob es nur um Bereicherung gehe. Ausnahmsweise gebe man Auskunft, da Heinrich Müller in der Liste der Mitglieder des Historischen Vereins geführt werde.
›Philipp der Gute hat im Jahre 1465 acht Stücke eines Wandbehangs in Auftrag gegeben, sechs davon waren Wandteppiche. Wie viele davon Blumenteppiche waren, ist nicht bekannt. Diese Tapisserien unterscheiden sich von andern Wandbehängen dadurch, dass sie rein florale Muster enthalten. Beim Berner Tausendblumenteppich werden alle Pflanzen auf dunklem Grund einzeln gegeneinander abgesetzt. Es entsteht daher nicht das Bild eines Gartens, sondern eher das eines Blumenbuches, gestaltet als Teppich. Die einzelnen Pflanzen sind meist
Weitere Kostenlose Bücher