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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Pausenbrot nach dem vorgesehenen Genusstermin, Holzofenbrot nach dem Herstellungsort. Während Kreuzbrot noch Bezug auf die Form und Tessinerbrot auf die Herkunft nimmt, bedeuten Sonnen-oder Krustenring eigentlich gar nichts mehr.«
     
    Nach dem Essen begann die Parade der vorgeladenen Filmakteure. Viertelstundenweise trat jemand durch die Tür, wurde von Pascale Meyer datentechnisch erfasst und von Bernhard Spring im Beisein von Heinrich Müller und Nicole Himmel befragt.
    Lisa Plüss eröffnete den Reigen. Eine schöne, kleine, dicke, dunkelblonde Frau, deren blaue Augen ein wenig außerhalb der Horizontallinie lagen und die eine Waschfrau gespielt hatte. Beinahe durchsichtig blütenweiß waren ihre geländegängigen Hosen, und man hätte es bemerkt, wenn sie wie ihr Idol Kate Winslet ein Schamhaar-Toupet getragen hätte. Von einem derartigen Ansinnen war sie genauso weit entfernt wie von irgendeiner Ahnung in Bezug auf den Todesschuss. Allerdings kannte sie Delia Zimmermann, durch die sie zum Film gekommen war.
    »Sie hat auch diesen Kerl angeschleppt, der erschossen wurde«, ergänzte sie.
    Thierry Coudray, der Regisseur, wollte einen blasierten Eindruck hinterlassen und beschloss, gar nicht erst auf die Fragen des Störfahnders einzugehen.
    »Ich persönlich kenne nur die Hauptdarsteller. Um die Hunderte von Statisten kann ich mich nicht auch noch kümmern. Wir hatten genug zu tun mit all den Castings.«
    Er kratzte sich an seinen beträchtlichen Geheimratsecken.
    »Wenn ich Ihnen behilflich sein kann, gern, aber ich habe noch anderes zu tun.«
    »Wir kommen darauf zurück«, sagte Spring, »nur noch eins, bitte erklären Sie uns, wie der Film finanziert wird.«
    »Es gibt eine Beteiligungsgesellschaft, die von einem Börsenhändler gegründet worden ist, den ich nicht kenne. Das macht alles Frau Schneiter.«
    Die trat zum richtigen Zeitpunkt ein, sodass Coudray sich an sie wenden konnte: »Liebe Sabina, bitte erklär den Leuten von der Polizei, wie du unseren Film finanzierst. Ich geh dann. Mal sehen, ob ich das vorhandene Material wenigstens teilweise schneiden kann.«
    Sabina Schneiter von den Blackbox-Filmproduktionen trat in einem dunkelbraunen, eng geschnittenen klassischen Deuxpièces auf und verunsicherte die Männer mit ihrem strengen Kurzhaarschnitt, dem stechenden Blick und gezielter Gestik.
    »Sie können sich vorstellen, dass ich darüber nur ungern Auskunft gebe, die Finanzierung eines Filmes ist ein streng gehütetes Geheimnis. Natürlich bekommen wir vom Bund und von verschiedenen Kantonen Unterstützungsbeiträge etwa die Hälfte der Produktionskosten. Den Rest müssen wir bei privaten Sponsoren und auf dem Finanzmarkt beschaffen, was bedeutet: Verschuldung und Renditedenken.«
    »Und Ihr Bankberater war Thomas Däppen?« Es war ein Schuss ins Blaue, den der Detektiv gesetzt hatte, aber er saß wie Tells Apfelschuss.
    »Ja.«
    »In diesem Fall haben Sie ein Problem«, sagte Spring.
    »Wenn es nur eines wäre«, seufzte Sabina Schneiter. »Das Problem war Tom Däppen. Nicht, dass Sie glauben, ich hätte ihn erschießen lassen oder es gar selbst getan. Nur, ohne seine Hilfe werde ich den Film nicht in die Kinos bringen. Die Verbindlichkeiten sind bereits derart hoch, dass der Konkurs droht.«
    »Er hat Ihnen doch neues Geld versprochen«, doppelte Heinrich nach.
    »Ja. Aber er wusste nicht, wann es bereitgestellt würde. Ehrlich gesagt, ich bin am Verzweifeln.«
    Der Nächste war Pierre Roth, ein Beau, dessen Augenleuchten aus seinem Gesicht mit einem Designerbärtchen manch ein Starlet um den Verstand bringen konnte. Als Spießträger war er neben dem Opfer durch die Wiese gerannt, hatte aber nur gesehen, wie Däppen angeblich gestolpert und hingefallen war.
    Pierre Roth galt als eigentlicher Hauptdarsteller, der sich auf seine Rolle ziemlich viel einbildete. Er sollte sich nicht ins Schlachtgetümmel verstricken, sondern war dazu ausersehen, sich in die Marketenderin Sahara Burkhard zu verlieben und damit den Alltagsaspekt des Soldatenwesens zu emotionalisieren.
    Diese Sahara allerdings war keinesfalls eines der Starlets, sondern eine Powerfrau, die als Nächste eintrat, ein Vollweib mit roten Haaren, kraftvoll-geschmeidigem Körper und einem tiefschwarzen Lidstrich, der die Männer sprachlos machte. Sie war der Typ, den die Nachbarin zur Zeit der Burgunderkriege als Ketzerin und Hexe denunziert hätte, weil von ihr als Lagerdirne derart viel sexuelle Energie ausging, die offensichtlich nicht

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