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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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kann man ihnen abreißen, sie verbitten sich das ganz entschieden und sind völlig humorlos. Und schließlich werden sie, genau wie echte Polizisten, auch noch ungemütlich, schnauzen und brüllen und fassen die Leute bei den Armen, und das Ende vom Liede ist, daß sie die ganze bunte, quietschende Gesellschaft in den grünen Wagen stopfen und abtransportieren.
    Die Maler am Rhein verstehen Feste zu feiern.
    ***
    Das ist eine übermütige Ladung, die der Polizeiwagen durch die mitternächtigen Straßen schaukelt und vor dem Polizeigebäude ausschüttet. Das johlt und quakt und pfeift und singt und hallt durch die schwarzen leeren Gänge und ist nicht zur Ruhe zu bringen. Und hat eine Freude ohnegleichen.
    Rabanus und Trude sind etwas zurückhaltender. Endlich ist Kriminalkommissar Mühsam zur Stelle und beginnt, das närrische Häuflein zu sortieren und unter die Lupe zu nehmen. Natürlich die Maler! Daß die Sache aus der Kante kommt, das hat er gleich gedacht, er wollte bloß nichts sagen. Und dazu die beiden anonymen Telephongespräche – ein Glück, daß man auf die dreitausend Mark eingegangen ist. Jetzt hat man die Ernte in der Hand.
    »Die Frauenspersonen zurücktreten!«
    Die Männer werden einzeln vernommen. Es scheint kein glückhafter Fischzug zu werden. Der Eine war in der fraglichen Nacht bei seinen Eltern in Kassel. Der Zweite lag im Bett, seine Wirtin kann es bezeugen. Der Dritte hat eine Festlichkeit mitgemacht, die bis zum Morgen dauerte. So kann jeder sich über die kritische Nacht ausweisen. Wie sich das für einen gediegenen Staatsbürger ziemt. – Bleibt Rabanus.
    Mühsam erkennt ihn sogleich und reckt sich breit vor seinem Schreibtisch. »So. Aha. Sieh mal an. Da wären wir ja! Das hat sich also gelohnt, was? Sie haben wir ja schon lange auf dem Kieker. Nun legen Sie mal los.«
    »Sie haben mich bereits früher vernommen.«
    »Tja, mein Lieber, aber das ist heute was anderes. Heute sind Sie nicht Zeuge, sondern –« Er greift ein Formular: Vernehmung des Beschuldigten. Und das ist ein gewaltiger Unterschied: Einem Zeugen wird grundsätzlich alles geglaubt, einem Beschuldigten grundsätzlich nichts.
    »Kommen wir gleich zum Kernproblem: Wo waren Sie in der Nacht zwischen zwei und drei?«
    Rabanus muß lächeln. »Herr Kommissar, Sie wissen doch, ich ging spazieren und war zufällig Augenzeuge.«
    »Langsam. Sie geben also zu: Erstens, daß Sie in der Nacht nicht zu Hause waren. Und zweitens, daß Sie sich um die fragliche Stunde in der Nähe des Denkmals herumgetrieben haben.«
    »Wenn Sie es so nennen wollen. Sonst könnte ich ja keine Beobachtungen gemacht haben.«
    »Bleiben Sie mir um Gottes willen mit Ihren Beobachtungen vom Halse! Erst war es der große schlanke Herr mit steifem Hut und einem Hund, dann war es ein kleiner dicker Arbeiter mit Mütze und Bart. Also, das kennen wir. Was hatten Sie überhaupt um die Zeit auf der Straße verloren?«
    »Auch das habe ich schon gesagt: Ich ging spazieren.«
    »Gegen nächtliche Spaziergänger sind wir hier grundsätzlich mißtrauisch, Herr. Anständige Menschen liegen Nachts im Bett! – Haben Sie einen Hund?«
    »Nein.«
    »Aha! Habe ich mir gedacht. Darum haben Sie bei Ihrer ersten Vernehmung dem Täter einen Hund angedichtet. Übrigens haben Sie bei der Staatsanwaltschaft schon zugegeben, daß der Täter ohne Hund war. – Was sind Sie von Beruf?«
    »Künstler.«
    »Künstler ist kein Beruf, sondern eine Ausrede. Wovon leben Sie?«
    »Ich male, ich zeichne, ich schreibe. Bin unter anderm ständiger Mitarbeiter des ›Simplizissimus‹.«
    »Was? Sie arbeiten für ein Witzblatt?« Mühsam ist knallrot vor Eifer. »Da sind wir ja an der richtigen Ecke. – Wenn wir nun schon so weit sind, wollen wir jetzt nicht auch das – andere zugeben?«
    »Welches andere?«
    »Das mit dem Denkmal. – Wir wollen mal vernünftig reden, wir sind hier keine Unmenschen, und schließlich hat man auch Sinn für Humor, nicht wahr? Ich kann mir das gut vorstellen. Sie waren stark betrunken, wußten nicht, was Sie taten, Paragraph einundfünfzig und so weiter, man weiß ja, wie das kommt. Mal sehen, was sich machen läßt. – Nun sagen Sie schon ›ja‹, dann können Sie nach Hause gehen.«
    »Bedaure.«
    »Ich meine es gut mit Ihnen. Aber Sie müssen es wissen. Wenn Sie nicht wollen – tja, dann können Sie mal eine Zeitlang in Ruhe und Abgeschiedenheit darüber nachdenken. Sie verstehen mich doch?«
    »Ei natürlich, das erprobte Rezept:

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