Heirat nicht ausgeschlossen
und runzelte die Stirn. “Ich möchte nicht indiskret sein, aber sicher hat Tim nichts dagegen, wenn Sie erfahren, warum er Urlaub macht. Auf Alex’ Empfehlung hin fliegt er nächste Woche in die USA, um dort bei einer sehr renommierten Unternehmensberatung diverse Kurse zu belegen, in denen er seine Führungsqualitäten verbessern kann.”
“Ach so. Allerdings verstehe ich nicht, warum Alex mir davon nichts gesagt hat, bevor ich den Vertrag unterschrieben habe.”
“Vielleicht hielt er es nicht für so wichtig.”
Als Star ihre Storyboards auf dem Schreibtisch sah, deutete sie darauf. “Am besten nehme ich die gleich mit. Ich vermute, dass die PR-Kampagne verschoben wird, bis Tim wieder da ist.”
“Wie kommen Sie darauf?” Sein autoritärer Tonfall brachte sie auf die Palme. “Ganz im Gegenteil, Alex möchte, dass sie so schnell wie möglich in die Wege geleitet wird. Allerdings …” Kyle blickte von ihrem wütenden Gesicht auf die Storyboards. “… habe ich Probleme damit, auch wenn ich Ihre Ideen nachvollziehen kann.”
Aufgebracht funkelte sie ihn an. Sie hatte zwar erwartet, mit Tim darüber debattieren zu müssen – vor allem was die Kosten und ihre hochgesteckten Ziele betraf –, war jedoch davon überzeugt gewesen, schließlich seine Zustimmung zu bekommen.
“Falls Sie sich Sorgen wegen der Kosten machen …”, begann sie, aber Kyle schüttelte den Kopf.
“Die Kosten spielen zu diesem Zeitpunkt keine Rolle. Was mir allerdings Sorgen macht, sind die darin vertretenen Rollenklischees. Das Ganze hat einen schmuddeligen, fast pornografischen Touch. In den USA würde diese Kampagne keine Gnade vor der Zensur finden, und ich …”
Star glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
“Sie sind verrückt!”, unterbrach sie ihn zornig. “An meinem Entwurf ist nichts Schmuddeliges, geschweige denn Pornografisches. Wie können Sie es wagen …? Darf ich Sie daran erinnern, dass meine Kampagne für den britischen Markt konzipiert ist? Mit den hiesigen Gegebenheiten sind Sie doch gar nicht vertraut. Ich kann Ihnen versichern, dass es hier keine Probleme mit der Zensur gibt. Übrigens hat eine ähnliche Kampagne für ein anderes Produkt …”
“Die Kaffeewerbung”, unterbrach er sie grimmig. “Ja, ich weiß. Es kann sein, dass ich mich mit dem hiesigen Markt nicht auskenne, aber ich habe einige Recherchen angestellt. Wenn ich mich recht entsinne, wurden in den Spots keine halb nackten Frauen und Männer in zweideutigen Posen dargestellt.”
Sie war so aufgebracht, dass ihr das Sprechen schwerfiel. “Mein Konzept ist gut durchdacht, und die Kampagne soll eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Es ist eine Parodie, ein Witz …”
“Ein Witz? Würden Sie es immer noch für einen Witz halten, wenn die Rollen vertauscht wären und die Frauen sich ausziehen würden, um sich dann von ihren Kollegen anmachen zu lassen?”
Jetzt hatte Star wirklich genug.
“Du meine Güte!”, rief sie und stürmte zum Schreibtisch, um die Akten einzusammeln. “Glauben Sie ja nicht, ich wüsste nicht, warum Sie das tun. Ich wette, Sie konnten es nicht abwarten, endlich herzukommen und mir das Leben schwer zu machen, stimmt’s? Sie wollen mir damit eins auswischen, weil es Ihren männlichen Stolz verletzt hat, dass …”
“Dass was?” Kyle sah sie plötzlich so eindringlich an, dass sie den Blick nicht abwenden konnte. “Dass ich Ihr Angebot, mit Ihnen zu schlafen, ausgeschlagen habe? Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass die Männchen lieber selbst jagen?”
“Sie haben behauptet, Sie seien anders als andere Männer”, erinnerte sie ihn.
“Nein, das habe ich nicht. Ein Psychiater hätte seine wahre Freude an Ihnen, denn Sie sind ein echter Paradefall: das arme kleine Mädchen, das von seinem Vater abgelehnt wurde und zu einer Männer hassenden Emanze wird, um so den Schmerz zu verarbeiten. Es zeigt sich sogar in Ihrer Arbeit. Werden Sie dessen denn niemals überdrüssig, Star? Müssen Sie ständig neue Möglichkeiten ersinnen, wie Sie die Männer bestrafen und lächerlich machen können?”
“Meine Gefühle haben nichts mit meiner Arbeit zu tun”, widersprach sie.
Noch nie hatte jemand so offen und schonungslos mit ihr gesprochen. So viel also zu seiner angeblichen Ritterlichkeit, von der Sally geschwärmt hatte.
“Dasselbe gilt auch für mich”, erklärte Kyle leise.
Zu ihrem Leidwesen konnte Star seinem Blick nun nicht länger standhalten.
Obwohl er so liebenswert wirkte, war er andererseits sehr
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