Heirate mich, Prinzessin!
den „Bonus“ nicht bekam.
Die Überzeugung, dass sie es schaffen würde, gab ihr neuen Mut. Entschlossen sprang sie auf und wollte gerade ihre Suite verlassen, als ihr Antonia den Weg vertrat. Ihre Miene verriet, dass sie höchst ungehalten war.
„Kannst du mir bitte sagen, warum du immer noch hier bist, Clarissa? Signor Selvaggios Abgesandte warten seit Stunden auf dich.“
„Und wieso hast du mich dann nicht sofort aus dem Bett geholt?“, konterte Clarissa.
„Das habe ich mehrmals versucht, aber du hast dagelegen wie tot. Vollständig angezogen. Irgendwann hab ich’s aufgegeben“, antwortete die Vertraute.
„Na ja, du scheinst ja trotzdem Erfolg gehabt zu haben, denn ich weile ja schließlich wieder unter den Lebenden.“
„Was ist los mit dir, Clarissa? Du hörst dich an, als hättest du Drogen genommen.“
„Wenn du darunter eine Überdosis Arroganz und Testosteron verstehst, dann liegst du gar nicht so falsch.“
Mit einer Mischung aus Besorgnis und Verständnislosigkeit schaute Antonia sie an. „So habe ich dich noch nie erlebt, Clarissa. Bist du krank, oder willst du nur davon ablenken, dass du einen Mann wie Signor Selvaggio seit Stunden warten lässt?“
„Ach, Frauen kommen doch immer zu spät“, lenkte Clarissa ab. Sie liebte Antonia heiß und innig, obwohl sie von ihr mit geradezu militärischer Strenge erzogen worden war.
„Signor Selvaggio hätte Grund zu der Annahme, dass du ihn versetzt hast“, erwiderte die Hofdame grimmig. „Du solltest froh sein, dass sich ein Mann von seinem Format für dich interessiert. Seit sechs Jahren frage ich mich, weshalb du dich ihm gegenüber so abweisend verhältst.“
„Ach, du also auch“, seufzte Clarissa. „Und weshalb hast du dann nicht versucht, meine Meinung über ihn zu ändern?“
„In dieser Hinsicht sind mir die Hände gebunden. Du weißt, warum“, erklärte Antonia mit gesenkter Stimme.
Clarissa wusste, was sie meinte. Antonia war Hofdame ihrer Mutter Angelica gewesen und hatte mit ansehen müssen, wie die junge Frau dazu gebracht worden war, eine Zweckehe einzugehen, an der sie schließlich zerbrochen war.
Seufzend fügte die Vertraute hinzu: „Du bist seit Langem erwachsen und kannst deine Entscheidungen selbst treffen.“
Spontan umarmte Clarissa ihre ehemalige Kinderfrau. „Als ob dich das jemals davon abgehalten hätte, mir Ratschläge zu erteilen, bambinàia .“
Antonia erwiderte die Umarmung kurz, doch dann löste sie sich und sagte: „Du hast recht. Und was Signor Selvaggio betrifft, werde ich meinen guten Vorsatz jetzt aufgeben. Sei kein Dummkopf, Clarissa, und schnapp ihn dir.“
„Du hast anscheinend keine Ahnung, wer er ist, oder?“, fragte Clarissa.
„Wenn du damit meinst, dass er ein unehelicher D’Agostino ist, dann kann ich dir sagen, dass ich das weiß.“
Clarissa verzog das Gesicht. „Scheint, als sei ich die Letzte gewesen, die es erfahren hat. Aber ich meinte seinen Charakter.“
„Er ist ein höchst vielschichtiger Mann, und deswegen passt er gut zu dir, Clarissa.“
„Falls du damit sagen willst, dass ich ebenfalls vielschichtig bin – danke für das Kompliment. Das Problem mit solchen Männern ist, dass sie wahnsinnig viele gute Eigenschaften besitzen. Allerdings auch ein paar, die mich abstoßen. Wie zum Beispiel Arroganz und Rücksichtslosigkeit.“
„Würdest du es rücksichtslos nennen, wenn ein Mann wie Ferruccio Selvaggio es dir übel nähme, wenn du ihn versetzt?“, wandte Antonia ein. „Du hast einen offiziellen Auftrag, Clarissa, und du kannst froh sein, wenn Signor Selvaggio sich nicht beim König über dich beschwert.“
„Er sollte froh sein, wenn ich überhaupt komme“, erwiderteClarissa heftig. „Im Übrigen hat eine Prinzessin das Recht, zu spät zu kommen.“
Nachdenklich runzelte Antonia die Stirn. „Hat dich in letzter Zeit jemand einer Gehirnwäsche unterzogen?“
Clarissa zuckte die Achseln. „Wenn man mit Ferruccio zu tun hat, bekommt man seltsame Anwandlungen.“
Einen Moment lang musterte die Vertraute ihren schmollenden Zögling aufmerksam. „Du spielst die verzogene Prinzessin und versuchst damit, ihn loszuwerden, nicht wahr?“ Plötzlich jedoch begriff sie und rief erstaunt. „ Dio mio , dass ich das nicht gleich kapiert habe! Du bist verrückt nach diesem Mann!“
Dieser erfahrenen, klugen Frau konnte Clarissa nichts vormachen, deshalb versuchte sie es auch gar nicht. „Ich wäre verrückt, wenn ich ihn mir ‚schnappen würde‘, wie
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