Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
Vom Netzwerk:
Ich fragte mich, ob der Muff nur Muff oder echter Schimmel war. Wir gingen noch ein paar Schritte, und mein linker Fuß verfing sich in einer zerfledderten Plastiktüte.
    »Vor jeder Feier fegen wir natürlich noch mal durch.«
    Aha.
    »Ich frage mich«, sagte Georg langsam, »ich frage mich, wie hier hundert Leute reinpassen sollen. Für mich sieht der Raum nach vierzig Sitzplätzen aus.«
    »Nein, nein«, sagte Frau Holler beschwichtigend. »Achtzig Leute an Bierbänken sind kein Problem, und außerdem«, sie ging auf eine kleine Tür an der rechten Seite des Raumes zu und stieß sie auf. »Und außerdem können wir hier noch vierzig Leute reinsetzen.«
    Ich sparte es mir, das Chaos in dem dunklen Nebenraum genauer zu betrachten. Georg machte ein paar Schritte rückwärts und murmelte etwas davon, dass er das nicht ganz ideal fände, wenn man eine Hochzeitsgesellschaft auseinanderreißen und auf zwei Räume verteilen müsste.
    »Na ja, das ist Ansichtssache«, sagte Frau Holler, »wenn man die Verbindungstür offen lässt, dann könnte man durchaus …«
    Aber da flüchteten wir bereits ins Freie.
    »Also, ich würde vorschlagen, dass Sie das alles jetzt mal ein bisschen sacken lassen«, sagte Frau Holler, nachdem sie die Lichter gelöscht und das Tor verschlossen hatte und wir uns draußen vor dem Gutshaus wieder trafen. »Und wennSie sich entschieden haben, dann rufen Sie einfach an, ja?«
    Wir nickten zustimmend, bedankten uns artig und wollten uns schon auf den Weg zum Wagen machen, da drehte sich Georg noch einmal um.
    »Entschuldigen Sie!«
    »Ja?«
    »Ob wir von dieser Leberwurst wohl ein, zwei Gläser mitnehmen könnten?«
    »Ja, gerne, eines kostet 4 Euro 80, wie viele wollen Sie denn?«
    »Vielleicht drei oder vier?«
    »Gut, ich komme gleich wieder«, flötete sie, drehte sich um und ging auf das Haus zu. Blitzschnell überschlug ich, wie viel Bargeld ich noch im Geldbeutel hatte.
    »Machen Sie sechs draus!«, rief ich ihr nach. Georg sah mich erstaunt an. Dann fügte er hinzu: »Und vielleicht noch ein paar von diesen köstlichen Keksen!«

    Unser nächster Termin war in Schloss Reinershof. Lala war dort auf einer Hochzeit gewesen, von der sie sehr geschwärmt hatte: romantisch heruntergekommenes Schloss, eine Art verstaubter Laura-Ashley-Style, Feiern bis zum Morgengrauen, das ganze Schloss zur freien Verfügung, und das alles auch noch schwarz und zu einem Spottpreis. Eine befreundete Stylistin hatte dort ihre Hochzeit gefeiert, ich weiß nicht mehr, ob sie bei Elle, bei Vogue oder sonst wo war. Eine Stylistin auf alle Fälle, die dem Vernehmen nach mit Kostas Murkudis befreundet war.
    »Okay, wohin?«, fragte Georg und rollte zurück auf die Dorfstraße.
    »Erst mal zurück auf die B 189 bis Wittstock und da dann auf die A 19 Richtung Rostock.«
    »Wie weit insgesamt?«
    »Gute Stunde von hier, schätz ich mal.«
    Georg gab Gas. Ich fand, dass wir inzwischen richtig gut eingespielt waren, ich die Karte auf dem Schoß, er am Lenkrad. Wir wechselten nur wenige Worte. Man muss nämlich nicht groß rumreden, wenn man ein gemeinsames Ziel hat.
    Hach, was macht einen die Ehe weise. Schon vorher!
    »Nächste links!«
    »Rechts halten!«
    »Über den Kreisverkehr da vorne geradeaus rüber!«
    Ohne größere Probleme fanden wir zur Autobahn. Der Verkehr war dicht. Nervöse Fahrer, die sich ihren Weg durch den Schneematsch bahnten.
    »Wo gehen denn hier die Scheinwerfer an?«, fragte Georg hektisch, nachdem er eine Zeit lang an den Knöpfen neben dem Lenkrad herumgefummelt hatte.
    »Die Scheinwerfer sind an, Schatz. Schon den ganzen Tag.«
    »Oh«, sagte Georg und legte die Hände wieder aufs Lenkrad. »Mann, ist die Sicht beschissen!«
    Er wurde nervös, das war nicht zu übersehen. Ein typischer Ruhrpottie. Zucken bei Kohlenstaubexplosionen nicht mit der Wimper, aber kaum bedeckt eine Raureifschicht die Straße, packen sie vor lauter Angst Schuhe mit Spikes aus. Klar, der Schneefall war heftiger geworden, es hatte zu dämmern begonnen und man sah nicht mehr besonders weit, aber das war doch längst kein Grund, sich anzustellen, als sei man mit einem Rennrad in der Arktis unterwegs.
    »Wir sind bald da. Die übernächste Abfahrt und dannvielleicht noch dreißig Kilometer«, beruhigte ich ihn, obwohl ich wusste, dass es mindestens fünfzig waren.
    Georg ächzte.
    »Können wir da eigentlich übernachten, in diesem Schloss Reinersdorf?«
    »Reinershof«, verbesserte ich ihn. »Na ja, weißt du, es ist kein

Weitere Kostenlose Bücher