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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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Hotel im eigentlichen Sinne, aber Jo hat gesagt, es sei überhaupt kein Problem, ein Bett für uns zu finden.«
    »Wer zum Teufel ist Jo?«
    »Der Schlossherr. Hab mit ihm telefoniert vor ein paar Tagen. Er rechnet um fünf mit uns.«
    Es war halb sechs, als wir endlich durch die Toreinfahrt des Schlosses bogen, aber angesichts der Witterungsverhältnisse war es erstaunlich, dass wir es überhaupt geschafft hatten. Mindestens vierzig Zentimeter Neuschnee waren in den letzten Stunden gefallen – wir erkannten erst auf den zweiten Blick, dass die Auffahrt vor dem Schloss völlig zugeparkt war. Ein Wagenchaos, das im Weiß versunken war. Ich überzeugte Georg, den Leihwagen einfach irgendwo in den Park zu stellen, es war sowieso nicht mehr zu erkennen, wo oben und unten war.
    »Ich dachte, das hier sei kein Hotel«, sagte Georg mürrisch. Er bekommt grundsätzlich schlechte Laune, wenn er keinen ordentlichen Parkplatz findet.
    »Ist es auch nicht.«
    »Warum stehen hier dann so viele Autos?«
    »Scheint eher so, als sei hier gerade eine Party. Hörst du?«
    Aus dem ersten Stock des Schlosses dröhnte Musik.
    »Gianna Nannini«, knurrte Georg verächtlich.
    »Na komm«, sagte ich und zupfte ihn am Ärmel. »Wir suchen erst mal diesen Jo.«
    Wir stapften die riesige Freitreppe hoch, stemmten diemit Schnitzereien verzierte Flügeltür auf und blinzelten ins Halbdunkel. Auf einer Sofagruppe in der stuckverzierten Eingangshalle hing eine Gruppe lustig plaudernder Italiener herum und trank im Schein eines Teelichtermeeres Bier. Es sah fröhlich und friedlich aus, wie sie da saßen. In Gedanken tauschte ich die Italiener gleich gegen unsere eigenen Gäste aus – eine Vorstellung, die mir durchaus gefiel.
    »Hallo«, lächelte ich, »könnt ihr uns sagen, wo Jo ist?«
    »Ciao«, riefen die Italiener, »ciao, bellissima!« Sie waren wohl ziemlich betrunken. Und das um die Uhrzeit!
    »Do you know where Jo is?«, versuchte ich es noch einmal.
    »Yo? Yo!«, antwortete das Mädchen, das sich auf die Schöße von drei nebeneinandersitzenden Jungs drapiert hatte. Sofort riss der Rest der Gruppe die Beck’s-Flaschen in die Höhe und rief: »Yo, yo!«
    »Yo«, antwortete ich nervös lachend, machte das Peace-Zeichen und zog Georg über den etwas abgewetzten roten Teppich die mit einer Lichterkette beleuchtete Treppe hinauf zur nächsten Flügeltür. Die Musik wurde lauter. Eros Ramazzotti. O weh. Ich spähte zu Georg hinüber, auf dessen Stirn eine Ader bedenklich weit hervorgetreten war.
    »Guck mal, wie niedlich!«, rief ich, um ihn abzulenken, und deutete auf den Teddybären, der mit einer Schleife um den Hals auf einem Klubsessel in der Ecke saß, aber Georg ließ sich nicht ablenken und verzog das Gesicht. Die Ader auf seiner Stirn begann deutlich sichtbar zu pulsieren. Eros Ramazzotti ist in Georgs Augen der schlimmste aller Italiener, unmittelbar gefolgt von Jovanotti. Ich finde, er hat da das rechte Maß verloren. Silvio Berlusconi zum Beispiel ist doch eindeutig schlimmer. Jovanotti finde ich eigentlich sogar ganz süß.
    »Ich hab die Handynummer von Jo, ich ruf ihn einfach an«, flüsterte ich eilig, zog mein Handy aus der Tasche, wählte die Nummer und lauschte in den Hörer.
    »Es klingelt!«
    Es klingelte und klingelte und ich wollte fast schon auflegen, als sich endlich eine Stimme meldete, die nach Tom Waits in seinen wirklich dunklen Zeiten klang.
    »Oh, ah, ihr seid schon da? Uh, äh, Moment mal, hab eben noch geschlafen, sorry, äh, war gestern echt ’ne lange Nacht. Bleibt, wo ihr seid, bin gleich da, ja?«
    Eine Viertelstunde später schlurfte uns ein Mann mit langen, zerzausten Haaren und Dreizehn-Tage-Bart entgegen.
    »Hi, ich bin Jo.«
    Die Wasserperlen in seinen Haaren verrieten, dass er sich mal eben schnell überm Waschbecken frisch gemacht hatte. Immerhin. Ansonsten sah er aus, als sei das Sauberste, womit sein Körper in den letzten Tagen in Kontakt gekommen war, eine Flasche Wodka gewesen. Seine Fahne hätte uns eigentlich schon auf der Autobahn entgegenschlagen müssen.
    »Tut mir leid, Leute. Hatte völlig vergessen, dass wir dieses Wochenende eine Party haben. Italiener. Irgendein Geburtstag. Sind schon seit vorgestern da.«
    »Ach, Italiener?«, sagte Georg spitz.
    »Ja. Na ja. Ich zeig euch mal alles.«
    Als er uns durch das Schloss führte, verstand ich sofort, warum diese Stylistin ihre Hochzeit hier gefeiert hatte. Dutzende Kerzen brannten im Treppenhaus, alles war voll mit antiken Möbeln,

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