Heiraten für Turnschuhträgerinnen
Hochzeitsgäste reservieren
– Zimmer für die Hochzeitsnacht reservieren
– Einladungskarten auswählen/versenden
6–7 Monate vorher
– Alle Dokumente komplettieren und zur Hochzeit anmelden
– Hochzeitsgarderobe auswählen
– Menüvorschläge des Restaurants einholen
– Fotograf abklären
– Tischdekoration
– Platzkarten
– Menükarten
3–5 Monate vorher
– Kirchliche Trauung mit Pfarrer besprechen
– Hochzeitsmenü/Apéro bestellen
– Wunschliste erstellen und in Umlauf bringen
– Flitterwochen planen/Urlaubsantrag stellen
– Programm für den Hochzeitstag festlegen
– Apéro bei der Kirche
– Hochzeitstorte bestellen
– Rechtsanwalt für Ehevertrag konsultieren
– Versicherungen überprüfen
– Eheringe auswählen
2 Monate vorher
– Polterabend planen und organisieren
– Blumenschmuck für die Kirche/das Restaurant
– Brautstrauß bestellen
– Ansteckblumen oder Karten mit oder ohne Namen
– Dankeskarten auswählen
– Hochzeitsgarderobe anprobieren und falls nötig ändern lassen
– Termin bei Friseur vereinbaren
– Make-up auswählen (mit Visagist)
1 Monat vorher
– Tischplan erstellen
– Geschenkliste führen
– Solariumsbesuche beginnen
– Redner briefen
– Spiele vorbereiten
– Schuhe einlaufen
nach der Hochzeit
– Dankeskarten versenden
Heute Vormittag habe ich mir diese To-do-Liste aus dem Internet ausgedruckt. Mist. Warum habe ich mich in den letzten zwei Wochen keinen Strich um die Hochzeit gekümmert? Ich meine, das ist ja nun wirklich nichts Neues, dass man spätestens ein halbes Jahr vor der Hochzeit mit der Planung anfangen soll, und was mache ich? Milchkaffee trinken, Kuchen mümmeln, von der Hochzeit träumen und zwischendurch schwachsinnige Texte über hautstraffende Gesichtsseren schreiben. Über Körpergels mit Mikroperlen. Und regenerierende Pflanzenextrakte in getönten Tagescremes. In nicht mal zweieinhalb Monaten heiraten wir, und abgesehen davon, dass wir eine Location haben, sind wir noch keinen Schritt weiter. Laut Plan sind wir selbst für die Tischdekoration zu spät dran – aber wie soll ich mich denn um Platzkärtchen kümmern, wenn wir noch nicht einmal unsere Gäste eingeladen haben?
Seit zwei Stunden klicke ich mich jetzt schon durch das Internet-Angebot der verschiedenen deutschen Glückwunschkarten-Hersteller. Also, es ist ja nicht so, dass ich wahnsinnig viel von Design verstünde, aber ich habe immerhin genügend Geschmack, um zu erkennen, dass die Leute, die bei Einladungskartenfirmen arbeiten, keine Grafik-Designer sind. Jeder Telefonbuch-Layouter versteht mehr von Gestaltung!
Am Anfang dachte ich noch, ich müsste nur länger suchen, doch nach einer Weile wurde mir klar, dass das die Wahrheit ist: die Wahrheit über Deutschland. Schäbig gezeichnete Rosen, schäbig abfotografierte Goldringe, schäbig flott aufs Papier geworfene Herzchen. Die Karten heißen Grit oder Grazia, Doritt oder Wenke. Die dominierenden Farbtöne: Altrosa, Hautrosa, Plastikrosenrosa, Apricot, Melone, Flieder. Beliebt sind auch Einladungskarten mit Diddlmaus. Oder mit Snoopy. Snoopy! Na gut,als H&M-Kundin hätte ich es ahnen können. Da hängen ja schon seit Jahren Snoopy-Schlüpfer, mit schockierender Beharrlichkeit und in erstaunlicher Auswahl.
Ich klicke mich weiter, bis ich eine Karte mit zwei Sektgläsern sehe, in denen herzförmige Bläschen aufsteigen. Verzweifelt greife ich zum Hörer.
»Schatz!«
»Was ist denn?«
Ich muss erst durchatmen und vernehme dabei deutlich, wie Georg unbeirrt weiter in seinen Computer tippt.
»Es ist alles so schrecklich«, wimmere ich.
»Aber was denn?«
Das Tippen verstummt.
»Diese Einladungskarten, die es im Internet gibt. Die sehen alle aus wie von Schreibwaren Meiser, wo meine Oma immer ihre Geburtstagskarten gekauft hat.«
»Wie, und da gibt’s nichts Modernes?«, fragt er und tippt weiter.
»Modern? Weißt du, was in Deutschland modern ist? Das, was in der Junges Wohnen -Abteilung bei Möbel Roller rumsteht!«
Georg schweigt. Ich weiß genau, was jetzt in seinem Kopf vorgeht. Wir hatten uns vorgenommen, um unsere Hochzeit nicht so ein Irrsinnsbrimborium zu machen, sondern ganz cool zu bleiben und alles so schlicht und unauffällig wie möglich zu halten.
»Aber Lotte, es wird doch irgendeine schlichte, unauffällige Einladung geben!«
»Gibt es aber nicht!«
Georg schweigt. Irgendwann sagt er: »Hm.«
»Hm? Hmmmm??? Was soll ich denn jetzt machen? «
»Vielleicht
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