Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
sich zwischen ihren Fingern zu winden und zu zappeln, als wehrte es sich gegen seine Zerstörung, und tausend Schreie gellten durch ihren Schädel und zerrten an ihren angespannten Nerven. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr Mund war viel zu trocken.
»Cat?« Die schläfrige tiefe Stimme schreckte sie auf und brachte sie in Bewegung.
Bevor Aidan sie daran hindern konnte, warf sie Kilronans Tagebuch ins Feuer.
Aidans Knie gaben nach, ein Chor von Tausenden von Stimmen schallte ihm durch den Kopf und ließ ihm keinen Platz zum Denken mehr. Selbst zu atmen, um seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und Blut durch seine Herzkammern zu schicken, schien eine monumentale Anstrengung zu sein.
Dann verhallten die Schreie, bis nur noch eine einzige Stimme am Rande seines Bewusstseins schwankte. Eine Stimme, in der er ebenso seine eigene erkannte wie auch die, die er zuletzt aus einem heftigen Küstensturm herausgehört hatte. Die Stimme war der Geist seines Vaters, der ihn Stück für Stück zermürbte und zerrüttete.
»Welche Enttäuschung!«, wütete die Stimme. »Du Versager!«
Die Beschuldigungen trafen ihn mit der Kraft des lebenslangen Wissens, das dahinter lag.
»Wie wertlos!«
»Cat«, murmelte er. Seine Kehle war wie zugeschnürt, seine Finger verkrampften sich gegen die brennende Zündschnur, die sich zischelnd den Weg in sein Innerstes zu bahnen schien, vorbei an Venen und an Adern, die wie in Säure getaucht waren. »Das Tagebuch.«
Er schloss die Augen gegen die fürchterliche Übelkeit, die ihn befiel, als die Erde unter ihm nachgab und ihn in tiefste Dunkelheit hinunterstürzen ließ. Cats Schreie waren das Letzte, was er hörte.
»Er will Sie sehen.«
Noch immer in Nachtkleidung, nach Rauch riechend und das schwelende Tagebuch an die Brust gedrückt, erhob sich Cat von ihrem Platz, um Jack zu folgen.
Mit einer Verbeugung ließ er sie in Aidans Zimmer vorangehen, aber seine Zuvorkommenheit war voller besorgter Untertöne.
»Sei nicht zu hart zu ihr, Cousin«, waren seine letzten Worte, bevor er die Tür hinter sich zuzog und Cat und Aidan allein ließ.
Er lag nicht im Bett, sondern saß auf einer Bank in der Fensterlaibung, wo das Mondlicht Schatten unter seine dunklen Augen warf und einzelne Strähnen seiner Haare wie Kupfer schimmern ließ. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
»Du siehst genauso aus damals, als ich dir zum ersten Mal begegnet bin«, bemerkte er. »Wie ein in die Enge getriebenes Tier, das seine Krallen ausfährt und die Zähne bleckt.«
Auch seinem Ton war nichts über seine Stimmung zu entnehmen. Er klang müde, aber das war auch schon alles.
Cat versuchte sich zu entspannen, aber es war, als presste ihr ein stählernes Band die Brust zusammen. Sie konnte nicht einmal mehr atmen, während sie auf Aidans Ausbruch wartete. »Ich wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Ich wollte nur ...«
»Aber es hat nicht funktioniert, nicht wahr?«
Die Sanftheit seiner Frage schmerzte mehr, als jeder barsche Vorwurf es getan hätte. Verbranntes, gesprungenes Leder und versengte Buchdeckel knisterten, als ihre Finger sich in den Samt bohrten, in den das Tagebuch eingeschlagen war. »Du wusstest, dass es nicht verbrennen würde?«
In einer unbestimmten Geste zog er eine Schulter hoch. »Es war mehr ein Gefühl als eine Sicherheit. Mein Vater wollte, dass dieses Tagebuch ihn überlebte. Er hatte es mit Schutzzaubern belegt, um sicherzugehen, dass es das tat.«
»Aber warum hatte mein Versuch, es zu vernichten, Auswirkungen auf dich, aber nicht auf mich?«
Er stand auf und streckte ihr eine Hand hin, die sie aber ignorierte, weil es nicht gut wäre, ihn zu berühren, wenn sie sich von der Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, befreien wollte.
Als er ihre ablehnende Haltung sah, ließ er die Hand wieder sinken. Wieder zuckte er auf diese unbestimmte Art die Schultern und warf einen langen, rätselhaften Blick ins Dunkel. »Ich bin durch Blutsbande an dieses Buch gebunden. Durch Familienbande, fehlgeschlagene Hoffnung und unerfüllte Träume. Es ist ebenso sehr ein Teil von mir, wie ich ein Teil von ihm bin. Meinem Vater war klar, dass ich es irgendwann finden würde, und er wusste, dass mir dann nichts anderes übrig bleiben würde, als es übersetzen zu lassen.«
Diesmal war es Cat, die den Blick abwandte. Es war kein guter Moment, um ihm von ihrer Entdeckung zu berichten. Aber es war jetzt oder nie, ihr blieb gar keine andere Wahl. »Ich kann es nicht mehr lesen.«
»Aber
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