Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
war.« Daz zog einen Stein heraus und drehte ihn in seiner Hand. »Es ist noch nicht vorbei. Noch immer nicht ...«
»Wer?«, fragte Aidan, der kaum zu atmen wagte aus Angst, den alten Mann aus seinen Überlegungen zu reißen. »Wer lebt noch, der von dem Tagebuch weiß? Wer hat die Macht, einen Soldaten aus Domnu auferstehen zu lassen? Was ist so besonders an diesem Tagebuch?«
»Wir flüchteten, versteckten uns. Flohen wie Ratten von einem sinkenden Schiff. Aber sie fanden uns und jagten uns. Einen nach dem anderen.«
»Wer?«, unterbrach Aidan. »Wer flüchtete?«
»Er überlebte seiner Schläue wegen. Seiner Heimlichtuerei. Mich bedauerten sie und verschonten mich. Ich war nicht viel wert. War nie viel wert.« Daz’ Atem kam jetzt schnell und flach, seine Brust hob und senkte sich, als würde er von bösen Erinnerungen verfolgt. Seine Augen waren starr geworden und glühten wie Kohlen im Feuer. »Und der junge Brendan?«, zischte er. »Wo ist er? Hat er überlebt? Oder hat er das Ende gefunden, das sie für ihn geplant hatten?«
Aidan beugte sich mit wild klopfendem Herzen vor. »Welches Ende? Was hatten sie für ihn geplant?«
»Die Neun waren sich einig. Die Neun sind nicht mehr. Der Hochkönig bleibt so lange verloren, wie das Tagebuch verloren bleibt.«
Der Schürhaken landete klirrend im Kamin, als Daz ihn jäh hineinwarf. Mit einem angstvollen Aufstöhnen riss er seinen Blick vom Feuer los, stolperte zur Tür und ließ den Stein fallen, der unbeachtet unter einen Tisch rollte.
Als hätte sie gelauscht, trat die Haushälterin Daz in den Weg, legte ihm den Arm um die Schultern und flüsterte ihm beschwichtigende Worte zu, die Aidan allerdings nicht hören konnte, da sie zu leise sprach. Dann maß sie ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Sie haben ihn aufgeregt. Sie und Ihre Fragerei.«
»Ich muss wissen, was Daz weiß«, beharrte er. »Es gibt jemanden da draußen, der hinter diesem Tagebuch her ist und ...«
»Können Sie nicht sehen, was Sie mit Ihren Fragen anrichten?«, fauchte sie empört. »Wie weh ihm die Erinnerungen tun? Lassen Sie es gut sein. Was geschehen ist, ist geschehen. Die Neun sind tot und vergessen. Belassen wir es dabei.« Den Arm noch immer fest um Daz gelegt, begann sie ihn hinauszuführen.
»Sind Sie so sicher?«, schrie Aidan ihr nach. »Oder lebt doch noch einer, der mit dem ganzen Wahnsinn noch einmal von vorn beginnen will?«
Und Gott helfe ihm, aber er wollte nicht mal daran denken, dass dieser Jemand ... Brendan war?
Der Mann sammelte wie eine verdammte Elster.
Die Hände auf den Hüften, die Lippen zusammengepresst, um nicht die Flüche herauszulassen, die ihr auf der Zunge lagen, blickte Cat sich in ihrem Zimmer um.
Kisten und Fässer. Truhen und Taschen. Stapel von Büchern und Bündel von Zeitungen und Magazinen. Kaputte Tische. Stühle, die ein neues Flechtwerk brauchten, und Sessel mit zerrissenen Kissen. Sogar eine verrostete Rüstung mit einer tödlich aussehenden Pike stand in einer Ecke.
Aus diesem Meer aus Gerümpel erhob sich das Bett wie eine kleine, saubere Insel. Es war mit frischer Wäsche bezogen, eine neue Überdecke lag darauf, und sogar die Kissen waren aufgeschüttelt. Auch eine Wasserschüssel und ein Krug standen auf dem einzigen unversehrten Tisch im Raum.
Zumindest hatte Maude sich bemüht.
Nachdem Cat ihren Umhang auf einem Berg von Trödel abgelegt hatte, schlängelte sie sich durch das Durcheinander, stieg ins Bett und war froh, dass sie nicht schon wieder vor Morgengrauen zu einem weiteren Tag im Sattel aufstehen musste. Inzwischen war sie so durchgeschüttelt vom Reiten, dass jeder Knochen sich von seinem natürlichen Platz entfernt zu haben schien, und sie hatte Muskeln entdeckt, von deren Existenz sie bisher nicht einmal gewusst hatte. Und alle waren wund.
Sie schloss die Augen, aber das verstörende Bild von William Danvers und Aidan in vertrautem Gespräch erstand vor ihr und schreckte sie wieder auf. Was hatte dieser verdammte Schwätzer ihm erzählt? Aidan hatte das Thema nicht wieder angeschnitten, und sein Schweigen war aufreibender als jede Auseinandersetzung. Würde er ihr Vorhaltungen machen, könnte sie sich verteidigen. Aber wie sollte man sich gegen einen Angriff wehren, der nicht kam?
Ihre Nerven lagen so blank, dass sie fast versucht war, ihn zu fragen. Jeremy hatte sich ihrer Loyalität als unwürdig erwiesen, und von ihrem Sohn zu sprechen, könnte lückenhaft gewordene Erinnerungen wecken – und vielleicht
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