Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
auch ihre Furcht verringern, eines Tages zu erwachen und sich nicht mehr an sein Gesicht, seinen Geruch oder sein Weinen erinnern zu können. Und dann würde er wirklich ganz für sie verloren sein.
Aber würde ihr Kind in Aidans Augen ein Geschenk sein oder eine Sünde? Würde er den Verlust ihrer Jungfernschaft als schmutzigen Frevel betrachten oder als die Naivität einer jungen Frau, die für Liebe gehalten hatte, was keine Liebe war? Und warum war es ihr überhaupt so wichtig, was er von ihr dachte? Ein Mann, der praktisch schon verlobt war.
Da ihre Gedanken ihr keine Ruhe ließen, stand sie schließlich auf und bahnte sich einen Weg durch das Durcheinander, um die hier verstauten Schätze zu durchstöbern. Sie fand einen indischen Seidenschal in einer Truhe. Ein Kästchen mit grellfarbigen Halsketten in einer Kommode mit zwei fehlenden Schubladen. Die goldgerahmte Miniatur eines Knaben mit dunklem Haar und traurigen Augen.
Die Bücherstapel sah sie als Letztes durch. Hier fand sie Werke von Swift und Richardson. Einen Reisebericht über Indien von John Henry Grose. Zwei Bücher mit Predigten von zwei Verfassern, die sich beide Erskine nannten: Ralph und Ebenezer. Verwandte?
Aber hier war etwas Interessantes: Mitten in dem Stapel fand sie ein dünnes Buch mit rotem Ledereinband. Lose Blätter steckten hier und da zwischen den Seiten, und der steife Einband knackte leise, als Cat das Buch aufschlug und durchblätterte. Sie brauchte nur einen Moment, um den ihr schon vertrauten Bericht über die Verfolgung und Schikanierung der Anderen durch die Duinedon zu erkennen. Über die dringende Notwendigkeit, etwas zu unternehmen, bevor es zu spät war. Sie blätterte zu dem Vorsatzblatt.
Der Verfasser war Máelodor, der auch das Buch über die Unsichtbaren geschrieben hatte.
Eine zerrissene Seite rutschte heraus und fiel zu Boden, bevor Cat es verhindern konnte. Ihre Finger begannen zu zittern, als sie sie aufhob und überflog, und ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle. Es war genau die gleiche unstrukturierte Schrift und Sprache wie in dem Tagebuch, das sie so mühsam zu übersetzen begonnen hatte.
Sie konzentrierte sich, ließ die formlosen Worte und Bilder sich in ihrem Kopf verhärten. Jeder Satz machte den nächsten leichter. » Die Tapisserie ist gut versteckt, und Brendan hat den Stein. « Cat übersprang einige Zeilen. » Falls meine Vermutungen zutreffen, werden sie hier sein, bevor die Woche zu Ende ist ... Zeit, sich vorzubereiten, wenn nicht sogar Zeit zu fliehen. Ich schreibe dir dies als Warnung und als Abschiedsgruß.«
Darunter stand ein hingekritzeltes » K« als Unterschrift.
Cats Blick glitt noch einmal zum Beginn.
Dieser Brief war keineswegs für Ahern.
Er war an Máelodor adressiert.
13. Kapitel
C ats energisches Klopfen schallte den leeren Korridor hinauf und hinunter.
Keine Antwort.
Sie hob schon die Hand, um erneut zu klopfen, als die Tür aufgerissen wurde und ein mit nichts als Strümpfen, einem hastig übergeworfenen Morgenmantel und einer schief sitzenden Schalkrawatte bekleideter Aidan vor ihr stand. »Was zum Teufel ... Oh, du bist’s!«
»Auch dir einen schönen guten Morgen.« Cat wartete nicht erst auf eine Einladung, näherzutreten. Schließlich hatte sie seit gestern Abend auf ihren Neuigkeiten gesessen und ihretwegen die ganze Nacht kein Auge zugetan. Jetzt war es an Aidan, sich zu sorgen. »Ich habe etwas gefunden, das du dir ansehen solltest.«
»Ja, komm nur herein«, forderte er sie mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel auf und führte sie mit einer Verbeugung in ein Schlafzimmer, das ebenso mit Trödel vollgestopft war wie das ihre. »Entschuldige das Durcheinander«, sagte er, während er ein stumpfes Silbertablett von einem Stuhl entfernte und sie mit einer Handbewegung einlud, Platz zu nehmen.
»Das macht nichts.«
Cat bahnte sich einen Weg durch die Berge von Plunder, bemühte sich, nicht zu dem ungemachten Bett hinüberzusehen, und tadelte sich für die Bilder, die in ihrem lüsternen kleinen Kopf erschienen. Schamlos war sie, schamlos und erbärmlich! Sie hatte die Art von Frau gesehen, die den Earl of Kilronan interessierten – schön, elegant, jungfräulich . Wenn er sie wahrnahm, dann höchstens als eine Kleinigkeit für zwischendurch, um bis zur Hauptmahlzeit durchhalten zu können.
Apropos ... Ihr Magen verlangte knurrend nach einem Frühstück.
Ärgerlich über sich selbst und – wenn sie genau darüber nachdachte –, auch ein bisschen
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