Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
Eine Welt, die dich um deiner selbst willen akzeptierte, und dich nicht wie jemanden sah, von dem sie nur zu wissen glaubten , wer er war.«
Die Sehnsucht, die in seiner Stimme lag, durchdrang Cats Müdigkeit. Suchte auch Aidan eine solche Welt? Sie klang zu schön, um wahr zu sein. Ein Ort, an dem man kommentarlos akzeptiert wurde. Ohne Einschränkungen. An dem man geliebt wurde, egal, was man getan hatte, oder was für sogenannte Sünden man begangen hatte.
Cat verschränkte ihre Finger, um ihr Zittern zu verbergen, konzentrierte sich auf Aidan und verdrängte ihre eigene Sehnsucht nach einem solch freien Leben, wo sie unbesorgt von ihrem Sohn sprechen könnte. Wo ihre Erinnerungen an ihn nicht mehr von ihrer Scham getrübt sein würden.
»Dein Vater war also in Besitz eines Steins und eines Wandbehangs«, sagte sie und hasste das Zittern ihrer Stimme. »Zu welchem Zweck? Was haben sie mit König Artus zu tun?«
Aidan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte verdrossen den Kopf. »Daz sagte, sie hätten die Rückkehr des Hochkönigs versprochen ... Artus’ Rückkehr ...« Er brach ab, und sie konnte sehen, wie fieberhaft er überlegte. »Könnten sie ernsthaft vorgehabt haben, Artus wieder einzusetzen? Eine neue Herrschaft der Anderen zu beginnen?«
Cat straffte sich. »Indem sie Artus ins Leben zurückholten?«
»Daz sagte, er habe sich immer Brendan als Artus vorgestellt.«
»Könnte er deswegen hinter dem Tagebuch her sein?«
»Wer auch immer es haben will – Brendan ist es nicht«, beharrte Aidan. »Außerdem lässt sich dem Brief entnehmen, dass mein Bruder weiß, wo sich der Stein befindet. Er braucht das Tagebuch nicht.«
»Du weißt nicht, was sonst noch alles darin steht. Es könnte noch andere Dinge geben, die Brendan braucht.«
»Das will ich nicht glauben. Die Neun versprachen seine Rückkehr. Keinen neuen Artus, sondern Artus’ Rückkehr.«
»Man kann Menschen nicht von den Toten wiederauferstehen lassen«, hielt sie dem entgegen.
Grüne Augen suchten braune, und Cat wusste genau, was Aidan dachte. Weil auch sie es dachte.
Der Domnuathi . Lazarus.
Aidan brach schließlich das dumpfe Schweigen. »Wirklich nicht?«
Aidan ließ den Hahn der Pistole zuschnappen und wischte sich an einem Tuch die Hände ab. Mit der geladenen Waffe ging er in die Eingangshalle, um dort nach einem geeigneten Versteck für sie zu suchen. Die Kommode unter der Treppe schien ihm der perfekte Ort dafür zu sein. In der Nähe des Eingangs, aber aus dem Weg neugieriger Hausmädchen.
Zufrieden kehrte er in die Bibliothek zurück und zündete sich einen Zigarillo an, um seine zunehmende Erschöpfung abzuwenden. Während er einen belebenden Zug nahm, ging er durch das Zimmer zum Kamin, drückte den Zigarillo wieder aus und warf ihn in das Feuer. Erst dann kehrte er wieder zu seinen Notizen und dem Tagebuch zurück.
Er hatte Cat ins Bett geschickt, aber ihr Lavendelduft war geblieben und neckte ihn mit ungalanten Ideen und erotischen Vorstellungen. Nervös bewegte er sich auf seinem Stuhl und versuchte, sich in die Übertragungen zu vertiefen, die sie zurückgelassen hatte, und ihre lebhaften grünen Augen und den geschmeidigen, vor Erwartung bebenden Körper aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Was wäre geschehen, wenn er seinen Schutzengel ignoriert und getan hätte, was er heute Nachmittag gewollt hatte? Wenn er den lang unterdrückten Verführer in sich freigelassen hätte, der, wenn er Gelegenheit dazu bekäme, die Erinnerung an Jeremy nicht nur vertreiben, sondern vollkommen aus ihrem Bewusstsein auslöschen könnte?
Aus eigener Erfahrung wusste er, dass die Antwort darauf nur zu offensichtlich war. Der bloße Versuch würde ihm ein Knie in den Unterleib und einen Fausthieb ins Gesicht einbringen. Mit Feinheiten hielt sich Cat nicht auf.
Er seufzte schwer und blinzelte, um ihr Bild zu verdrängen und sich stattdessen Barbara Osbornes vollbusige Schönheit vor Augen zu rufen. Was zum Teufel mochte sie von seinem plötzlichen Verschwinden halten? Vermutete sie vielleicht sogar, er habe sich mit Cat davongemacht, um ihre Liaison in der Ungestörtheit ländlicher Abgeschiedenheit fortzusetzen? War dieses vermeintlich schamlose Verhalten Grund genug für sie, ihre Aufmerksamkeit einem anderen zuzuwenden? Nein, bestimmt würde sie warten, um sich anzuhören, was er zu sagen hatte, bevor sie voreilige Schlussfolgerungen traf.
Aber kümmerte ihn das überhaupt noch?
Natürlich tat es das.
Oder
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