Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
schoben sich unter Aidans Schultern und unter seine Knie, hoben ihn so unvermittelt auf, dass seine gequälten Muskeln schrien und er würgen musste, und trugen ihn unsanft in das Haus.
»Der arme Kerl ist tot, wenn du mich fragst.«
»Nee, der atmet. Vorläufig zumindest noch.«
Ein zweifelndes Schnauben folgte dieser kaltschnäuzigen Bemerkung, dann ein Fluch, als einer der Männer den Halt verlor, und wieder durchfuhr heißer Schmerz jeden überstrapazierten Nerv in Aidans Körper.
Die erlösende Ohnmacht hing wie ein Schatz gerade außer Reichweite, und er bettelte darum, obwohl die Laute, die er von sich gab, nur in seinem eigenen Kopf Worten ähnelten.
»Sehr gut. Ein bisschen weiter nur noch, Jungs.«
Seine Schulter stieß gegen eine Wand, was ihm ein Stöhnen entrang und blutige Lippen einbrachte.
»Vorsichtig, ihr Trampel! Geht behutsam mit ihm um. Er hat einen schlimmen Sturz hinter sich.«
Eine geflüsterte, höhnische Bemerkung folgte diesem Kommentar. Was ja auch kein Wunder war. Die mit der Verbannung des Unsichtbaren verbundenen kosmischen Ereignisse waren im Dorf nicht unbemerkt geblieben.
Dann spürte er das Nachgeben einer weichen Matratze unter sich. Hörte gemurmelten Dank und das Klimpern von Münzen, die den Besitzer wechselten.
»Aidan, mein Junge? Bist du noch bei uns?«
Er erhob den Blick zu Daz’ Stimme, sah aber nichts als einen grün glühenden Schleier, der sich vor ihm erhob. Seine Panik unterdrückend, schluckte er und kniff die Augen zu. »Es ging mir« – er tat einen tiefen Atemzug, der in seiner Brust stach, als ob er Fieber hätte –, »schon mal besser.«
Eine Hand legte sich auf seine Schultern. »Und bald wird es das auch wieder tun, mein Junge.« Daz’ Stimme war ganz rau von Emotion und Alter. »Ich glaube, er wäre stolz auf dich gewesen.«
19. Kapitel
S ein Körper verkümmerte, seine Glieder waren schwer wie Blei und nutzlos. Stimmen sprachen im Dämmerlicht zu ihm. Hände griffen nach ihm. Aber Geist und Fleisch wurden ununterscheidbar, und Wirklichkeit und Traum vermischten sich. Das Bett wurde zu dem Klippenrand unter Belfoyle. Die Wände öffneten sich in eine dunkle, mondlose Nacht, silberne Streifen kennzeichneten die Sandbänke vor der Küste.
»Du wirst nicht fallen, Aidan. Ich halte dich.« Vaters Stimme. Er lächelte ihn beruhigend von einem Halt über ihm an. Sein Seil verschwand über dem Klippenrand, wo es gut befestigt war. Vaters Anweisungen befolgend, prüfte Aidan seinen Halt, bevor er den nächsten Schritt tat. Der allgegenwärtige Wind peitschte ihn, als er langsam abstieg.
»So ist es richtig, Junge. Langsam und ruhig.«
Aidan erinnerte sich noch gut an diesen Tag. Es war Juni gewesen, und in der Woche davor war er fünfzehn geworden. Sein Geburtstag war ein fröhliches Fest gewesen, mit einer großen Gesellschaft und Geschenken von Freunden und Familie. Aber dies hier war Vaters Geschenk. Ein gemeinsamer Tag mit einer Wanderung nach Norden zu den Felsstränden, der in einem gefährlichen Klippenabstieg gipfelte – was Aidan bis zu diesem Jahr verboten gewesen war.
Er blickte auf, um den nächsten Halt zu berechnen, und überließ sich ihm mit einem Satz, der ihn aus der Sicherheit des Klippenrands und in den Wind hinaus brachte. Mit gespenstischem Kreischen pfiff er an ihm vorbei und kräuselte sich wie Rauch zu einer monströsen Form – mit blinden weißen Augen und einem schauerlichen Lächeln.
»Vater!«, schrie er in seiner Panik.
Aber das Gesicht seines Vaters verzerrte sich zu einer Grimasse erbarmungslosen Hasses. Und dann griff er mit einer Hand an seine Seite und zog sein Messer aus der Scheide.
»Tut mir leid, Junge! Du hast mich enttäuscht«, sagte er und durchschnitt das Seil.
Aidan schwenkte Halt suchend die Arme, aber es war zwecklos. Er fiel und fiel, die Leere verschluckte ihn, und das Brausen des Windes wurde zu dem triumphierenden Lachen seines Vaters.
Gerade als er wusste, dass seine Knochen zertrümmert würden, schrak er aus dem Schlaf auf, und der Traum verblasste in den Wänden seines Zimmers. In den Falten seiner Bettvorhänge. Nur die grauenhafte Angst, die seinen Puls zum Rasen brachte, blieb. Nur sie erwies sich als real.
Aidans Brust brannte. Wie ausgezackte, rasiermesserscharfe Klingen schnitt sich der Schmerz in seiner Kehle hinauf, während Fantasievorstellungen seinen Geist bestürmten und ihn innerlich zerrissen wie eine böse Krankheit. Er konnte nicht denken, erstickte fast unter der Last
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