Heiß gekuesst
den leisesten Anflug von Neugier. Sie wandte sich an Constantine. »Ich habe gehört, du wolltest meine Dienste in Anspruch nehmen. Leider kann ich Schatten nicht wiedererwecken, und selbst wenn du in einer Gestalt vor mir stündest, die ich erwecken könnte, könnte ich deinen Wunsch nicht erfüllen. Die Wiedererweckung von Drachen ist eine schwierige Aufgabe, und nur ein meisterhafter Geisterbeschwörer kann sie bewältigen. Mir fallen nur drei Personen ein, die diese Kunst heutzutage noch beherrschen, allerdings sind die Kosten für die erforderlichen Materialien so hoch, dass die wenigsten sie sich leisten können.«
»Quintessenz«, warf ich ein. Thala hatte Dr. Kostichs unbezahlbare Quintessenz gestohlen, um Baltic wiederzuerwecken.
»Ja, genau.« Sie bedachte mich mit einem langen Blick. »Wissen Sie Bescheid über die Wiedererweckung von Drachen?«
»Das könnte man so sagen. Ich bin mittlerweile zweimal wiedererweckt worden.«
Sie starrte mich einen Moment lang ungläubig an. »Zweimal?«
»Für ihr erstes Mal habe ich mich geopfert«, sagte Constantine und legte den Arm um mich. Ich stieß ihm scharf meinen Ellbogen in die Seite und wand mich aus seinem Griff. »Wie sie das zweite Mal wiedererweckt worden ist, weiß ich nicht.«
»Zweimal, und ich kann es nicht weiterempfehlen.« Ich bedachte Constantine mit einem strengen Blick. »Du brauchst gar nicht so zu tun, als ob du nicht liebend gerne wiedererweckt werden möchtest, um dem armen Gabriel seine Sippe wegzunehmen.«
»Ich bin der Wyvern, nicht er«, erklärte Constantine.
Marsella murmelte, sie müsse sich um einen anderen Kunden kümmern und verschwand.
»Ich habe dir bereits gesagt, Constantine, dass ich mir das nicht mehr länger anhöre. Du kannst mit den Sippen nicht so herumspielen.«
»Mit den Sippen herumspielen?«
Ich erstarrte beim Klang der wohltönenden Stimme hinter mir. Die Welt schien stillzustehen, als ich mich langsam zu einem Mann umdrehte, der kein Mann war.
Es war der Erste Drache, und er stand hier, mitten in einem Londoner Sexshop.
Und er sah nicht glücklich aus.
3
»Äh«, sagte ich. Wie sollte ich auch einen Gott begrüßen, der eigentlich mein Schwiegervater war. Wieder einmal wünschte ich mir, ich könnte mich an mein früheres Leben erinnern, damit ich wüsste, wie ich ihn damals angeredet hatte. »Hallo. Ich habe dich hoffentlich nicht unabsichtlich gerufen, oder?«
»Nein«, sagte der Erste Drache und ließ seinen allwissenden Blick einen Moment lang über Constantine gleiten.
»Ich … äh … ich mache dann mal weiter.« Hüstelnd widmete Constantine sich dem erstbesten Gegenstand in seiner Nähe, der sich zufällig als Übungsball mit einigen merkwürdigen Anhängen entpuppte. Hastig legte er ihn zurück und beugte sich betont interessiert über den nächsten Gegenstand.
Ich blickte den ersten Drachen an. »Da ich davon ausgehe, dass du normalerweise nicht in Londoner Sexshops verkehrst, vermute ich, dass du mich sprechen willst? Oder willst du etwas von Constantine?«
Wir blickten beide zu Constantine. Er betastete gerade geistesabwesend die Zitze eines lebensgroßen, aufblasbaren Schafs in Netzstrümpfen. Errötend schob er das Schaf hinter sich, aber anscheinend kam er dabei an einen Schalter, denn das Gummitier begann laut summend zu vibrieren.
Der Erste Drache wandte sich zu mir und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt jedoch inne, als das Schaf verführerisch zu mähen begann.
Constantine murmelte etwas vor sich hin und schlug das Schaf gegen die Wand, um es zum Schweigen zu bringen.
»Also möchtest du mich sehen.« Ich räusperte mich und versuchte, entspannt und unbesorgt auszusehen. Der Erste Drache musterte mich aus halb geschlossenen Augen. Sein Gesichtsausdruck war streng, und mir drehte sich der Magen um.
»Du hast mich enttäuscht, Tochter des Lichts.«
»Määähhh!«
Verärgert drehte ich mich zu dem Mann hinter mir um. »Constantine! Wir versuchen hier, uns zu unterhalten. Könntest du irgendwo anders mit deinem Sex-Schaf spielen, bitte?«
»Weder spiele ich damit, noch ist es meines«, sagte er und warf dem Ersten Drachen einen Blick zu. »Ich versuche die ganze Zeit, es auszuschalten, aber es geht nicht.«
Der Erste Drache zog die Augenbrauen hoch.
Constantine wurde rot. Er fluchte leise vor sich hin, während er das Schaf abwechselnd schüttelte und mit dem Übungsball bearbeitete.
Ich warf dem Ersten Drachen einen besorgten Blick zu. »Es tut mir leid, dass ich
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