Heiß gekuesst
durchdringenden Blick aus.
»Wohin bringst du mich, meine Starke?«, fragte Constantine, als eine von Drakes rothaarigen Wachen die Haustür öffnete. »Ich bin mit dem silbernen Angeber noch nicht fertig …«
»Doch, das bist du. Danke, István. Es war schön, dich wiederzusehen. Pavel lässt dir und Pál herzliche Grüße ausrichten. Constantine, bleib nicht immer stehen. Ich muss etwas mit dir besprechen.«
»Etwas Vertrauliches wegen deiner Pläne?«, fragte er und folgte mir aus dem Haus. »Oder etwas Persönliches? Du möchtest, dass ich Baltic ein für alle Mal vernichte, damit wir wieder zusammen sein können?«
»Das wird langsam langweilig … Nein, das ist gelogen: es
ist
bereits langweilig.« Ich blickte die Straße entlang und entdeckte Ludovics schwarzen Wagen einen Block weiter. »Halt einfach mal ein paar Minuten lang den Mund und überlass mir das Reden. Ich habe nicht viel Zeit, weil Ludovic der Ansicht ist, dass mich Thala jederzeit auf der Straße zu Brei zerquetschen kann, deshalb beeilen wir uns besser.«
»Ich bin ja schon ganz gespannt, aber ich habe ja bereits zugestimmt, dir zu helfen, und deshalb musst du jetzt meinen Arm loslassen. Meine Energie ist beinahe am Ende.«
»Entschuldigung.« Ich ließ seinen Arm los. Er verblich zu Nichts. »Bist du noch da?«
»Immer an deiner Seite, Liebling.«
Ich seufzte leise. Ich hätte ihn gerne zurechtgewiesen, aber ich wollte ihn nicht verärgern. Am Ende war er nicht mehr bereit, mir zu helfen. »Du hast gesagt, du hättest Aislings Schutzzauber überwunden, weil du kein normaler Schatten bist. Bedeutet das, dass du auch andere Dinge tun kannst, die normale Schatten nicht tun können?«
»Was für Dinge?«
»Sagen wir mal, in die Schatzkammer von jemandem einbrechen?«
»Möchtest du, dass ich Baltic bestehle?« Er klang ausgesprochen zufrieden. »Dafür würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, Geliebte.«
»Sei nicht albern, Constantine. Warum sollte ich mit deiner Hilfe in Baltics Schatzkammer einbrechen wollen? Nein, ich brauche dich für eine viel schwierigere – und viel gefährlichere – Aufgabe.«
Er sagte nichts, als ich ihm auf dem Weg zu Ludovics Auto rasch erklärte, dass ich unbedingt Kostyas Scherbe brauchte – die er Baltic gestohlen hatte –, und dass niemand anderer als er sie für mich stehlen könnte. Dabei schmeichelte ich seinem Ego so sehr, dass Constantine zufriedene Laute von sich gab, als wir schließlich am Auto ankamen.
»Ich soll für dich meinen Patensohn bestehlen?«, fragte er mit körperloser Stimme.
Eine Frau, die mit zwei Bassets an uns vorbeikam, blickte sich erschreckt um und ging eilig weiter. Ludovic, der mir die Wagentür aufhielt, runzelte die Stirn, als ich stehen blieb. Er blickte sich wachsam auf der Straße um und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Ja, genau das sollst du für mich tun.«
»Das werde ich nur zu gerne tun, auch ohne weitere Hilfe von dir zu erbitten, aber erst, nachdem ich meine Sippe zurückgefordert habe.«
»Nein!« Mich juckte es in den Fingern, ihm an die Gurgel zu gehen. »Constantine, ich weiß nicht, wie ich es dir begreiflich machen soll, aber ich versuche es noch einmal, da du mir ein guter Freund warst, bevor du mich angelogen und mich unehrenhaft an dich gebunden hast, um mich von Baltic fernzuhalten – Gabriel ist ein guter Wyvern. Die Mitglieder seiner Sippe – und es ist
seine
Sippe, nicht mehr deine – lieben ihn. Sie werden hinter ihm stehen, auch wenn du ihn in alle Ewigkeit herausforderst. Und wenn du weiter auf deinem idiotischen Vorhaben bestehst, wirst du die Sippe zerstören, denn ich garantiere dir, dass alle silbernen Drachen mit ihm gehen würden, wenn Gabriel sie verlassen müsste.«
Constantine tauchte vor mir auf, einen streitsüchtigen Ausdruck im Gesicht. Ich blickte mich rasch um, aber niemand war auch nur nahe genug, um etwas von seiner Materialisierung mitbekommen zu haben … niemand außer Ludovic, der überrascht zusammenzuckte. Ich gab ihm ein Zeichen, dass alles okay sei, aber er kam trotzdem auf mich zugerannt.
»Dieselben Drachen, die mir gefolgt sind, als ich die schwarze Sippe verlassen habe!«, stieß Constantine hervor. In seiner Stimme mischten sich Wut, Schmerz und Frustration.
»Ja, genau dieselben«, sagte ich und legte ihm die Hand auf den Arm. »Aber du bist mittlerweile seit vierhundert Jahren weg. Es sind nicht mehr deine Gefolgsleute. Sie haben einen Wyvern, einen guten Mann, der für sie kämpfen wird
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