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Heiss Glüht Mein Hass

Heiss Glüht Mein Hass

Titel: Heiss Glüht Mein Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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mich hören. Damals konnte sie mich nicht ausstehen. Das dachte ich wenigstens.« Sie wandte sich abrupt zu ihm um. »Kennst du die Bedeutung von Opfer, Reed?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Weise Antwort. Weißt du, ich habe immer gedacht, ich hätte den meisten Prügeln entkommen können, weil ich irgendwie schneller als Kelsey war. Irgendwie besser, klüger. Ich reizte ihn nicht, stellte mich ihm nicht entgegen. Er ließ mich in Ruhe. Erst viele Jahre später erfuhr ich von Kelsey, dass er ihr denselben Vorschlag gemacht hatte.« Sie zog die Brauen hoch und sagte nichts mehr.
    »O mein Gott«, brachte er mühsam hervor, unfähig, es sich auszumalen. »O Mia.«
    »Ja. Die ganze Zeit über habe ich ihr gesagt, sie müsse nur brav sein und sich zurückhalten, solle ihn nicht provozieren … die ganze Zeit …« Ihre Stimme brach. »Sie hat es getan. Für mich. Um mich zu beschützen. Bis ich endlich aufs College gehen konnte. Dann ist sie mit einem Idioten namens Stone abgehauen und hat ihr Leben ruiniert. Jetzt sitzt sie im Gefängnis. Olivia hat recht. Kelsey ist schuldig, weil sie das Verbrechen begangen hat. Aber ich muss mich immer wieder fragen, ob sie es auch getan hätte, wenn alles anders gekommen wäre. Wäre ich vielleicht im Gefängnis und sie die Polizistin?«
    »Wärst du nicht. Du hättest es anders gemacht.«
    »Das kannst du nicht mit Sicherheit behaupten«, sagte sie, und der Zorn machte ihre Stimme hart. »Ich habe die ganze Woche mitgehört, wie du mit Miles über Anlagen kontra Erziehung debattiert hast, aber so einfach ist das nicht, Reed. Manchmal begehen die Menschen Fehler, die sie nicht begehen würden, wenn die Bedingungen anders wären. Du hast gesagt, du wärst beinahe in so einer Anstalt wie das Hope Center gelandet. Und was, wenn das geschehen wäre? Wenn die Sollidays dich nicht aufgenommen hätten? Wo wärst du dann jetzt?«
    »Ich habe nie das Gesetz gebrochen«, sagte er gepresst. »Selbst als ich Hunger hatte, habe ich nichts geklaut. Was ich bin, bin ich, weil ich mich dafür entschieden habe.«
    »Und die Sollidays haben damit gar nichts zu tun.«
    »Sie haben mir ein Zuhause gegeben. Ich habe den Rest erledigt.«
    Sie sah ihn an, und in ihren Augen lag etwas, das beinahe wie Verachtung aussah, und plötzlich war es ihm wichtig, dass sie verstand. »Ich bin drei Jahre lang immer wieder weggelaufen. Ich tat mich mit ein paar Kids zusammen – Handtaschendiebe. Aber ich klaute nicht. Eines Tages nahm einer der Jungs einer Frau die Handtasche ab und warf sie mir zu. Die Frau gab mir die Schuld und rief die Polizei. Ich wäre fast verhaftet worden, aber eine Passantin hatte alles gesehen und sprach sich für mich aus. Sie hieß Nancy Solliday. Und sie und ihr Mann nahmen mich auf.«
    »Und dafür bin ich ihnen dankbar«, sagte sie, etwas sanfter. »Aber, Reed, sieh es bitte realistisch: Wie lange hättest du auf der Straße durchgehalten?«
    »Ich hätte schon irgendeinen Weg gefunden.«
    »Okay. Hör mal, es war sehr lieb von dir, mir deine Schulter zum Ausweinen zu leihen, aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich. Ich habe mich seit Tagen nicht mehr bewegt, deshalb werde ich jetzt ein paar Runden um den Block laufen.«
    Sie hatte ihm erneut die Tür vor der Nase zugeschlagen. »Was ist mit deinem Abendessen?«
    »Ich mache es mir später warm.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Danke. Wirklich. Ich melde mich, wenn ich zurück bin.«
    Reed blieb sitzen, während sie hinauflief, um sich umzuziehen. Als sie zurückkehrte, verließ sie das Haus ohne noch ein Wort zu sagen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als auf die Küchenwände zu starren. Christine hatte dieses Zimmer ausgestattet, wie alle anderen auch. Sie waren schön und elegant, aber auch wohnlich und gemütlich. Christine hatte gewusst, wie man ein solches Gleichgewicht herstellt. Mia hätte hier höchstens eine Mikrowelle und einen Toaster für ihre Pop-Tarts und vielleicht sogar einen Stapel Pappteller stehen.
    Er stand auf, um die Schüssel abzudecken und fragte sich, ob ein Mensch wirklich mehr brauchte.

Freitag, 1. Dezember, 21.15 Uhr
    Mia rannte um den Block und lief ein zweites Mal auf Sollidays Haus zu. Wenn sie sich morgen auf Wohnungssuche begeben würde, dann in einem hübschen gewachsenen Viertel wie diesem. Mindestens drei Spaziergänger mit Hund hatten ihr freundlich zugewunken, als sie vorbeigelaufen war. In ihrem

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