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Heiss Glüht Mein Hass

Heiss Glüht Mein Hass

Titel: Heiss Glüht Mein Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Viertel sah niemand dem anderen in die Augen, und in manchen Gegenden wussten die Leute, wie sie heute erfahren hatte, nicht einmal, wer direkt neben ihnen oder gegenüber wohnte. Wodurch ihr einfiel, dass sie vergessen hatte, Solliday zu sagen, dass seine Idee mit den Zoohandlungen wahrscheinlich etwas erbracht hatte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche, um sich bei Murphy nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, als sie etwas Seltsames entdeckte.
    Eines der Fenster oben in Sollidays Haus öffnete sich. Ein dunkler Kopf erschien, sah sich nach allen Seiten um, dann folgte der Körper, und die Gestalt rutschte an dem Baum vor dem Fenster herunter wie an einer Feuerwehrstange. Wie es schien, ging Beth Solliday doch auf ihre Party. Auch Kelsey hatte so etwas getan, dachte sie. War aus dem Fenster geklettert und hatte sich heimlich mit Gott-weiß-wem getroffen, um Gott-weiß-was zu tun.
Aber du, meine kleine Beth, wirst das nicht tun.
    Beth strich ihren Mantel glatt, zog die Handschuhe an und machte sich im Laufschritt durch die Gärten auf den Weg, wobei sie wie ein Hürdenläufer über die Zäune setzte. In einigem Abstand folgte ihr Mia.

Freitag, 1. Dezember, 21.55 Uhr
    »Du bist aber spät«, zischte ein Mädchen mit einem Ring im Nasenflügel und zog Beth hinein. »Du hättest fast deinen Einsatz verpasst.« Das, nahm Mia an, war die berühmt-berüchtigte Jenny Q.
    Mia war Beth mit der Hochbahn bis in die Innenstadt zu einem Club namens Rendezvous gefolgt. Es war verflixt schwer gewesen, an der Kleinen dranzubleiben. Sie war eine trainierte Läuferin.
    Beth zog ihren Mantel aus. »Ich musste warten. Mein Dad ist nach nebenan gegangen, und ich dachte die ganze Zeit, er könnte wiederkommen, ist er aber nicht. Wahrscheinlich ist er wieder die ganze Nacht drüben.«
    Wieder? So weit zur Geheimhaltung, dachte Mia. Solliday hielt seine Tochter für die Unschuld in Person. Nun, sie war zwar nicht auf einer Party, hatte sich aber trotzdem hinausgeschlichen. Mia hatte keine Ahnung, was das für ein Laden war. Keine Bar jedenfalls, denn niemand verlangte am Eingang, die Ausweise zu sehen. Es gab eine Bühne, und etwa fünfzig kleine Tische, an denen verschiedene Grüppchen saßen und standen. Jenny und Beth verschwanden in der Menge, und als Mia folgen wollte, hielt sie jemand am Arm fest.
    »Zehn Dollar bitte.« Sein Namensschildchen wies ihn als Sicherheitsmann aus. Er wirkte nicht wie ein Süchtiger.
    Sie wühlte in ihrer Tasche und zog ihren Notfall-Zwanziger hervor. »Was passiert hier?«
    Er wechselte das Geld und gab ihr ein Programm. »Heute findet der Wettbewerb statt.«
    »Und wer misst sich?«
    Er lächelte. »Wer immer Lust dazu hat. Soll ich nachfragen, ob man sich noch anmelden kann?«
    »Nein, vielen Dank. Ich suche jemanden. Beth Solliday.«
    Er sah auf sein Clipboard. »Wir haben eine Liz Solliday. Beeilen Sie sich lieber. Sie müsste jetzt dran sein.«
    Sie fühlte sich wie Alice im Wunderland, als sie sich einen Platz suchte, während die Lichter ausgingen und die Bühne erleuchtet wurde. Und schon trat Beth Solliday in einem Lederminirock auf die Bühne. Das Publikum klatschte höflich.
    »Mein Name ist Liz Solliday und der Titel meines Gedichts lautet ›Casper‹.«
    Gedicht? Mia hielt ihr Programm ins rote Licht des Exit-Schilds und blinzelte. Was immer ein Poetry-Slam war – Beth Solliday war bis ins Halbfinale gekommen. Und sobald das Mädchen den Mund öffnete, wusste Mia auch, warum. Beth hatte echte Bühnenpräsenz.
    Hab ich schon erwähnt, dass ich mit einem Geist lebe?
Wir nennen sie Casper
Sie folgt mir,
sieht mich an
ihre Augen, meine Augen, ihre Augen
sie hat meine Augen gestohlen
mein Dad – er hat sie eingeladen
und wenn er mich ansieht, sehe ich manchmal Sehnsucht
als sähe er sie, doch bin es ich
und ich bin willig drauf zu wetten
er würde mich tauschen und sei es nur
für einen Tag
    Casper war Christine. Es schnürte Mia die Kehle zu, doch Beths Stimme war kräftig. Wie Musik. Und als sie nun fortfuhr, berührte sie Mia dort, wo es am meisten schmerzte.
    Ich bin nur ein Doppelgänger
Erinnere die Welt an die bessere Version, die sie einst war
Husche durch das Leben meines Vaters, fast unsichtbar
Ihre dunkleren Augen
Meine Augen, die immer mehr verblassen
Mein Dasein, das immer weiter verblasst
Bis ich mich frage, wer der Geist ist
Und wer etwas Bess’res verdient
    Der Scheinwerfer verlosch, und Mia stieß den Atem aus. Wow. Froh um die Dunkelheit, rieb sie sich

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