Heiss Glüht Mein Hass
Ich suche nach den Youngs. Du gehst zu Jeremy und dann zu Dana. Ich rufe dich an, wenn ich etwas gefunden habe.«
»Danke, Murphy.« Ihr wurde die Kehle eng, als sie das Mitgefühl in seinem Blick sah. »Ich gehe dann jetzt.«
Als sie unten angekommen war, hatte sie sich wieder im Griff. Was gut war, da eine Frau mit blondem Zopf draußen vor dem Eingang wartete. »Möchten Sie noch etwas von mir, Carmichael?«, fragte Mia beißend. »Vielleicht eine Niere?«
»Ich weiß, wo Getts wohnt.«
Mia blieb stehen. »Ach, und wo?«
Und wie lange weißt du das schon?
Carmichael gab ihr einen Zettel, auf dem sie eine Straße und eine Hausnummer notiert hatte. »Ich wollte nicht, dass Ihre Adresse in der Zeitung abgedruckt wird. Es tut mir sehr leid.«
Mia hätte ihr fast geglaubt, so überzeugend war diese Frau. Mia nahm den Zettel trotzdem entgegen. »Bleiben Sie mir bloß vom Leib, Carmichael. Und Sie sollten sich wünschen, niemals einen Polizisten zu brauchen.«
Carmichaels Augen verengten sich. »Ich meine das absolut ernst. Ich hatte keine Ahnung. Mitchell, Sie sind im Grunde mein Essenscoupon. Ich würde garantiert nicht riskieren, dass man Sie abschießt oder rauswirft.«
Nun war Mia an der Reihe, die Augen zu verengen. »Was soll das heißen? Wieso ›rauswirft‹?«
»Ich war in der Nacht, in der Brooke Adlers Haus abgebrannt ist, vor Ihrer Wohnung. Ich habe gesehen, dass Solliday Ihr Haus verlassen hat. Es wäre eine tolle Klatschgeschichte, aber wenn Sie auf die Straße gesetzt würden, wäre ich meine beste Quelle los. Ich habe Ihre Adresse wirklich nicht in den Artikel gesetzt. Das war der Redakteur. Er fand, dass es die Story aufpeppen würde. Und es tut mir wirklich leid.«
Mia war plötzlich zu müde, als dass es sie noch kümmerte. »Fein.« Als sie im Auto saß, rief sie Spinnelli an und gab ihm die Information über Getts durch. »Sollen Brooks und Howard ihm auf den Pelz rücken.«
»Und Sie verzichten auf das Vergnügen?«
Vor einer Woche war ihr das noch wichtiger als alles andere gewesen, aber jetzt … »Ich glaube, ich brauche Urlaub.«
»Sie haben genug geschuftet. Nehmen Sie sich eine Auszeit, sobald die Sache hier ausgestanden ist. Fahren Sie an den Strand. Holen Sie sich eine gesunde Gesichtsfarbe.«
Sie lachte, obwohl ihr gar nicht danach war. »Da besteht bei mir so gar keine Hoffnung. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Getts haben, okay?« Sie hatte nun etwas Wichtiges zu tun.
Zwanzig Minuten später klopfte sie an die Tür des Pflegeheims, in dem Jeremy kurzfristig durch das Sozialamt untergebracht worden war. Er saß auf der Couch und sah fern.
»Er hat sich den ganzen Tag noch nicht wegbewegt«, sagte die Pflegemutter. »Armer Bursche.«
Mia setzte sich neben ihn. »Hey, du.«
Er sah sie an. »Haben Sie ihn erwischt?«
»Noch nicht.«
»Warum sind Sie dann hier?«
Er klang wie Roger Burnette. »Weil ich dich sehen wollte. Alles klar bei dir?«
Er nickte mit ernster Miene. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ja, das war wohl auch eine blöde Frage. Ich versuch’s noch mal. Was siehst du da?«
»Die Geschichte der Luftfahrt.«
Sie legte ihm einen Arm um die Schultern. »Gut.« Nach ein paar Minuten gab er seine verspannte Haltung auf und legte den Kopf an ihre Schulter. Und so blieb er sitzen, bis die Sendung vorbei war.
Samstag, 2. Dezember, 21.20 Uhr
Mia fuhr auf Danas Auffahrt. Sie kam viel später als geplant. Sie war länger bei Jeremy geblieben, als sie vorgehabt hatte, aber nach dieser Woche war es ein gutes Gefühl gewesen, mit einem kleinen Jungen zusammen zu sein, der ihre Gesellschaft genauso sehr brauchte, wie sie die seine.
Sie hatte schon die Hand auf dem Türknauf, als Dana und Ethan am Fenster in ihr Blickfeld traten. Dana lachte, und Ethan hatte die Hand auf ihren Bauch gelegt. Dann beugte er sich herab und sprach mit Danas Mitte, und plötzlich verstand Mia.
Zu ihrem eigenen Entsetzen empfand sie keine überschäumende Freude. Nur eine traurige Leere. Und Scham. Ihre beste Freundin war schwanger, und sie war zu sehr mit ihrem eigenen Gefühlsleben beschäftigt, um sich für sie zu freuen
. Wie egoistisch kann man eigentlich sein?
Heute Abend offensichtlich sehr. Wie ein Feigling wich sie zurück und hatte fast ihren Wagen erreicht, als die Tür aufging.
»Mia?« Dana stand fröstelnd auf der Veranda. »Komm schon rein, um Himmels willen.«
Mia schüttelte den Kopf. Schürzte die Lippen. Holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln. »Mir ist
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