Heiss Glüht Mein Hass
Tisch zu legen«, sagte er, und der schräge Humor in seiner Stimme entlockte ihr ein Lächeln, als sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ.
»Entschuldige – wirklich. Abe hat bestimmt nichts dagegen. Ich glaube, ich bin einfach schon ewig nicht mehr so erledigt gewesen.«
»Das kann ich nachvollziehen. Wir waren ja auch die ganze Nacht auf. Und dann … so viel Trauer zu begegnen.« Er holte eine Akte aus der Kiste. »Es entzieht der Seele jegliche Energie.«
Mia blinzelte. »Das klang erstaunlich poetisch, Solliday. Ich meine das nicht ironisch. Es war nicht wie meine bösen Buben namens Bubba.«
Er senkte den Blick. »Wie sollen wir hiermit umgehen?«, fragte er und deutete auf die Unterlagen, und sie beugte sich neugierig vor.
»Solliday. Du wirst ja rot.«
Er presste die Zähne aufeinander, während er stur ihren Blick mied, und Mia war plötzlich durch und durch bezaubert. »Fangen wir mit den Akten an, die Hills Chef uns nahegelegt hat«, sagte er schließlich.
»Ah, ja. Die Brandstifter, die Penny Hill in Pflegefamilien unterzubringen versucht hat. Wir brauchen ein System, oder wir finden nie eine Verbindung. Wie wär’s, wenn du alle Namen in Penny Hills Fällen aufschreibst, während ich dasselbe bei Burnettes mache? In einer Stunde machen wir eine Pause und vergleichen.« Sie musterte die Kartons finster. »Wenn ich bloß wüsste, womit ich anfangen soll.«
Er griff in seine Tasche und zog die Flasche mit Schmerzmitteln heraus. »Fang damit an. Allein dich zu beobachten, ist schmerzhaft. Du hast die verdammte Kiste geschleppt, als hättest du kein Loch in der Schulter.« Er warf ihr die Flasche zu, und Mia fing sie auf.
»Bist du immer wie eine Mutter zu anderen?«
Er sah überrascht auf. »Nein, aber wie ein Vater. Oder dürfen die ihren Kindern keine Medizin verabreichen?«
»Schon, aber …« Sie biss sich auf die Zunge.
Aber Väter sind meistens der Grund, warum Kinder Medikamente nehmen müssen. Die Mütter geben dir eine Tablette und ermahnen dich, sie nicht wieder zu provozieren.
Sie griff sich die oberste Akte und begann zu lesen. »Fangen wir einfach an, okay?«
Nun war er neugierig geworden, sie spürte seinen Blick, aber er schwieg und schlug seinen Ordner auf.
Dienstag, 28. November, 16.00 Uhr
Bart Secrest sah wirklich einschüchternd aus. Wie Meister Proper, nur in der gemeinen Variante. Sein Büro war finster und wenig einladend und enthielt nichts Persönliches, kein Foto, keinen hübschen Kleinkram.
Brooke setzte sich auf den Stuhl, den er ihr schweigend angeboten hatte.
»Sie haben das Richtige getan, Miss Adler«, sagte er ohne Umschweife.
»Ich wollte Julian aber nicht übergehen.« Dieser hatte über die Durchsuchung von Mannys Zimmer beinahe einen Tobsuchtsanfall bekommen.
»Julian wird’s überleben«, sagte Bart, und aus seinem Tonfall schloss Brooke, dass die beiden keine große Sympathie füreinander hegten. »Sie hatten recht, sich Gedanken um Manny Rodriguez zu machen, Miss Adler.«
»Sie haben also etwas gefunden?«
Er nickte. »Jede Menge Berichte über Brände.«
»Hier im Stadtgebiet?«
»Nein, das meinte ich nicht. Es sind eher … Gebrauchsanweisungen.«
»Ach du lieber Himmel. Er sammelt Artikel, die beschreiben, wie man Feuer legt?«
»Exakt.« Secrest lehnte sich zurück. »Und wir haben eine Streichholzschachtel im Schuh versteckt gefunden. Offensichtlich reingeschmuggelt.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber sie sind eingesperrt. Wie soll das gehen?«
»Jede Festung hat ihre Schwachstelle, Miss Adler.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Wie bitte?«
Sein Lächeln war kurz und änderte nichts an seiner Ausstrahlung. »Jede Institution hat ihre Kanäle für Schmuggelware. Wir bilden da keine Ausnahme. Aber ich finde die Lücke schon, das garantiere ich Ihnen.«
Er stand auf, und sie nahm an, dass er damit das Gespräch beenden wollte. Also tat sie es ihm nach. »Also dann … Wiedersehen.«
Er nickte knapp, als sie das Zimmer verließ. Sie bog um die Ecke und ging auf den Haupteingang zu, als jemand ihren Namen rief. Julian stand vor seinem Büro. Er sah wütend aus. »Brooke. Was haben Sie da bloß angestellt?«
Brooke straffte das Rückgrat. Sie hatte das Richtige getan. Secrest hatte es selbst gesagt. »Ich habe verdächtiges Benehmen gemeldet, Julian. Was Sie eigentlich hätten tun sollen.«
Julian kam näher, bis er ihr förmlich auf die Zehen trat. Sie konnte den Tabakgeruch, der seinem Jackett entströmte, wahrnehmen. »Sie
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