Heiss Glüht Mein Hass
atmen.«
Gern geschehen, dachte er säuerlich und hob seinen Körper ein winziges Stück an, damit sie Luft holen konnte. »Mein Gott.« Sie sog gierig den Atem ein. »Mit dir alles in Ordnung?«
»Ja.« Er stieß geräuschvoll die Luft aus. Nun, da es vorbei war, schien er keinen Muskel mehr bewegen zu können. »Ich konnte kurz sein Gesicht sehen. Ich hätte da eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.«
»Ja, ich hab ihn auch gesehen, diesen kleinen Scheißkerl Getts. Und die Methode ist dieselbe, mit der dieser ganze Mist angefangen hat. Schießereien aus dem Auto, unschuldige Menschen sterben. Man sollte meinen, dieses Schwein hätte seine Lektion gelernt, aber von wegen. Er macht weiter wie bisher und nimmt in Kauf, dass harmlose Passanten getroffen werden.« Sie hustete. »Den Wagen ist er jetzt schon los. Das macht er immer so.« Dann verlor ihr Körper plötzlich jegliche Spannung, und sie legte die Wange auf seinen Arm. »Verdammt.« Das letzte Wort war ein müdes Murmeln, als habe sie keine Kraft für mehr.
Auch er sackte jetzt über ihr zusammen. Jede der Kugeln hätte sie beide treffen können. Eine Sekunde später, und sie wäre vielleicht tot gewesen. Und wenn ihr Wagen noch ein paar Zentimeter kleiner gewesen wäre, dann hätte auch er jetzt tot sein können. Er ließ den Kopf sinken und atmete ein, doch diesmal nahm er den Zitronenduft ihres Haars wahr statt den beißenden Gestank von Gewehrfeuer oder verbranntem Gummi. Der Adrenalinspiegel sank, und er nahm langsam wieder seine Umgebung wahr. Überall um sie herum lagen Glassplitter. Der Gehsteig drückte unter seinen Ellbogen, und am linken Knie würde er eine stattliche Prellung bekommen. Aber unter ihm lag eine kleine Person, warm und weich. Eine Person, die sich im Augenblick an ihn schmiegte. Sie zeigte ihm damit eine Verletzlichkeit, die sie, wie er annahm, nur wenigen Menschen offenbarte.
Dass sie es nun tat, war schön. Und aufregend. Und in Verbindung mit dem Gefühl ihres runden Hinterteils unter ihm … unbestreitbar erregend.
Steh auf, Solliday, bevor du …
Aber es war zu spät. Er schnitt eine Grimasse, als sein Körper erwachte, und stemmte sich hastig hoch. Hoffentlich hatte sie noch nichts gemerkt. Er setzte sich auf die Fersen und zuckte zusammen, als der Schmerz in seinem lädierten Knie jeden Gedanken an etwas anderes überlagerte. Dann schüttelte er sich das Glas von den Schultern und senkte den Kopf, um auch sein Haar von Splittern zu befreien.
Sie setzte sich ebenfalls auf und lehnte sich behutsam mit dem Rücken gegen ihren Wagen. Zweimal in zwei Tagen hatte ihre verletzte Schulter einen heftigen Schlag aushalten müssen. Er hatte versucht, die Wucht des Sturzes aufzufangen, aber anscheinend war es ihm nicht richtig gelungen.
»Tut mir leid«, murmelte er. »Ich wollte dir nicht wehtun.«
Sie sog die Luft ein und nahm ihr Funkgerät vom Gürtel. »Mir geht’s gut. Ich habe nur keine Luft mehr gekriegt.« Aber sie sah ihm nicht in die Augen, als sie die Zentrale anrief, und er war sich nicht sicher, ob sie seine körperliche Reaktion gespürt hatte oder ob es ihr peinlich war, dass er sie einmal nicht als Superwoman gesehen hatte.
»Hier Detective Mitchell, Morddezernat. Schüsse aus einem vorbeifahrenden Wagen, 1342 Sedgewick Place. Schütze und Fahrer sind in einem alten, braunen Ford flüchtig.« Sie gab das Nummernschild durch, und er war erstaunt, dass sie die Geistesgegenwart besessen hatte, es sich zu merken. »Wahrscheinlich wurde der Wagen hier in der Nähe abgestellt. Schicken Sie ein CSU -Team. Und sagen Sie den Streifenwagen, dass sich Zivilpolizisten am Tatort aufhalten.« Sie klickte das Gerät wieder an den Gürtel fest.
»Was willst du machen?«, fragte er.
In der Ferne hörte man Sirenen. »Nichts. Er ist weg.«
Reed kam auf die Füße und bewegte vorsichtig sein Knie. »Falls er zu Fuß ist, können wir ihn suchen«, sagte er, aber sie schüttelte den Kopf.
»Das bringt wenig. Der ist längst untergetaucht. Außerdem bist du kein Cop.«
Und plötzlich war er stocksauer. Er war kein Cop, aber er gehörte durchaus in die Kategorie Gesetzeshüter, und er trug eine Waffe. Ihre Haltung war typisch Polizist, und sie ging ihm damit gehörig auf die Nerven. Aber sich deswegen zu streiten, war die Sache nicht wert.
Sie stand vorsichtig auf. »Du bist wütend.«
Er presste die Kiefer zusammen. »Wenn man auf mich schießt, dann ärgert mich das ein wenig, ja.« Er wartete darauf, dass sie sich in
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