Heiß umschwärmt
hoffen, es könnte eine Wiederholung dieser heißen Nacht geben.
Sie tröstete sich damit, dass sie ausgesprochen gut darin war, Dinge zu leugnen. Na schön, sie hatten ein bisschen Sex gehabt, aber es war keine große Sache. Es bedeutete nichts. Keiner von ihnen hatte sich zu irgendetwas verpflichtet.
Kirsten schloss die Augen und ließ das Wasser über sich laufen. Natürlich machte sie sich etwas vor. Ihre gemeinsame Nacht würde etwas sein, an das sie gern zurückdenken würde, wenn sie alt war. Tatsächlich hatte sie endlich erfahren, wie es war, sich ganz als Frau zu fühlen und mit einem Mann zu schlafen, der weder ihren Körper noch ihre Seele vernachlässigte.
Ein kleiner Seufzer entschlüpfte ihr. Vor lauter Begierde hatten sie nicht an Verhütung gedacht. Womöglich würde diese Nacht Folgen haben. Es schien ihr unvorstellbar, dass sie ein Kind von Seth bekommen würde, aber es war doch möglich. Die Natur hatte ihren eigenen Willen. Und falls sie wirklich schwanger war, dann würde sie das Kind auf jeden Fall bekommen. Es wäre Seth sicher sehr ähnlich, doch unberührt von Geld und Zynismus.
Sie schüttelte ihren Kopf, und die Wassertropfen spritzten aus ihrem Haar auf die Marmorfliesen.
Gleich jetzt würde sie anfangen, alles zu leugnen. Sie würde nicht über die möglichen Konsequenzen nachdenken. Sie musste sich auf das konzentrieren, was sie zu Seth sagen würde, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Sie musste sich überlegen, wie sie sich verhalten würde, wie sie lächeln und so tun würde, als wäre die zauberhafteste Nacht ihres Lebens keine große Sache gewesen.
Alles leugnen. Alles leugnen, wiederholte sie in Gedanken immer wieder wie ein Mantra.
Seth arbeitete draußen auf der Koppel mit einem der Pferde. Kirsten beobachtete eine Weile, wie er mit dem Tier umging, dann ging sie zum Zaun und lehnte sich daran an.
Seth bemerkte sie und kam auf sie zu.
“Ma'am”, begrüßte er sie in bester Cowboymanier und nahm galant seinen Hut ab.
Sie lächelte. Er sah in Jeans und einem Flanellhemd immer besonders männlich und attraktiv aus.
Für einen Moment verlor sie die Kontrolle über ihre Gefühle. Sie stellte sich vor, wie wundervoll es gewesen wäre, zur Koppel zu kommen, Seth einen Kuss zu geben und ihm zu sagen, wie viel ihr die letzte Nacht bedeutet hatte.
Alles leugnen. Alles leugnen, ermahnte sie sich.
Sie setzte ein falsches Lächeln auf. “Ich wollte mich bloß erkundigen, ob du etwas für mich zu tun hast. Ich muss heute Nachmittag in die Stadt, um ein Darlehen aufzunehmen, damit ich dir das Geld für Moms Haus zurückzahlen kann.”
“Mach dir keine Mühe.” Unter der Krempe des Hutes, den er wieder aufgesetzt hatte, hervorblickend, musterte er sie. Sein Ausdruck war nicht zu deuten.
Sie schüttelte den Kopf. “Ich habe dir doch gesagt, dass ich das Angebot nicht annehmen kann. Es kommt überhaupt nicht infrage.”
“Ich dachte, dass das jetzt anders wäre. Ich meine, nach der letzten Nacht verstehe ich wirklich nicht, warum du es für nötig hältst, mir das Geld zurückzuzahlen.”
Es kam ihr vor, als würden diese Worte sie wie ein Messer mitten ins Herz treffen.
Er dachte anscheinend tatsächlich, sie hätte mit ihm geschlafen, um das Haus zu bekommen. Sie hatte ihm erklärt, dass sie nicht bereit war, mit ihrem Körper dafür zu bezahlen, aber aus seiner Sicht sah es wohl so aus, als hätte er das Geld aufgebracht, und gleich nachdem er bezahlt hatte, hatte sie auf der Couch auf ihn gewartet wie eine verwöhnte Geliebte.
Sie überlegte sich jedes Wort, das sie sagen wollte, sehr sorgfältig. “Die letzte Nacht hat gar nichts geändert. Ich werde dir das Geld für das Haus zurückgeben.”
“Hat sie nichts geändert? Oder hat sie nichts bedeutet?”, gab er zurück.
“Natürlich hat sie etwas bedeutet. Ich hatte Spaß. Du nicht auch?” Ihr Ton war lässig, die Worte waren leicht dahingesagt. Doch in ihrem Inneren sah es völlig anders aus. Sie konnte nicht fassen, dass sie so mit Seth redete. Es brach ihr das Herz. Aber sie musste selbstbeherrscht bleiben. Sie musste sich selbst schützen. Alles leugnen, alles leugnen, dachte sie wieder.
“Spaß?” Er wiederholte das Wort so verständnislos, als würde er es tatsächlich nicht begreifen.
“Schau, ich möchte keine Schwierigkeiten machen wegen des Hauses, aber ich kann deine Hilfe wirklich nicht annehmen, und ich werde dir das Geld auf jeden Fall zurückgeben. Ich will keine Verpflichtungen. Das habe
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