Heiß umschwärmt
ich dir schon mal gesagt, und ich sage es wieder. Keine Verpflichtungen.”
Sein Gesicht sah aus wie aus Stein gemeißelt.
Er murmelte etwas, und sie hätte schwören können, dass er 'Du willst offenbar noch mehr' sagte, aber bevor sie ihn bitten konnte, die Worte lauter zu wiederholen, nickte er einfach nur und trabte davon.
Kirsten blieb mit gebrochenem Herzen zurück.
Drei Tage vergingen. Für Kirsten waren sie die Hölle. Sie und Seth sprachen kaum miteinander. Sie wünschte sich verzweifelt, ihn fragen zu können, warum er so verschlossen war, aber sie hatte Angst vor den Antworten, so einsam und verwirrt sie auch war.
Und was noch schlimmer war, sie brauchte ihren Job jetzt noch dringender als vorher, um das Darlehen zurückzahlen zu können, das sie wegen des Hauses aufgenommen hatte. Wenn sie gefeuert wurde, würde sie keine Chance haben, die Hypothekenraten aufzubringen.
Frustriert erklärte sie Viola, dass sie mit Sterling einen kleinen Ausritt machen würde. Seth war in die Stadt gefahren und hatte ihr keine Arbeit aufgetragen, mit der sie ihre Zeit hätte füllen können.
Die Berge halfen ihr immer, einen klaren Kopf zu bekommen und ihre Seele zu befreien. Das hatte sie zurzeit dringend nötig. Also ritt sie entschlossen auf die Berge zu, während die Nachmittagssonne den Mount Mystery und das Gebirge dahinter in ein warmes rötliches Licht tauchte.
Sie wählte einen Pfad, von dem sie wusste, dass sie dort allein sein würde und in Ruhe nachdenken konnte. Ihre Gedanken waren so düster wie die Gewitterwolken, die sich in einiger Entfernung am Himmel zusammenballten.
Sie musste über Seth hinwegkommen.
Es würde schwierig werden, und das war eigentlich noch eine Untertreibung. Aber sie hätte sich von Anfang an gar nicht in ihn verlieben dürfen. Er war viel zu mächtig, um sich mit ihm einzulassen, und selbst wenn sie etwas von ihm hätte verlangen können, wäre er doch niemals auf ihre Bedingungen eingegangen. Die Warnzeichen waren deutlich zu erkennen gewesen, und sie hatte sie absichtlich ignoriert. Er war ein reicher Mann, daran gewöhnt, andere zu manipulieren und zu bekommen, was er wollte. Dass er das Haus ihrer Mutter gekauft hatte, bewies das. Kirsten machte sich etwas vor, wenn sie glaubte, sie könnte ihm ebenbürtig sein, und sie machte sich erst recht etwas vor, wenn sie dachte, er könnte anders sein als James und ihr Vater – Männer, die Frauen wie Puppen behandelten, die ihnen zu Willen waren. Männer, die sofort rebellierten, wenn eine Frau Ansätze zu einem eigenen Willen zeigte.
Kirsten merkte, dass sie alles nur noch verschwommen wahrnahm. Sogar der wunderschöne Hirsch, der vor ihr über ein Feld lief, konnte sie nicht von ihren Sorgen ablenken.
Es bestand leider kein Zweifel daran, dass sie dabei war, sich in Seth zu verlieben. Ihre eine gemeinsame Nacht hatte die Gefühle, die sie bereits für ihn gehabt hatte, nur noch verstärkt. Sicher, sie war keine Jungfrau mehr gewesen, aber mit Seth zu schlafen hatte ihr mehr bedeutet als all ihre Liebesbeziehungen davor zusammengenommen, denn noch nie hatte ein Mann sie so glücklich gemacht.
Doch dass sie Seth liebte, würde ihn nicht dazu bringen, sie ebenfalls zu lieben. Und er hatte das Wort Liebe nie auch nur erwähnt. Die zynische Art, wie er mit Nikki umging, genügte, um Kirsten davon zu überzeugen, dass sie dieses Thema auch nie anschneiden durfte. Sie wusste, dass sie nicht stark genug war, um Seths Reaktion zu verkraften.
Sie erreichte jetzt den steilen Pfad, der schließlich zum Pass und den höchsten Berggipfeln führen würde. Während sie Sterling geschickt an den Felssprüngen vorbeiführte, war sie so in Gedanken versunken, dass sie den Regen kaum bemerkte, bis große Regentropfen deutliche Spuren im Staub vor ihr hinterließen.
Der Wind war ebenfalls stärker geworden. Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber es war trotzdem dunkel, denn sie war hinter dicken grauen Wolken verborgen.
Sterling ging ruhig weiter, selbst als ein Blitz über den Himmel zuckte, dem sofort ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte.
“Was für ein Juwel du doch bist.” Kirsten tätschelte der Stute den Hals.
Sie wusste, dass sie durchnässt werden würde, wenn sie jetzt zur Ranch zurückritt, aber womöglich würde Sterling sich ein Bein brechen, wenn sie in ein Matschloch geriet, was bei diesem Wolkenbruch durchaus denkbar war.
Kirstens Erfahrung riet ihr weiterzureiten. Am Blue Rock Creek gab es einen alten
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