Heiß umschwärmt
Liebhaber.
Sie machte sich etwas vor, wenn sie glaubte, dass sie es je schaffen würde, ihm gegenüber wieder ganz cool und lässig zu werden. Sie waren schon zu weit gegangen und hatten zu viel gemeinsam durchgemacht.
Und außerdem war sie in ihn verliebt.
Fast hätte sie bei diesem Gedanken mitleidig gelacht. Und trotzdem war es ein gutes Gefühl, es sich einzugestehen. Die Zeit des Leugnens war vorbei. Gab es nicht irgendeinen alten Spruch, der besagte, dass man sich viel besser fühle, wenn man zu hoffen aufhöre?
Seth würde ihre Liebe niemals auf die Weise erwidern, die für sie notwendig war. Er war zu reich, zu mächtig, zu beherrschend. Er war nicht der Typ von Mann, der eine Horde Kinder aufziehen und sich darauf freuen würde, jede Nacht mit seiner Frau zu schlafen, Nacht für Nacht, ein ganzes Leben lang.
Kirsten seufzte und schloss die Augen. Sie war völlig erschöpft. Bisher war ihr nie klar gewesen, wie viel Kraft es einen Menschen kostete, gegen Kälte anzukämpfen.
Innerhalb von Sekunden war sie fest eingeschlafen unter ihrer Daunendecke und träumte, sie läge in den starken Armen des Mannes, den sie liebte.
Seth fachte das Kaminfeuer in Kirstens Schlafzimmer neu an. Viola war ins Bett gegangen, aber Seth konnte sich nicht in sein eigenes Zimmer zurückziehen, ohne zuerst noch einmal nach Kirsten zu sehen.
Nun ging er zu dem großen Holzbett hinüber, in dessen Mitte sich eine Art Hügel erhob.
Seth beugte sich über Kirsten und lauschte. Ihr Atem war regelmäßig. Eine goldene Haarsträhne guckte unter der Daunendecke hervor. Seth streichelte diese Strähne liebevoll und staunte darüber, wie seidenweich sie war.
Kirsten stöhnte und drehte sich unter der Decke um. Eine Hand rutschte heraus, perfekt und weiblich.
Seth kämpfte gegen den Drang an, die Hand zu drücken, damit Kirsten merkte, dass er da war. Im Moment hatte sie Erholung nötig. Sie hätte da draußen sterben können, wenn niemand sie gefunden hätte.
Bei diesem Gedanken fühlte Seth sich richtig krank.
Er richtete sich ganz gerade auf, als ihm bewusst wurde, wie sehr er sich verändert hatte in den paar Wochen seit er nach Mystery gekommen war. All der oberflächliche Kram besaß für ihn keinerlei Reiz mehr. Inzwischen war alles, was er sich wünschte, ein warmes Kaminfeuer und eine gute Frau. Für immer und ewig.
Er blickte auf die schlafende, verletzliche Frau hinunter, die vor ihm lag.
Dann sagte er sich, dass er viel zu viel nachdachte. Dabei sah ihm das überhaupt nicht ähnlich, wenn es um Frauen ging.
Vielleicht veränderte der Aufenthalt in Mystery ihn tatsächlich. Oder es lag an seiner Freundschaft zu Hazel.
Oder vielleicht lag es an der wunderschönen Frau, die dort in dem Bett schlief.
Alles, was er wusste, war, dass der Geschäftsmann in ihm keinen Fehlschlag akzeptieren konnte. Und doch besaß Kirsten Meadows gefährlicherweise fast die Macht, ihn scheitern zu lassen. Was vorher immer Sicherheit für ihn bedeutet hatte, sein Geld, schien für sie keine Rolle zu spielen. Und so blieb ihm gar nichts mehr. Er begriff einfach nicht, womit er Kirsten für sich gewinnen könnte.
Mit diesen düsteren Gedanken verließ er schließlich ihr Zimmer und ging ins Bad, um eiskalt zu duschen.
10. KAPITEL
“Alle haben diesem Vorfall gestern viel zu viel Bedeutung beigemessen. Es geht mir gut. Wirklich. Das Ganze ist mir nur peinlich.” Das war Kirstens Antwort auf Seths Frage danach, wie es ihr ging. Sie war rot geworden.
“Es war dumm von dir, allein auszureiten”, meinte er, und sie fand, dass er bedrohlich aussah, obwohl er sich gerade auf der Couch entspannte. Auf der Couch, auf der sie sich geliebt hatten.
Sie reichte ihm die aktuellen Faxe und klappte dann ihren Laptop auf. “Ich wollte einfach etwas reiten. Aber ich werde es nicht wieder tun. Mir ist klar, dass ich dir schreckliche Unannehmlichkeiten bereitet habe. In Zukunft werde ich auf Hazels Ranch reiten.”
“Wenn du eins der Pferde hier reiten willst, bestehe ich einfach bloß darauf, dass dich jemand begleitet. Du kennst zwar die Bergpfade in dieser Gegend besser als Jim, aber er hat ganz allgemein große Erfahrung, wenn es um Gebirge geht, und die hast du nicht. Ich will nie wieder hören müssen, dass du allein unterwegs warst.”
Seth wandte sich den Faxen zu.
Kirsten beobachtete ihn und fand, dass er weniger ausgeruht aussah, als sie es je zuvor bei ihm erlebt hatte.
Obwohl sie das wirklich nicht hätte tun sollen, überlegte sie,
Weitere Kostenlose Bücher