Heiß umschwärmt
Minuten hast du dich noch nicht beschwert”, murrte er.
“Also solltest du es vielleicht Nikki geben, denn für mich sah es so aus, als wäre sie verdammt glücklich mit allem gewesen, was du ihr zugeworfen hast.”
Es war, als würde er eine Mauer aus Eis um sich herum errichten.
Er kniff die Augen zusammen und sagte: “Ich weiß nicht, was plötzlich in dich gefahren ist, Kirsten. Aber wenn du nicht erkennst, was ich zu bieten habe, dann bist du nicht nur blind, sondern auch dumm.”
Sie stand vom Bett auf und streifte ihren abgenutzten Flanellmorgenrock über. “Du hast zwar eine Menge zu bieten, aber ein paar Rubine oder ein neues Auto sind nicht das, was ich im Sinn habe.” Sie fand es schrecklich, dass sie jetzt am Moment der Wahrheit angelangt waren, aber so war es nun mal, und nun musste sie sich der Realität stellen. “Es tut mir leid.” Ihre Stimme klang erstickt. Das lag an den ungeweinten Tränen. “Es tut mir ganz furchtbar leid.”
Sie dachte an Carrie und daran, wie enttäuscht ihre kleine Schwester sein würde, wenn ihr klar wurde, dass Seths Zuneigung genauso vorübergehend gewesen war, wie Kirsten es geahnt hatte. “Ja. Es tut mir alles leid”, wiederholte sie nun, band ihren Morgenrock zu und verließ das Zimmer.
“Carrie, ich bin heute zu beschäftigt, um reiten zu gehen. Kann ich dich später anrufen? Dann erkläre ich dir, was los ist.” Kirsten hielt den Atem an. Der Morgen hatte mit einem spektakulären Sonnenaufgang begonnen, der ein wunderbares Farbspektrum von Zartrosa bis Tiefrot auf den Horizont gemalt hatte, und Kirsten hatte den Anblick sehr genossen. Inzwischen war es neun Uhr morgens, Zeit, um Seths Verbindung zu Carrie zu kappen, und Zeit für Kirsten selbst, sich einen Schutzpanzer zuzulegen.
“Ich muss sowieso um zwölf ins Kunstcamp gehen, also ist es keine große Sache”, erwiderte Carrie nun am anderen Ende der Leitung.
Kirsten atmete erleichtert auf. “Wir werden es schon schaffen, irgendwann wieder einen Reitausflug zu unternehmen, aber im Moment geht es leider einfach nicht. Okay? Ich liebe dich”, stieß sie noch hervor, bevor sie den Hörer auflegte.
Dann setzte sie sich hin, und ihr wurde bewusst, was sie sich alles aufgeladen hatte.
Sie musste für das Haus die Hypothekenzahlungen leisten. Ihrer Schwester hatte sie weitere Reitstunden versprochen. Kirsten würde ihre Verpflichtungen nie einhalten können, solange Seth Morgan Macht über sie besaß.
Er konnte mit einer einzigen Handbewegung über ihr Schicksal entscheiden. In Wahrheit war sie nichts weiter als eine Angestellte, auf die er ebenso gut verzichten konnte. Er brauchte keine persönliche Assistentin, da Mary in New York von einem Augenblick zum nächsten Kirstens Pflichten mit übernehmen konnte.
Sie rieb sich die Augen und dachte, dass der einzige Weg, sich selbst und ihre Schwester vor einer weiteren großen Enttäuschung zu retten, wohl der war, ihren Job zu kündigen.
Seth hatte unzählige Male mit ihr geschlafen. Seine sanften Worte und freundlichen Gesten hatten sie gerührt. Jede Liebkosung, jeder Kuss hatte sie davon überzeugt, dass er etwas für sie empfand.
Aber er hatte nie gesagt, dass er sie liebte. Er hatte nie eine feste Bindung angeboten. Sein ungeheurer Reichtum schien nichts weiter zu sein als etwas, womit er Menschen manipulieren konnte. Das mochte bei anderen Frauen funktionieren. Die meisten Frauen waren vermutlich zu gierig auf den nächsten Porsche oder den nächsten Ausflug zum Juwelierladen, um zu protestieren.
Aber Kirsten war nicht wie Nikki. Wenn sie und James wirklich ineinander verliebt gewesen wären, wäre sie jetzt bereits die Frau eines Bandleaders. Sie wäre mit der Band ihres Mannes durchs Land gezogen und hätte bei den Auftritten Hilfsarbeiten erledigt, bloß um mit dem Mann zusammen zu sein, den sie liebte.
Aber Seth hatte ihr nichts dergleichen angeboten. Und wenn sie weiter in seiner Nähe blieb und versuchte, sich davon zu überzeugen, dass da noch mehr sein könnte, ließ sie sich auf ein gefährliches Spiel ein. Wenn sie so weitermachte wie bisher, würde sie Carrie und ihre Mutter mit in den Abgrund ziehen. Es würde sich für alle Beteiligten als Katastrophe erweisen, und Kirstens Mutter und Carrie hatten schon genug durchgemacht.
Jetzt blickte Kirsten erschreckt auf und sah Seth an der Vordertür stehen. Sie hatte in dem großen Wohnzimmer gesessen und nicht mal bemerkt, dass Seth sich näherte.
“Jim wartet darauf, die Pferde
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