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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Meisterschaftstitel zu gratulieren. Vermutlich hatte sie es nie bereut, dass sie ihren Pferdeanhänger und ihren kostbaren Sattel verkaufen musste, um diese Uhr bezahlen zu können.
    Er hatte ihr einen größeren, schöneren Anhänger kaufen wollen, außerdem einen neuen edlen Sattel, doch es war bei diesen guten Vorsätzen geblieben.
    Ein paarmal musste er zwinkern, dann kniff er die Augen zusammen, um die Zeiger zu erkennen.
    Viertel nach elf? Erst? Verdammt! Es kam ihm vor, als würde er sich schon die ganze Nacht von einer Seite auf die andere wälzen, und dabei war er erst um zehn Uhr ins Bett gegangen.
    Er wurde wohl allmählich alt.
    Leise stand er auf, zog sich an und schlich nach unten, um Davie nicht zu wecken, sofern der besser schlafen konnte als er. Er nahm den Laptop und sein Handy mit, gab Kit Carson ein Zeichen, er solle bei Davie auf dem Bett liegen bleiben, dann verließ er das Haus.
    Nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, setzte er sich auf die Stufen der Veranda und sah hinauf zum Himmel über Montana. Millionen Sterne funkelten dort oben, jeder von ihnen scheinbar zum Greifen nah.
    Ihr Anblick weckte ein Gefühl der Einsamkeit bei ihm.
    Es wäre seine Rettung gewesen, Lily anzurufen. Aber in Chicago war es bereits zwei Stunden später, und er würde sie aus dem Schlaf reißen. Ihre Stimme würde dann angenehm schläfrig klingen, und sie wäre sicher bereit für ein wenig Telefonsex …
    Nein, er verbannte diesen Wunsch. Lily hatte in Chicago genug zu tun – sie musste sich um ihre Tochter und ihren kranken Vater kümmern, und vor allem war da ihre alte Wohnung aufzulösen.
    Sie brauchte ihren Schlaf.
    Also würde er wie vereinbart warten, bis sie ihn anrief.
    Und wenn es ihn umbringen würde.
    Er hätte gern mit Logan darüber gesprochen. Oder mit Dylan. Oder mit beiden zusammen. Aber sie hatten Ehefrau und Kinder, und sie hatten ihr eigenes Leben. Er hätte über seinen Schatten springen und sich einem seiner Brüder anvertrauen können – was ein unbestreitbarer Fortschritt gewesen wäre. Aber er wollte sie nicht aufwecken oder gar bei etwas Intimerem als Schlaf stören.
    Cassie? Ja, sie würde ihm zuhören, wenn er ihr sagte, er müsse mit ihr reden. Sie war stets ein Fels in der Brandung gewesen, eine Zuflucht. Sie hatte ihn durch vieles begleitet, darunter auch durch die düsteren Tage nach Shawnas Tod. Aber Cassies Zauber wirkte nur, wenn man ihr gegenübersaß, nicht am Telefon. Er konnte jetzt nicht zu ihr fahren und bei ihr anklopfen. Zum einen würde er sie aus dem Bett holen, zum anderen konnte er nicht mitten in der Nacht Davie allein zu Hause zurücklassen.
    Der Junge war erst dreizehn, und er hatte in seinem Leben sicher in mehr als nur einer Nacht allein in einem Haus oder einer Wohnung zubringen müssen.
    Zu viele Dinge konnten dabei schiefgehen. Was, wenn ein Feuer ausbrach? Oder wenn der Junge eine akute Blinddarmentzündung bekam?
    Tyler schüttelte den Kopf, klappte stattdessen den Laptop auf, fuhr ihn hoch und ging ins Internet.
    Wenn er schon nicht schlafen konnte, dann würde er sich eben als Detektiv betätigen.
    Zuerst rief er seine bevorzugte Suchmaschine auf. Seine Mailbox quoll zwar über, doch die konnte noch warten.
    Er tippte „Doreen McCullough“ ein und rechnete damit, Hunderte oder sogar Tausende von Treffern angezeigt zu bekommen und durchklicken zu müssen, bis er auf Davies Mom und seine erste Geliebte stieß.
    Die ersten paar Ergebnisse führten zu Fremden. Dann aber landete er einen Volltreffer – sofern man ein Foto aus der Verbrecherkartei als Volltreffer bezeichnen wollte.
    Das war Doreen, ohne Make-up, in einem orangefarbenen Gefängnisoverall, in der Hand ein Schild mit ihrem Namen und einer Ziffernfolge.
    Während er sich durch den nachfolgenden Text arbeitete, wurde ihm immer übler. Doreen war bei Roy Fifer nicht in der untersten Gosse gelandet, sondern der Kerl bedeutete für sie tatsächlich eine
Verbesserung
.
    Sie war in Vegas dreimal wegen Prostitution verhaftet worden. Sie hatte sich als Ladendiebin versucht. Und sie hatte wegen Kreditkartenbetrugs ein Jahr im Gefängnis gesessen.
    Wo war Davie in der Zeit gewesen, als sie hinter Gittern saß? Bei einer Pflegefamilie? Oder war er mit dem Trucker unterwegs gewesen, den Doreen ursprünglich als den Vater des Jungen bezeichnet hatte?
    „Okay, sie ist vorbestraft“, sagte Davie gleich hinter ihm.
    Tyler hatte nicht gehört, dass der Junge nach draußen gekommen war, doch er war

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