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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nicht besonders überrascht. Vermutlich hatte er auch nicht schlafen können, sondern sich nur schlafend gestellt, als Tyler kurz zuvor durchs Haus gegangen war.
    „Willst du mir was dazu erzählen?“, fragte Tyler ruhig.
    Davie ging um ihn herum und setzte sich zu ihm auf die oberste Stufe. „Was gibt’s da zu erzählen?“, gab er schließlich zurück. „Es steht doch alles im Internet. Jedenfalls das Meiste.“
    Unwillkürlich überlegte Tyler, ob Jim Huntinghorse davon wusste und warum er, wenn ja, bei seinem Besuch kein Wort davon hatte verlauten lassen.
    „Wo warst du, Davie, als Doreen im Gefängnis saß?“
    Der Junge ließ sich viel Zeit mit der Antwort. Er sah weder Tyler noch den Bildschirm an, sondern starrte in die Finsternis, die so intensiv war, dass er vielleicht hoffte, sie würde ihn verschlucken.
    „Bei meiner Großmutter“, erwiderte er schließlich. „Du musst noch ein Stück weiter nach unten scrollen, da steht das auch.“
    Stattdessen klappte Tyler den Laptop zu und stellte ihn weg. Kit Carson zwängte sich zwischen ihm und Davie hindurch, trottete durchs Gras und hob am rechten Hinterrad des neuen Chevy sein Bein. Der Wagen glänzte im Mondlicht. Er hätte gleich einen solchen Truck kaufen sollen, dachte Tyler. „Ich würde es lieber von dir hören.“
    Seufzend begann Davie zu erzählen: „Gramma spielt immer nur Bingo. An mir war sie gar nicht interessiert. Ich war ihr die meiste Zeit nur im Weg.“ Er sah Tyler von der Seite an und setzte wieder dieses perfekte Creed-Grinsen auf. „Das hättest du wohl nicht erwartet, wie? Du dachtest bestimmt, dass ich von Wölfen großgezogen wurde, als Mom im Bau saß, oder dass mich irgendwelche Biker aufgenommen hatten …“
    Als Mom im Bau saß.
    Wie viele Kinder mussten mit so etwas zurechtkommen?
    „Ich dachte, du wärst bei einer Pflegefamilie gewesen“, gab Tyler zurück.
    „Das wäre wohl besser gewesen. Mom ist für Gramma die größte Enttäuschung ihres Lebens – natürlich nur, wenn sie mich nicht mitzählt. Bevor sie mich bekam, hatte sie schon zwei Kinder. Aber sie war damals nicht verheiratet und hatte kaum Kohle, also gab sie sie zur Adoption frei.“ Davie hielt kurz inne und zuckte auf eine Weise mit den Schultern, die Tyler zu Herzen ging. „Mich hat sie behalten, aber ich weiß nicht, warum. Ich nehme an, sie dachte, dass ich ihr Geld einbringen würde, falls du mein Vater wärst. Sie holte mich bei Gramma ab, als sie entlassen wurde, und ich war echt froh, sie zu sehen.“
    „Ich werde sie anrufen müssen, Davie.“
    „Wen?“
    „Deine Großmutter.“
    „Dann viel Glück, wenn du vorhast, mich bei ihr abzuladen“, erwiderte der Junge. „Ich hab dir ja gesagt, dass sie mich nicht besonders gut leiden kann.“
    Irgendwo in der Dunkelheit begann Kit Carson zu bellen.
    Automatisch dachte Tyler an Kojoten und an die Bären, die der Hunger manchmal auf die Ranch trieb, und mit einem schrillen Pfiff wollte er den Hund zurückholen.
    Danach ging alles viel zu schnell. Tyler hatte keine Gelegenheit, Davie zu sagen, dass er ihn bei niemandem abladen würde.
    Lichter zuckten zwischen den Bäumen umher, und das Dröhnen eines Motors war zu hören, der mit zu hoher Drehzahl in einem zu niedrigen Gang gefahren wurde.
    Tyler sprang auf. „Was ist denn jetzt los?“
    „Kit!“, schrie Davie in Panik. „Kiiiiiiiiiiiiiiiiit!“
    Der Hund war nur ein Schatten, der zwischen Hütte und See an den Bäumen vorbeihuschte. Offenbar hatte er nicht vor, auf seinen Namen zu hören.
    Das Dröhnen wurde lauter, und der Boden begann zu zittern.
    „Weg hier!“, brüllte Tyler und stieß Davie förmlich von der Veranda. „Lauf!“
    „Wohin?“, gab Davie zurück.
    Die Scheinwerfer befanden sich hoch über dem Weg und bewegten sich geradewegs auf Tyler zu, wobei sie wackelten und hüpften, als wären sie die Augäpfel eines riesigen Ungeheuers, das aus der Erde emporgestiegen war, um alles zu vernichten.
    Tyler packte Davie am Kragen und gab ihm einen Stoß, damit er zur Seite wegrollte, dann machte er selbst einen Satz nach vorn. Beide landeten sie mit dem Gesicht im Staub, rappelten sich aber gleich wieder auf und rannten weiter.
    Es gab einen lauten Knall, und als sich Tyler umdrehte, sah er noch, wie der andere Wagen seinen Truck quer vor sich her schob. Der Motor heulte noch lauter auf, fast, als würde er jeden Moment in die Luft gehen.
    „Verdammt!“, brüllte Tyler aufgebracht. „
Den habe ich gerade erst gekauft!“
    Nun

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