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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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freundlich zurück. „Haben Sie denn überhaupt schon mal einen
Mann
geschlagen, Roy? Oder nehmen Sie sich nur Kinder und Frauen vor?“
    Roy sah ihn finster an. „Mit Ihnen bin ich noch nicht fertig, klar?“
    „Sieh an, Sie sind ja nicht nur ein ganz harter Kerl. Sie haben auch noch originelle Sprüche auf Lager. Was kommt denn als Nächstes? Dass in der Stadt nur für einen von uns Platz ist?“
    Davie zog abrupt den Kopf ein, als hätte er erwartet, Roy würde die Hand ausrutschen.
    Diese Beobachtung machte Tyler so wütend, dass er am liebsten jetzt und hier auf Roy losgegangen wäre. Aber dann würde der Sheriff ihn über Nacht in eine Zelle sperren, und diese Erfahrung von vor fünf Jahren wollte er nun wirklich nicht wiederholen, auch wenn die Versuchung sehr groß war.
    Roy schnaubte und schüttelte den Kopf, als wolle er einen Schwarm Fliegen vertreiben, dann drehte er sich um und stampfte aus dem Lokal.
    „Er wird Sie nicht in Ruhe lassen, Tyler“, stellte Davie nüchtern fest. „Und mich auch nicht.“
    „Ich kenne genug Typen wie ihn“, versicherte er dem Jungen, während er Roy hinterhersah.
    Als er gegangen war, kam Doreen aus ihrem Versteck. Sie machte einen verlegenen und verängstigten Eindruck. Davie musste zwar nicht zu Roy nach Hause zurückkehren – Tyler würde ihn eher persönlich den Behörden übergeben, bevor er das zuließ –, aber Doreen hatte diese Wahl nicht.
    „Du wartest in der Kantine auf mich“, sagte sie zu Davie, wobei etwas von der guten alten Doreen durchschimmerte, die ein wildes, freies Leben geführt hatte. „Dort kommt Roy nicht an dich ran.“
    Der Junge zögerte kurz, nickte dann aber und verließ das Lokal.
    Tyler bedeutete Doreen, sich an den Tisch zu setzen. Es wäre ihm lieber gewesen, sich an einem Ort mit ihr zu unterhalten, wo sie beide ungestörter waren, aber das ließ sich auf die Schnelle nicht einrichten, und Tyler fand sich damit ab.
    Doreen nahm auf der Sitzbank Platz und saß genauso zusammengekauert da wie vor ihr Davie.
    Tyler setzte sich ihr gegenüber hin, atmete tief durch und wartete einen Moment. Da Doreen offenbar nicht den Anfang machen wollte, sagte er schließlich: „Die Lage ist ziemlich übel, würde ich sagen.“
    Sie nickte. „Schlimmer als nur übel.“
    „Ist er mein Sohn?“ Die Frage rutschte ihm heraus, noch bevor sein Verstand Gelegenheit hatte, sie diplomatischer zu formulieren.
    Sekundenlang sah Doreen ihn an, erst dann wurde ihr klar, was er eigentlich meinte. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Davie ist nicht dein Sohn. Allerdings wünschte ich bei Gott, es wäre so.“
    Eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung befiel ihn, und restlos überzeugt war er von Doreens Worten noch nicht. „Wie alt ist Davie?“, fragte er.
    „Dreizehn“, gab Doreen zu, nachdem sie eine Zeit lang sichtlich mit sich gerungen hatte.
    „Vom Alter her passt es“, fand Tyler.
    Sie lachte wehmütig und zog die Schultern hoch. „Ja, aber das gilt für einige Männer, Ty, nicht nur für dich. Davies Vater ist ein Trucker, der eines Abends im Sommer im Skivvie’s auftauchte und mir sein Herz ausschüttete, seine Frau verstehe ihn nicht. Ich munterte ihn ein wenig auf … Davie ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.“
    „Okay“, sagte er. „Und warum lässt du zu, dass dein Freund Davie verprügelt?“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich habe mein Leben lang immer nur gekämpft, und irgendwann hatte ich keine Kraft mehr zu kämpfen.“
    „Schlecht für Davie.“
    „Meinst du, das ist mir egal? Ty, ich hasse mich selbst für das alles.“ Sie drückte den Rücken durch, leider jedoch nicht energisch genug, um wirklich selbstbewusst zu wirken. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mal so enden würde! Ich hätte damals abtreiben lassen können; Davies Vater wollte mir das Geld dafür geben. Aber ich hatte diese verrückte Idee, ich würde eines Tages einen guten, anständigen Mann kennenlernen. Davie und ich und der Traumprinz.“
    „Bist du einverstanden, wenn ich Davie für eine Weile mit zu mir nach Hause nehme? Nur so lange, bis du alles unter Kontrolle hast.“
    Sichtlich verwundert sah sie ihn an. „Wieso? Warum willst du so was machen?“
    „Weil ich auch mal so alt war wie Davie, und weil mein Vater auch ziemlich schwierig war“, sagte Tyler und wunderte sich, dass er so etwas laut aussprach, nachdem er doch sein Leben lang Jakes schlechte Seiten geleugnet und sogar Songs für seinen Vater geschrieben

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