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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Mal, dass Cassie das zu ihm sagte.
    Sein Problem war, dass er nicht anders konnte, als immer wieder in der Vergangenheit zu forschen, nach Hinweisen zu suchen und zu analysieren. Der Selbstmord seiner Mutter war der Grund für so vieles gewesen, was sich in seinem Leben ereignet hatte – oder was sich eben nicht ereignet hatte. Manchmal trieb ihn das Verlangen in den Wahnsinn, den wahren Grund für ihren Selbstmord zu erfahren. Warum hatte sie nicht die Kraft besessen, Jake zu verlassen und anderswo ein neues Leben anzufangen?
    „Ich nehme an, du triffst dich mit Lily“, äußerte sich Cassie plötzlich.
    „Wir treffen uns morgen zum Abendessen“, antwortete er und rechnete fest mit weiteren Ratschlägen.
    Lass sie in Ruhe
, hatte Cassie ihm nach der Trennung in jenem Sommer geraten, als er zu Lily gehen und sie um Verzeihung bitten wollte, dass er mit Doreen geschlafen hatte.
    Vergiss die Kleine
, hatte Jakes Rat gelautet.
Sie ist für dich sowieso zu gut.
    Bist du bescheuert?
, hatte Logan ihn angebrüllt, nachdem er ihn in der Scheune ein paarmal gegen die Wand gestoßen hatte.
Du treibst es mit einer Kellnerin, die doppelt so alt ist wie du, während Lily völlig verrückt nach dir ist?
    Manchmal, wenn die Stimmen aus seiner Vergangenheit so auf ihn einredeten wie in diesem Moment, da wollte Tyler sich am liebsten die Ohren zuhalten. Auch, wenn sie dadurch nicht verstummt wären.
    Was geschehen war, war geschehen und ließ sich nicht rückgängig machen.
    Warum also konnte er seine arme Mutter nicht einfach in Frieden ruhen lassen?
    Warum konnte er ihr nicht vergeben, dass sie keinen anderen Ausweg mehr gewusst hatte?
    Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Fausthieb ins Gesicht.
    Deswegen war er nach Stillwater Springs zurückgekehrt. Deswegen hatte er das Rodeo und seine Karriere als Stuntman hinter sich gelassen. Deswegen hatte er das große leere Haus in L. A. verkauft und seinen Escalade gegen eine Rostlaube eingetauscht, die keine zehn Meilen weit fuhr, ohne unterwegs liegen zu bleiben.
    Er war zurückgekehrt, um sich allen Geistern seiner Vergangenheit zu stellen, entweder einem nach dem anderen oder allen auf einmal. Der Kampf hatte begonnen.
    Würde er den Kampf gewinnen oder untergehen?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Nur eines war sicher: Er würde nicht noch einmal davonlaufen.

5. KAPITEL
    N achdem sie ihrem Vater und ihrer Tochter ein gesundes Frühstück serviert hatte – Grapefruit, Vollkorntoast, Rührei nur vom Eiweiß –, schlich Lily sich in das Arbeitszimmer, um von dort ungestört zu telefonieren.
    Nach einer fast schlaflosen Nacht war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie Tyler anrufen und die Einladung zum Essen absagen würde. Sie musste einen Rückzieher machen. Notfalls musste sie ihm eine riesige Lüge auftischen oder sonst was erzählen, damit sie aus dieser überhastet zugesagten Verabredung wieder rauskam.
    Allerdings kannte sie seine Telefonnummer nicht.
    Natürlich konnte sie Kristy fragen, sie anrufen oder in der Bibliothek besuchen, um sich von ihr die Nummer geben zu lassen. Immerhin war sie jetzt Tylers Schwägerin, und sie wusste ganz sicher, wie er zu erreichen war.
    Ihr Blick fiel auf Hals altes Adressenverzeichnis. Er hatte Tyler früher nicht leiden können, doch seit sie ihn tags zuvor am Rand des Highways aufgelesen hatten, schien es, als sei er der neue beste Freund ihres Vaters. Vielleicht war die Nummer ja in dem Verzeichnis notiert.
    Lily hatte soeben den Buchstaben C aufgeschlagen und begonnen, sich durch Notizzettel und Visitenkarten zu kämpfen, auf denen kreuz und quer alle möglichen Namen und Nummern notiert waren, als Hal ins Zimmer kam.
    „Suchst du was Bestimmtes?“, fragte er amüsiert.
    Sie musste schwer schlucken, ehe sie eine Antwort herausbrachte. „Tylers Nummer.“ So, jetzt hatte sie es gesagt. Sollte er hineininterpretieren, was er wollte.
    „Die habe ich nicht“, gab er zurück und musterte sie eindringlich. „Übrigens, Tess und ich haben abgestimmt, und wir sind uns einig, dass das Frühstück Mist war.“
    Sie klappte das Adressenregister zu und legte es weg. „Ich nehme an, Rührei mit Speck wäre euch lieber gewesen, richtig?“, hielt sie verärgert dagegen, weil er sie ertappt hatte, wie sie in seinem Telefonverzeichnis blätterte. Und weil er ihr auch noch entlockt hatte, dass sie Tyler anrufen wollte.
    „Lieber gewesen
ist eine Untertreibung“, meinte er grinsend. „Wir hätten uns die Finger danach

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