Heiss wie der Sommer
die Hand drückte. Sobald Doreen zum Dienstbeginn erschien, lag ihr Blutgeld für sie bereit.
Jetzt musste er nur noch überlegen, wie er Davie die Neuigkeit beibrachte. Während ihres Ritts durch die Berge wäre eigentlich eine gute Gelegenheit gewesen, da sie sich dabei ungestört unterhalten konnten. Aber Tyler hatte sich bereits entschieden, das Thema erst später anzuschneiden, da er davon ausging, dass der Junge danach erst einmal Trost und Zuspruch brauchte – und das hätte es ihm unmöglich gemacht, sich mit Lily auf dem alten Friedhof zu treffen.
Tyler hatte eben erst einen Haufen Geld hingeblättert, um ein Kind zu adoptieren, dessen Vater er womöglich gar nicht war. Eigentlich sollte der Junge Vorrang vor seinem persönlichen Vergnügen haben. Doch Tylers Zurückhaltung hatte auch ihre Grenzen – und jenseits dieser Grenzen wartete Lily Ryder im hohen Gras auf ihn.
Da weder er noch Dylan eigene Pferde besaßen, blieb ihm keine andere Wahl, als sich bei Logan zwei Tiere auszuleihen. Mit etwas Glück würde sein Bruder nicht zu Hause sein, wenn er dort ankam.
Es zeigte sich jedoch, dass sein Glück für diesen Tag bereits aufgebraucht worden war, als er Lily von Davie erzählt und sie ihm dafür nicht den Kopf abgerissen hatte. Logan war gerade damit beschäftigt, gemeinsam mit Davie einem zweiten Pferd das Zaumzeug anzulegen, als Tyler auf den Hof gefahren kam. Ein Pferd war bereits fertig gesattelt.
„Wenn ich nicht mit eigenen Augen sehen würde, dass du das bist“, sagte der Anwalt amüsiert, „dann würde ich es nicht glauben.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir zwei Pferde ausleihen wollen“, gab Davie zurück. Er saß auf einem Pinto-Wallach, der so aussah, als wäre ein gemütlicher Trab das schnellste Tempo, wozu er in der Lage war.
Logan achtete nicht auf den Jungen; er war viel zu sehr mit Tyler beschäftigt. „Es gibt da etwas, worüber wir uns unterhalten müssen, kleiner Bruder“, erklärte er. „Wenn du das in deinem vollen Terminplan berücksichtigen könntest.“
Tyler kletterte über den Zaun, warf dem Pferd eine Satteldecke über und legte den Sattel auf. „Nächsten August hätte ich Zeit für dich. Vielleicht können wir ja zusammen zu Mittag essen.“
„Sehr witzig“, konterte Logan, und obwohl er schwach lächelte, blieben seine Augen todernst. „Es ist wichtig, Ty.“
Tyler zog den Gurt fest und saß auf. Als er sich vorbeugte, um nach den Zügeln zu greifen, kam Logan ihm zuvor und reichte sie ihm an.
„Warum hast du’s mir dann bei deinem letzten Besuch nicht gesagt, wenn es so wichtig ist?“, fragte Tyler mürrisch. Er wollte losreiten. Es fühlte sich gut an, wieder auf einem Pferd zu sitzen.
Logan strich über den Hals des Wallachs, erst dann sah er seinen Bruder an. „Weil es nicht einfach ist, darüber zu reden“, erwiderte er leise. „Vor allem mit jemandem, der es anderen gern so schwer wie möglich macht. Was bekanntlich deine Spezialität ist.“
Tyler verspürte ein plötzliches Bedauern und auch eine Spur Angst.
Litt Logan an einer tödlichen Krankheit?
Musste die Ranch versteigert werden, um Steuernachzahlungen zu begleichen?
Keine dieser Fragen wurde beantwortet. Logan öffnete das Gatter, und Davie ritt durch, während Tyler neben seinem Bruder das Pferd zum Stehen brachte.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte er. „Und mit der Ranch?“
„Damit hat es nichts zu tun“, antwortete Logan. „Es kann bis morgen warten.“
„Dann also morgen“, sagte Tyler. „Bei mir oder bei dir?“
„Ich werde gegen sechs bei dir sein, so wie letztes Mal.“ Er wandte sich zu Davie um. „Wenn du Lust hast, kannst du heute wieder bei uns übernachten.“
Davie verdrehte die Augen, dann stieß er einen anerkennenden Pfiff aus und sah zu Tyler. „Wieder ’n heißes Date?“
Tyler spürte, wie sein Hals zu glühen begann, und er wusste, es war Logan nicht entgangen.
„Besser als das“, meinte Logan daraufhin.
Dabei beließen sie es dann auch.
„Es wäre mir recht“, wandte sich Tyler an Davie, als sie nebeneinander über die Weide ritten, „wenn du aufhören würdest, Lily als ‚heißes Date‘ zu bezeichnen.“
„Na, aber sie ist doch heiß“, hielt Davie gut gelaunt dagegen. „Und sie ist Ihr Date. Also …“
„Also gar nichts. Du bist erst dreizehn“, fiel er ihm ins Wort. „Versuch mal, das nicht zu vergessen, okay?“
Davie war in Redelaune. Und er saß auf dem Pferd, als sei er von Geburt an daran
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