Heiss wie der Sommer
„Wie meinst du das?“
„Also Logan hat gesagt, dass erst die Hölle zufriert, bevor du herkommst“, erklärte er.
Grinsend fuhr er dem Jungen durchs Haar. „Sieh einer an. Das hat Logan also gesagt?“
12. KAPITEL
W ar sie
verrückt?
Lily betrachtete sich im Badezimmerspiegel, musterte ihr sorgfältig aufgelegtes Make-up und ihr frisch gewaschenes lockiges Haar, das ihr Gesicht wild umrahmte, was immer dann der Fall war, wenn sie es nicht mit Gel bändigte. In der Küche unterhielten sich Hal und Tess angeregt, während sie das Geschirr vom Abendessen wegstellten.
Keiner von ihnen hatte sich darüber beklagt, dass sie ihnen Tacos mit Tofuhack anstelle von Rindergehacktem servierte. Auf die fleischlose Alternative war sie im Supermarkt gestoßen, kurz nachdem Tyler wieder abgefahren war.
Das rote Sommerkleid mit den weißen Punkten hatte sie nach der Rückkehr aus dem Supermarkt gebügelt, und ihrem Vater und Tess hatte sie erzählt, sie würde sich nach dem Abendessen mit Tyler auf einen Drink im Skivvie’s treffen.
Und jetzt war sie kurz davor, sich auf den Weg zu ihm zu machen.
Schon wieder.
Sie
musste
verrückt sein! Sie hatte sich ihm förmlich an den Hals geworfen und ihn dazu eingeladen, ausgerechnet auf dem alten Friedhof über sie herzufallen. Und diesmal stand auch noch das Thema einer möglichen Schwangerschaft im Raum.
Aus dem Supermarkt hatte sie außer dem Tofuhack auch noch eine Packung Kondome mitgebracht. An der Kasse war sie rot angelaufen und hatte inständig gebetet, dass die Kassiererin nicht die Schachtel für jedermann sichtbar hochhielt und über die Lautsprecheranlage durchrief:
Die Kundin von neulich mit dem spontanen Orgasmus will ein Päckchen Kondome kaufen. Was kosten die?
Natürlich war nichts dergleichen passiert. Stattdessen hatte die Kassiererin, eine nette Dame mittleren Alters mit dicker Brille und dem Namenszug
Connie
auf dem Kittel, alle Einkäufe über den Scanner gezogen und ihr nach dem Bezahlen einen schönen Tag gewünscht.
Die Kondome, sagte sich Lily, als sie das Badezimmer verließ, um sich ihrer Familie zu präsentieren, waren der Beweis dafür, dass sie sich doch noch einen Funken Verstand bewahrt hatte.
„Du siehst hübsch aus, Mom“, erklärte Tess ganz unschuldig und bewunderte ihr Kleid.
„Ja“, stimmte Hal ihr zu. Zwar deutete sein Gesichtsausdruck an, dass er noch etwas hinzufügen wollte, doch er hielt sich damit zurück.
Zum Glück.
„Danke.“ Lily nahm ihre Handtasche und den Schlüssel für ihren Mietwagen vom Tresen. Am Nachmittag hatte sie sich vorgenommen, den Taurus in Missoula an die Autovermietung zurückzugeben und von dort nach Chicago zu fliegen. Tess würde so ein paar Tage mit Eloise verbringen können, während Lily ihren Arbeitsplatz räumen und veranlassen würde, dass ihr Apartment entweder vermietet oder verkauft wurde. Und dann würde sie noch ein paar Dinge zusammenpacken, die sie benötigten, wenn sie nach Stillwater Springs zurückkehrten.
Hal hatte sich einverstanden erklärt, sie zu begleiten, auch wenn ihm wahrscheinlich klar war, warum Lily ihn eingeladen hatte mitzukommen: Sie wollte in der Zeit auf seine Ernährung achten und sicherstellen, dass er seine Medikamente rechtzeitig nahm. Natürlich musste das Ganze noch mit seinen behandelnden Ärzten abgestimmt werden. Aber er selbst schien nicht davon auszugehen, dass irgendetwas dagegen sprach.
Der Flug nach Chicago würde kein Problem darstellen, und wenn die Fahrt zurück nach Montana für ihn zu anstrengend werden sollte, konnte er unterwegs immer noch ein Flugzeug nehmen.
Tess und er klatschten sich ab und jubelten ausgelassen: „Wir machen einen Ausflug!“
„Aber nicht zum Vergnügen“, ermahnte Lily die beiden.
Sie würden längstens zwei Wochen unterwegs sein, um alles Notwendige zu erledigen und die Strecke zurück nach Stillwater Springs ohne übertriebene Eile zurücklegen zu können.
Vielleicht wäre die Zeit in Chicago auch hilfreich, ihr Verhältnis zu Tyler zu normalisieren. Es ging schließlich nicht so weiter, dass sie sich auf ihn stürzen wollte, sobald sie sich ihm auf weniger als fünf Meilen näherte.
Aber daran mochte sie selbst nicht glauben. Nach diesen zwei Wochen würde sie höchstwahrscheinlich Tess und Hal zu Hause absetzen, ohne auch nur anzuhalten. Und dann würde sie über holprige Landstraßen zu Tyler rasen, um mit ihm Sex zu haben, bis sich die Balken bogen.
Bei dem Gedanken daran wurde ihr prompt wieder heiß,
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