Heiss wie der Sommer
deinen Dad kennenlernte. Und er und ich … wir … also …“
Tess begann zu strahlen, als sie verstand, was ihre Mom eigentlich sagen wollte, aber nicht herausbrachte. „Ihr wollt heiraten? Du und Tyler Creed?“
Lily musste schlucken, dann erst nickte sie.
Ihre Tochter warf sich ihr jubelnd und mit so viel Schwung an den Hals, dass Lily den Halt verlor und sie beide auf dem Küchenboden landeten.
„Ich würde sagen, sie ist einverstanden“, kommentierte Hal, der ebenfalls feuchte Augen bekommen hatte. „Dann lass uns mal gehen, Tess. Sonst gibt es im
Birdhouse
noch einen Ansturm auf den Haferbrei, und wir bekommen kein Frühstück mehr.“
Tess stand auf und half Lily hoch. „Werdet ihr ein Baby bekommen?“, fragte sie, da die Aussicht auf Haferbrei sie offenbar nicht aus dem Haus locken konnte.
Lily strich ihr übers Haar. „Vielleicht später“, erwiderte sie mit belegter Stimme. Sie wollte Tess nicht noch mehr Hoffnungen machen. Was, wenn irgendetwas schiefging? Hätte sie Tess besser erst von dem Heiratsantrag erzählt, wenn sie aus Chicago zurückgekehrt waren?
Ihr Dad musste ihr diese Zweifel angesehen haben, als hätte sie sie laut ausgesprochen, da er zu ihr sagte: „Es gibt keine Garantien im Leben, Lily. Ob alt oder jung – wir müssen alle lernen, das Leben so zu nehmen, wie es kommt.“
Sie nickte und sah zu, wie ihr Vater und ihre Tochter das Haus in Richtung
Birdhouse Café
verließen. Dann blieb sie eine Weile in der sonnendurchfluteten Küche stehen und wünschte sich, Gott würde ihr eine Garantie geben.
Schließlich begab sie sich ins Gästezimmer, zog das rote Kleid aus und streifte ihr weites T-Shirt über, dann ließ sie sich ins Bett fallen.
Ein paar Minuten später war sie fest eingeschlafen.
Tyler legte den flachen Stapel Briefe vor sich auf den Tisch.
Jetzt, da er – zu Kit Carsons großer Freude – wieder zu Hause war, wusste er nicht mehr, ob er diese Briefe wirklich lesen wollte.
Vielleicht hatte Logan ja richtig gehandelt, als er nach ein paar Zeilen wieder aufhörte. Vielleicht war es tatsächlich besser, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Insbesondere galt das für die privaten Träume seiner Mutter, die sich in ihren Briefen an ihren unbekannten Liebhaber widerspiegelten, mit dem sie sich ein besseres Leben als das an der Seite von Jake Creed versprochen hatte.
Es wäre nicht viel nötig gewesen, um ein besseres Leben zu führen.
Ein Teil von ihm wollte der ganzen Welt beweisen, dass sie nicht Selbstmord begangen hatte, sondern von Jake getötet worden war. Aber warum sollte er in der Vergangenheit wühlen und nur unnötig Staub aufwirbeln? Jake war ohnehin tot. Er konnte also nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden.
Außerdem konnten Logan und Dylan keinen Skandal gebrauchen, wo sie doch gerade versuchten, dem Namen Creed wieder Ansehen zu verschaffen.
Tyler fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Im Augenblick war er einfach zu müde, um eine Entscheidung zu treffen, schließlich hatte er Lily die ganze Nacht hindurch geliebt.
Und er war zum ersten und hoffentlich auch letzten Mal von einem Geist heimgesucht worden. Außerdem waren Logan und er einen Schritt in Richtung Aussöhnung gegangen.
Das war genug Drama für einen Tag, und er brauchte seinen Schlaf.
Also ging er nach oben, zog sich aus und ließ sich ins Bett fallen.
Stunden später wachte er auf, da er von unten Stimmen hörte, die er schlaftrunken nacheinander zuordnete.
Dylan.
Logan.
Davie.
Tyler stützte sich auf einen Ellbogen auf und grummelte etwas vor sich hin.
Was war da unten los? Ein Familientreffen?
Unwillkürlich umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel.
Vielleicht war es genau das.
„Wird Zeit, dass du dich endlich mal aus den Federn erhebst“, bekam er von Dylan zu hören, nachdem er die Sachen vom Vortag noch einmal angezogen und sich nach unten begeben hatte. „Wir haben bereits Nachmittag, Bruderherz.“
Tyler setzte ein schiefes Grinsen auf, sah die drei der Reihe nach an und kraulte dann Kit Carson, da der Hund sofort zu ihm gekommen war und sich gegen sein Bein lehnte. „Läuft hier eine Party, oder was?“, fragte er.
„Wir gehen angeln“, verkündete Davie. Er trug keine Piercings mehr, und die Tätowierung an seinem Hals war nur noch schwach wahrzunehmen. „Briana hat gesagt, sie macht Abendessen aus dem, was wir fangen.“
Tyler entging nicht, wie Logans Blick zu den Briefen wanderte, die noch immer auf dem Tisch lagen. Nur mit Mühe sah er
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