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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schnell beschafft, und wenn er die Lok satt gefüttert hatte, setzte sich Sadowjew neben seine Kohlen auf eine Kiste und begann, Schlingen zu knüpfen. Das ist zwar nicht die feinste Art zu jagen, aber wir sind in Sibirien, Genossen, vergeßt das nicht, und Sadowjew war ein Mensch, dem die Eingeweide vor Hunger brannten.
    Aber wo hat man zwei Tage Zeit, um die Schlingen auszulegen? Überall, wo der lange Gefangenenzug einige Tage stand, gab es kein Wild, denn diese Aufenthalte fanden in Güter- oder Verschiebebahnhöfen statt. Dann träumte der Zug abseits der anderen Gleise, umgeben von einem Militärkordon. Nachts erklang Gesang aus den verschlossenen Wagen, denn das war das Wunderbare: Trotz ihrer Fahrt in die Hölle sangen sie, denn ein Russe liebt Musik, und wenn ein Russe singt, holt er sich Kraft aus den Tönen.
    Nun endlich hatte man Aufenthalt. Der Reparaturwagen aus Marlinkowka traf erst in zwei Tagen ein, und es war fraglich, ob man die gebrochene Achse überhaupt reparieren konnte. Ein Vorschlag wurde heftig diskutiert: Kippt den defekten Wagen in den Schnee und richtet einen Waggon aus Marlinkowka als neuen Transporter her. Auch das dauert zwei Tage und ist außerdem sicherer. Genossen, arbeitet rationell! Man nimmt einen Viehwagen, nagelt rundherum an die Wände Bohlen, auf diese Bohlen klopft ihr Bretter, und fertig sind zwei Etagen Liegeplätze. Eine Parascha, diesen berühmten Eimer, stellt ihr in die Mitte, denn um ein Loch zu bohren und auch noch ein Rohr einzusetzen, dazu bleibt keine Zeit mehr. Dann müssen die schmalen Schlitzfenster mit dickem Drahtgeflecht vernagelt werden, ein Ofen wird vom weggeworfenen Waggon umgebaut in den neuen … und schon kann's weitergehen. Bloß nichts komplizieren, Genossen.
    Nach langem Schreien einigte man sich, diesen Vorschlag zu akzeptieren.
    Um die Zeit auszufüllen, begann auf freier Strecke ein zackiges Exerzieren. Der Kommandant des Zuges ordnete an, daß die Verurteilten zum vielleicht zehntenmal gezählt werden müßten. Das bedeutete: Hinaus aus den Wagen, niedersetzen in den Schnee, Hammerschläge auf Nacken und Rücken, wenn es zu langsam ging, Geschrei und Tritte, Beleidigungen und Schikanen.
    Marko benutzte diesen Aufenthalt, um die Gegend anzusehen. Er hatte Pjetkin und Dunja wieder zum Wagen des fetten Ulanow gebracht. Dort hockten sie zusammen wie die Turteltäubchen, aber es war eine wehmütige Liebe auf einem harten Pritschenbrett, über dem an einer Leine die Socken des Sekretärs Ulanow hingen, trockneten und stanken.
    »Es ist sicher, wir kommen nach Workuta«, sagte Dunja. »Die Offiziere haben aus Swerdlowsk ihre Order bekommen. Das Frauenlager ist ganz in der Nähe der Männerlager. Wir werden uns sehen können, Igoruschka …«
    »Das ist ungewiß, Dunjenka.« Er zog sie an sich und atmete den Duft ihres Leibes. »Jetzt sehen wir uns, und wir müssen diese Stunden zu Ewigkeiten machen …«
    Nebenan, auf seinen Kisten, saß Ulanow und lauschte. Ab und zu schlich er zur Tür, preßte die Augen an eine Ritze und starrte auf sein Bett. Wenn er die nackten Körper sah und einen Schenkel oder eine Brust erkennen konnte, stöhnte er auf, ballte die Fäuste, biß sogar einmal in das Holz der Tür und hätte Pjetkin dafür erschlagen können, daß dieser ein Mann war und er nur ein halber.
    Zu den Essenpausen kam er dann in das Zimmerchen, und Dunja und Pjetkin schämten sich nicht, nackt vor ihm zu sitzen. Sie lebten jetzt außerhalb der normalen Welt, sie waren auf dem Weg in die Hölle, sie waren ›Tote Seelen‹ … wer schämt sich da noch?
    »Haben Sie Hoffnung, mich zu heilen, Genosse Doktor?« fragte Ulanow immer und schielte auf Dunjas volle Brüste. »Gibt es Medikamente dafür?«
    »Ich werde es versuchen, Ulanow.« Pjetkin zeigte auf das Holztablett, das Ulanow hereingebracht hatte. Sein Magazinwagen war eine unerschöpfliche Quelle von Köstlichkeiten … Butter, Speck, Eier, Fleisch, Gurken, Zwiebeln, Kartoffeln, kandierte Früchte, weißes Mehl, Fisch, Marmelade … alles, wovon die Verurteilten bei ihrer dünnen Kascha oder dem Eimer Kipjatok, dem heißen Wasser, träumten. »Zunächst eine strenge Diät, Brüderchen. Weg mit allem Fett! Deine Drüsen sind zu bequem geworden …«
    »Die Drüsen, ja, sie sind es.« Ulanow stellte das Tablett auf den Tisch. »Tun Sie was dagegen, Genosse Doktor.«
    Pjetkin lebte seit dem Abkoppeln seines Wagens in Semipalatinsk in einem anderen Waggon, in dem nur Politische hausten. Hier

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