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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die sinnbetörende wirkliche Liebe. Nichts Wildes war an ihr, nicht der animalische Drang zur Vereinigung … ein Glücksgefühl war es, ein Taumeln, ein seliger Schmerz.
    Umschlungen gingen sie weiter zum Fluß, blieben in kleinen Etappen stehen und küßten sich. Es war das Trinken von Seligkeit, und ihr Durst wuchs, je öfter sie ihn stillten. Auf der flachen Uferböschung legten sie sich in den von Grasbüscheln durchsetzten Sand und schwiegen ergriffen. Die majestätische Schönheit des silberüberhauchten Flusses, dessen anderes Ufer in der Nacht versank, das leise Gluckern der Wellen, das Flüstern des warmen Windes, der über ihre langgestreckten Körper glitt, und die verschwommenen Laute, die von überall aus der Dunkelheit zusammenstießen, waren wie zärtliche Musik.
    Igor drehte sich zu Dunja und legte seine Hände über ihre Brüste. Sie dehnte sich unter seinem Griff, schloß die Augen und wartete mit verhaltenem Atem.
    »Wie ich dich liebe …«, sagte er leise und beugte sich tief über sie. »Unbegreiflich ist das, unerklärbar. Dunjuscha … ich bin aufgerissen und verblute …«
    Mit beiden Armen umschlang sie ihn, zog ihn über sich und genoß die Schwere seines Körpers. Als er begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, zitterten ihre Lider und verkrampfte sich ihr Mund. Die Muskeln ihrer langen Beine spannten sich und drückten ihren Schoß zu. Zum erstenmal war's, daß ein Mann sie berührte, und es war ein wundersames und doch schrecklich ängstliches Gefühl. Von den Brüsten lief das heiße Zittern über Leib und Schenkel, und als die Brüste frei lagen und Igor sie küßte, war sie einer Ohnmacht nahe.
    »Wie schön du bist«, flüsterte Igor. »Wie unbegreiflich schön. Einen Engel habe ich erobert …«
    Er kniete über ihr, zog die mongolischen Hosen von den Beinen, tastete ihren Körper mit den Lippen ab, legte sein Ohr an ihr Herz und atmete den Duft aus ihren Poren.
    »O Igor …«, sagte sie, und ihr Stimmchen war klein und demütig. »O Igor … was ist das mit uns … ich verbrenne und erfriere …«
    Dunja hielt ihn fest, in einer letzten, zitternden Abwehr. Weit aufgerissen schrien ihn ihre Augen an, explodierende Sterne an der Grenze des Verlöschens.
    So bemerkten sie nicht, denn die Welt um sie herum bestand nicht mehr, wie ein Schatten vom Dorf zum Fluß glitt. Ein langer, dünner Streifen Dunkelheit in der Nacht, lautlos, wie auf Katzenpfoten federnd. Er schlich um die Holzstapel herum, versteckte sich hinter dem Gerippe des alten, verrosteten Krans, dieser sichtbaren Fehlplanung des Bezirkswirtschaftskommissariat, kroch dann die letzte Strecke des Weges bis zum Ufer auf allen vieren und blieb zwischen den hohen Grasbüscheln liegen, vier Meter von Igor und Dunja entfernt. Ein flacher, grünbrauner Fleck, der sich streckte, Arme und Beine bekam und einen Kopf mit kurzgeschnittenen Haaren.
    Er lag da und wartete mit leise knirschenden und mahlenden Zähnen ab, bis Igor den Körper Dunjas aus dem Gewand geschält hatte, bis sie sich heiß umarmten und stammelnde Worte zuflüsterten. Dann erhob er sich zu voller Größe, machte zwei lange Schritte und lachte rauh und herausfordernd.
    »So ist's gut, Brüderchen!« schrie der Schatten. »Die Arbeit hast du mir abgenommen. Nun wälz dich weg, Idiot, oder ich zertrümmere dir den Schädel wie ein gekapptes Ei!«
    Breitbeinig stand er da, gegen den Nachthimmel von drohender Größe. Mit einem Schrei warf sich Dunja auf den Bauch, ebenso gewandt schnellte sich Igor von ihr fort, federte auf die Beine und stürzte sich zwischen den Schatten und sie. Das Mondlicht über dem Amur beschien auch den Menschen, der da mit höhnischen Augen stand und die Fäuste gegeneinander schlug. Igor erkannte sofort die Uniform, die breiten Schulterstücke, die silbernen Sterne. Ein Offizier vom Lager in den Wäldern. Ein einsamer reißender Wolf in dieser Nacht.
    »Nimm die Beine in die Hand, du Kulakenlümmel, und verkrieche dich. Du hast das Vögelchen gefangen und gerupft, aber braten werde ich es mir!« sagte er heiser. »Willst dich wohl wehren, was? Störrisch ist er, der kastrierte Esel!« Er lachte wieder, dröhnend, gefährlich, streckte die Fäuste vor und warf einen Blick auf Dunja. Sie hatte das Gewand über sich gerissen, stieß sich plötzlich mit den Füßen ab und rollte den sanften Hang hinunter zum Ufer des Stromes.
    »Es flattert noch, das Vögelchen!« schrie der Offizier. »Brechen wir ihm schnell die schönen Flügelchen.«
    Er wollte

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