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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihr nachspringen, aber Igor stand ihm im Weg, packte ihn an der Brust und schleuderte ihn zurück. »Lauf ins Dorf, Dunja!« rief er dabei. »Ich habe noch nie ein Schwein geschlachtet, aber es wird keine Mühe machen!«
    Aber Dunja blieb. Am Ufer hockte sie, in jeder Hand einen großen Stein. Es waren armselige Waffen, doch in der Verzweiflung wird ein Grashalm zum Schwert.
    »Du wagst es!« knirschte der Offizier dunkel. »Du wagst es wirklich, du lallender Idiot? Hast du schon gesehen, wie man einer Taube das Köpfchen abdreht?«
    Sie standen voreinander, nur zwei Schritte getrennt, duckten sich und warteten darauf, daß der andere zuerst sprang.
    »Du Hund!« sagte Igor voll Verachtung. »Du räudiger, stinkender, geschwüriger Hund!«
    Fast gleichzeitig schnellten sie vor, trafen sich voll noch in der Luft und prallten vom Zusammenstoß zurück. Wie das Aufeinanderschlagen zweier Bretter klang das. Dann holten sie tief Luft, zogen die Köpfe in die Schultern und stürmten erneut aufeinander los.
    *
    Trotzdem es schon fast Mitternacht war, saß Sadowjew noch immer am blankgescheuerten Tisch und rauchte seine vierte Pfeife. Hüstelnd, mit roten Augen lehnte Anna am Ofen und war nicht zu bewegen, das Zimmer zu verlassen. Sadowjew schielte über den dicken Pfeifenkopf zu ihr hinüber. »Nicht müde, Mütterchen?« fragte er beiläufig.
    »Nicht eher als du, Väterchen.«
    »Sonst liegst du um diese Stunde im Bett und seufzt im Traum.«
    »Und du reißt das Maul auf und bläst Töne von dir wie ein Sägegatter.« Anna, das streitbare Frauchen, putzte mit einem Lappen über die eiserne Abstellplatte und zupfte hier und dort, aber rührte sich nicht vom Fleck.
    »Eine warme Nacht«, murmelte Sadowjew und drückte den Daumen in die Pfeife. »Man kann einfach nicht im Bett liegen. Ich werde nach den Schafen sehen.« Er wollte sich erheben, aber Anna warf sofort den Lappen weg und griff nach dem Kopftuch, das neben ihr an einem Nagel hing. Sadowjew ließ sich wieder zurück auf die Bank fallen und stieß wütend eine Wolke Rauch aus. Sie ist nicht zu überlisten, dachte er. Wie ein Schatten wird sie an mir kleben, und dabei ist es notwendig, daß ich am Fluß spazierengehe und mich um Dunjuscha kümmere.
    »Gehen wir in den Stall«, sagte er und sprang auf. »Mir fällt ein, daß der Pferdemist noch im Gang liegt.«
    »Ihn wird niemand stehlen«, antwortete Anna. »Aber du bist unruhig wie ein Bock im Frühling, also gehen wir.«
    Sie verließen das Haus, überquerten den Hof und stießen die in den Angeln quietschende Tür der Scheune auf. Schwere, warme, dunstige Dunkelheit schlug ihnen entgegen. Der Geruch von Pferdeschweiß und Urin, frischem Gras und zerstampftem Stroh war für Sadowjew ein herrlicher Duft. Seinen ganzen Reichtum enthielt er … Pferde, Wiesen und Felder.
    »Ha, das ist Baba!« rief Sadowjew, als ein Pferd in der Dunkelheit hell aufwieherte und gegen die Holzwand donnerte. »Sieh nach, was sie hat. Keine Ahnung! Heute mittag habe ich sie beobachtet, wie ein Gespenst schlich sie herum, mit triefenden Augen und wackelnden Beinen. Und welch ein Feuer hatte sie immer! Welch einen Gang! Mein bestes Gäulchen! Hat bestimmt giftige Disteln gefressen. Fühl ihr den Bauch ab, Annuschka …«
    Er nahm die Laterne vom Nagel, zündete sie an, stellte sie auf eine Futterkiste und dankte Gott, daß Baba gerade jetzt gewiehert hatte und ihm dieser gute Gedanke eingefallen war. Er wartete, bis Anna sich unter das Pferdchen bückte und mit beiden Händen den Leib abtastete, drehte sich dann schnell herum, machte zwei Sätze zur Tür, sprang hinaus und verriegelte sie hinter sich. Er hörte, wie Anna aufschrie, einen harten Gegenstand gegen die Tür schleuderte und dann fluchte.
    »Ein Mann hat doch mehr Intelligenz«, sagte Sadowjew halblaut, rückte das bestickte Käppchen in die Stirn und lief zum Fluß.
    Wohin geht ein Pärchen, wenn es allein sein will, sagte er sich und schlug zunächst die Richtung zu dem alten, verrosteten Kran ein. Dimitri, frage dich ehrlich: Wärest du dreißig Jahre jünger, und die warme Nacht läge dir in den Knochen, was würdest du unternehmen? Da gibt es drei Wege: Der Holzplatz hinter dem Sägewerk. Aber es ist nicht jedermanns Sache, mit Sägemehl im Haar nach Hause zu kommen und sich mühsam abzubürsten. Der Schuppen neben dem Kran. Aber hier hausten Mäuse und Ratten. Aber da sind noch die kleinen Dünen am Fluß, weiche, grasgepolsterte Mulden, in denen die Grillen

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