Heiß wie der Wuestenwind
nach Barakat kommen würde, um dort die Außenszenen zu drehen.
„Ich freue mich schon darauf, dich so lange bei uns zu haben", hatte Anna hinzugefügt.
Lisbet war natürlich auch froh darüber, aber es machte sie doch ein wenig wehmütig, zu sehen, wie glücklich Gazi und Anna miteinander waren. Jedes intime Lächeln, das die beiden austauschten, jede kleine, liebevolle Berührung erinnerte sie daran, was sie selbst auch hätte haben können, wenn nur ...
Aber sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Jafar war nicht Gazi, eine Tatsache, die in den Medien immer wieder hervorgehoben wurde. Er war nicht so zuverlässig wie sein Bruder. Das hatte er mit seinem gestrigen Manöver gerade bestens bewiesen.
„Guten Morgen!"
Anna beugte sich über die Balkonbrüstung und winkte Lisbet von oben zu, bevor sie die wunderschöne, jahrhundertealte Steintreppe hinabging.
Die beiden Freundinnen küssten sich und begannen zu plaudern. Anna nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee und setzte sich zu Lisbet an den Tisch, wo ein riesiger Sonnenschirm für Schatten sorgte.
Ihr Blick fiel auf die Zeitung, und sie verzog abfällig das Ge sicht. „Was hat Jaf getan?"
„Du hast noch nichts davon gehört?"
„Ich weiß nur, dass Gazi einen Anruf von Jaf bekommen hat, der ihn ziemlich in Unruhe versetzt hat."
„Hat er versucht, die Sache geheim zu halten? Das wäre sinnlose Verschwendung von Energie."
„Gazi kann fast alles schaffen, wenn es um Medienpolitik geht"„sagte Anna, nicht ohne Stolz. „Aber ich weiß, bei Jaf erweist sich Schadensbegrenzung immer als besonders schwierig. Die Paparazzi lieben seine Eskapaden."
Lisbet blies auf ihren heißen Kaffee und nippte vorsichtig daran. „Außerdem gibt es in jedem Filmteam Spione, und Handys funktionieren auch hier. Bereits eine halbe Stunde nach Jafars Auftritt hoch zu Ross, verfügte ein halbes Dutzend Zeitungen über die Information."
Anna machte große Augen. „Hoch zu Ross? Er ist also mitten in eine Szene galoppiert?"
„Allerdings, und als ich davonrannte, ritt er mir nach und riss mich im fliegenden Galopp hoch auf sein Pferd. Er hätte uns beide dabei töten können. Ich musste mich an ihn klammern, um nicht herunterzustürzen. So eine Story ist natürlich ein gefunde nes Fressen für die Medien", fügte Lisbet trocken hinzu.
„Das ist doch nicht möglich!" Unwillkürlich griff Anna nach der Zeitung.
„He, du glaubst wohl dem ,Sunday Mirror' mehr als mir?" rief Lisbet mit gespielter Entrüstung. „Ich bin schließlich Augenzeugin."
Aber Anna konnte den Blick nicht von dem schrill aufgemachten Artikel losreißen. „Oh, ich frage mich, was Gazi dazu sagen wird. Alle Welt weiß, dass Prinz Karim Jaf gewarnt hat, er solle aufhören, dauernd die Aufmerksamkeit der Medien zu suchen." Sie blickte auf. „Falls er seinen Titel verlieren sollte, wäre das für die ganze Familie eine große Schande."
„Ist damit denn zu rechnen?"
Anna zuckte mit den Achseln.
„Aber das hier ist ja, alles in allem, keine so große Sache", hörte Lisbet sich zu ihrer eigenen Überraschung sagen. „Inzwischen habe ich mich ein wenig beruhigt, und wahrscheinlich hat er uns sogar einen Gefallen getan. Mit seinem Auftritt hat er dem Film eine enorme Publicity verschafft."
Anna lachte. „Vielleicht hättest du ihn doch heiraten sollen. Er könnte dich berühmt machen."
„Danke, aber das mache ich lieber selbst."
„Entschuldige, natürlich machst du das." Anna legte die Zeitung zur Seite. „Guten Morgen, Mansour", begrüßte sie den Die ner, der soeben auf der Terrasse erschien. „Was möchtest du zum Frühstück, Lisbet?
Nachdem sie ihre Frühstückswünsche genannt hatten, blätterte Anna die restlichen Zeitungen durch.
„Nicht viele bringen die Story auf Seite eins. Der hiesige Drogenhandel scheint doch eine größere Rolle zu spielen. „ Sie reichte Lisbet eine der Zeitungen.
Anna nahm wieder den „Sunday Mirror" zur Hand. „Dieser Artikel scheint der schlimmste zu sein", sagte sie und schob die Zeitung ganz zuunterst in den Stapel. „Damit Gazi es nicht gleich als Erstes sieht", erklärte sie lächelnd. „Soll er sich auf die Meldungen über den Drogenhandel konzentrieren.
Das ist weniger persönlich."
Ihre Worte machten Lisbet etwas wehmütig. Es musste schön sein, jemanden zu haben, um den man sich sorgte.
„Jaf hat übrigens auch hier übernachtet", erzählte sie. „Er meinte, es sei zu weit, um noch in der Nacht zu seinem Haus zu fahren."
„Ich
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