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Heiß wie der Wuestenwind

Heiß wie der Wuestenwind

Titel: Heiß wie der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Armen. Jedenfalls waren sie sich in diesen Momenten immer sehr nah gewesen, und die Beschreibungen der Wunder, die er ihr zeigen würde, waren Teil seiner Liebeserklärungen geworden.
    Doch wenn es ihm etwas ausmachte, dass sie nun, da er ihr endlich alles zeigen konnte, kein Liebespaar mehr waren, ließ er sich jedenfalls nichts davon anmerken.
    Schließlich fuhren sie in die Wüste, wo sie eine uralte Ruine besichtigten, die so verwittert war, dass sie fast wie eine natürliche Felsformation wirkte.
    „So stelle ich mir den Ort vor, an dem Rose Dumont und ihre Gefährtinnen Zuflucht gesucht haben!"
    rief Lisbet entzückt. „Nur dass sie natürlich noch eine Oase dabei hatten."
    Hier war weit und breit kein Wasser. Die Lehmziegel der Mauerreste waren so trocken wie der Sand, den der Wind aufwirbelte. Wie vergänglich und unbedeutend waren doch alle Anstrengungen des Menschen im Vergleich zu den Elementen.
    „Wie alt ist diese Ruine?" fragte Lisbet, als sie um die bröckelnden Mauern herumging und sich vorzustellen versuchte, wie das Leben der Menschen hier ausgesehen haben mochte.
    Aber Jafar schüttelte den Kopf. „Es ist bei einer solchen Ruine praktisch unmöglich, festzustellen, aus welcher Zeit sie stammt. Solche Lehmziegel wurden jahrtausendelang verwendet. Ebenso alt ist die Tradition einiger architektonischer Besonderheiten, wie zum Beispiel diese Rundbögen.
    Nirgendwo ist eine Inschrift. Alles ist völlig verwittert."
    Lisbet stand unter einem der Rundbögen und blickte hinaus in die heiße, trockene Endlosigkeit. Der Wind zerrte am Saum ihres Kleides und an der Krempe ihres Sonnenhuts. Sie fühlte sich wie in Trance.
    „Jemand hat hier einmal gestanden", sagte sie langsam, als lausche sie auf das, was eine innere Stimme ihr eingab. „Ich kann es fast fühlen. Sie stand hier und blickte hinaus auf die Wüste, während ein Sturm tobte. Und sie hat auf ihn gewartet, der zurückkehren wollte."
    Was für ein unwirtliches, feindliches Land es doch war. Und dennoch so faszinierend.
    „Und? Ist er zurückgekehrt?" fragte Jafar mit rauer Stimme.
    Lisbet wusste nicht, warum sie plötzlich das Gefühl hatte, als würde ihr das Herz brechen. Sie schüttelte den Kopf, als könne sie so die merkwürdigen Empf indungen abzuschütteln. „Ich weiß es nicht", murmelte sie. „Ich glaube, sie wartet immer noch."
    „Sie wartet immer1 noch", wiederholte er, „und du fühlst ihre Gefühle nach hunderten, vielleicht sogar tausenden von Jahren. Wie kannst du die Gefühle einer so tief liebenden Frau nachempfinden, du, die du nicht mehr als ein paar Wochen Geduld hattest? Willst du behaupten, du hättest so viel Herz, dass du eine solche Liebe verstehen kannst?"
    Es klang so viel unterdrückte Leidenschaft aus seiner Stimme. Lisbets Herz schlug schneller. Ihr Mund war plötzlich trocken. Sie brachte keinen Ton heraus.
    „Was hast du unserer Liebe angetan?" sagte er. „Weißt du, was du zerstört hast mit deinem kindischen Trotz? Ich hatte genug Liebe, um dich zehn Leben lang zu lieben, aber das war dir nicht genug. Was wolltest du, Lisbet? Was wolltest du noch mehr, dass du so leichtfertig unsere Liebe zerstört hast?"
    Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    „Sieh mich an."
    Nein, auf keinen Fall durfte sie ihn jetzt ansehen. Lisbet hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. In der Nachmittagssonne zeichneten sich die Wellenmuster auf den Sanddünen deutlich ab. Wie geheimnisvoll die Wüste war. Wie ein riesiger, erstarrter See.
    „Sieh mich an, Lisbet", forderte er noch einmal. Er stand jetzt ganz dicht bei ihr. Schließlich umfasste er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
    „Ich wollte gar nichts von dir!" Sie schrie fast. „Ich habe dir doch erklärt, worum es mir ging! Ich wollte frei sein, einfach ich selbst sein! Du wolltest mich besitzen, und ich woll..."
    Da verschloss er in wütender Verzweiflung ihren Mund mit dem seinen. Es war, als fingen ihre Lippen Feuer, als er sie berührte, genau wie bei ihrem ersten Kuss - vor fast einem Jahr.
    Doch diesmal küsste er sie ohne Zärtlichkeit, sondern voller Wut und wildem Verlangen. Lisbet vermochte nicht zu widerstehen. Mit einem hilflosen Seufzer öffnete sie die Lippen, und er drang in ihren Mund vor, als wolle er Besitz von ihr nehmen.
    Es dauerte nur einen Augenblick. Ebenso abrupt löste Jafar sich von ihr und gab sie frei.
    Lisbet schloss die Augen. Das Gefühl plötzlicher Einsamkeit und Leere war ihr fast

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