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Heiß wie der Wuestenwind

Heiß wie der Wuestenwind

Titel: Heiß wie der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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9. KAPITEL
    Auf Lisbets Bitten hin fuhren sie eines Abends wieder zu Umm Maryams Restaurant, wo sie nicht von Blicken verfolgt wurden wie sonst überall, sobald sie an einem öffentlichen Ort erschie nen. Sie hoffte, dass es endlich einmal ein harmonischer Abend werden würde.
    Sie hatten ihr Mahl fast beendet. Jafar hatte den Arm um sie gelegt und drückte sie zärtlich an sich, während er die letzten Bissen mit einer Hand vom Teller nahm. Sie teilten sich eine Portion des Desserts, das aus gewürzten Nüssen und Honig bestand. Nebenan spielte eine kleine Kapelle auf orientalischen Instrumenten. Es war einfach zauberhaft.
    „Hm", murmelte Lisbet und nahm ein letztes Mal von der köstlichen, aber leider viel zu kalorienreichen Mischung. „Morgen ist immer noch Zeit zum Fasten. Dem hier kann man einfach nicht widerstehen."
    Jafar nahm ebenfalls noch etwas. Seine Augen waren halb geschlossen, als er sich genießerisch einen Tropfen von der Unterlippe leckte.
    „Es schmeckt wie du", raunte er ihr ins Ohr, und sofort wurde ihr heiß.
    „Jaf", protestierte sie schwach. Nie konnte sie ihre Reaktion auf ihn auch nur im Geringsten unter Kontrolle halten. Ein Wort von ihm genügte, ein Blick, eine einzige kleine Zärtlichkeit, und schon war es um sie geschehen.
    Er drückte sie noch fester an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen. Sie genoss und fürchtete es gleichzeitig, wenn er sich so verhielt. In solchen Augenblicken war ein Teil von ihr immer schrecklich angespannt. Sie konnte nie sicher sein , ob er ihr nicht im nächsten Moment wieder Vorwürfe machen würde. So wie sie sich selbst Vorwürfe machte, dass sie sich ihm überhaupt wieder hingab.
    Denn was sollte sie tun, wenn er am Ende beschloss, sie nicht gehen zu lassen? Hier hatte er sehr viel Einfluss. Konnte er vielleicht tatsächlich verhindern, dass sie das Land verließ? Manchmal lag ein Ausdruck in seinen Augen, der ihr fast Angst machte, und sie fragte sich, wie sicher sie hier wohl noch wäre, wenn sie ihn zum Feind hätte.
    Da plötzlich - als seien ihre Ängste einfach lächerlich - ließ er sie los und blickte auf seine Armbanduhr. „Die Nacht ist noch jung. Wie wär's, wenn wir im Shalimar vorbeischauten?"
    Lisbets Herz sank. Jetzt hatte er diesen Gesichtsausdruck, den sie so fürchtete. Er sah dann aus, als sei er sich selbst zuwider, weil er diesem Zwang nachgab, und doch gab er ihm nach.
    „Nein", erwiderte sie ruhig. „Ich will heute nicht die Nacht im Kasino verbringen, Jaf."
    Er nickte. „Na schön. Soll ich dich bei Gazi und Anna absetzen oder möchtest du lieber im Haus bleiben? Ich komme später zu dir, egal, wo du bist."
    „Jaf ...", begann sie gequält.
    „Lisbet, sag es nicht."
    „Bitte", sagte sie genau in demselben Ton, in dem ihre Mutter ihren Vater immer angefleht hatte, nicht in den Pub zu gehen. „Bitte geh nicht."
    „Ich werde nicht lang bleiben", versprach Jafar. Genau wie ihr Vater es immer getan hatte.
    Sie schloss die Augen. Aber sie konnte genauso wenig aufhören, ihn anzuflehen, wie er nicht aufhören konnte, zu spielen. „Bitte, bleib bei mir, Jaf. Bitte geh heute nicht spielen."
    Seine Augen wirkten noch schwärzer als sonst, seine Miene war unergründlich. „Nicht heute, Lisbet", sagte er. „Aber bald. Das wird nicht ewig dauern."
    „Nächstes Mal", hatte auch ihr Vater immer gesagt. „Nächstes Mal, ich schwöre". Oder er hatte eingewilligt und sich auf die Couch gesetzt, um fernzusehen. Aber dann war er eine halbe Stunde später doch weg gewesen. Nichts hatte ihn abhalten können. Auch wenn kein Geld mehr da gewesen war, um etwas zu Essen zu kaufen, für seinen Alkoholkonsum hatte er immer noch Geld gefunden.
    Sie sah Jafar an und fragte sich, was Menschen dazu brachte, die schlimmsten Erfahrungen ihres Lebens immer und immer wieder von vorne durchzumachen. „Du machst dir selbst etwas vor, wenn du glaubst, du hättest mich jemals geliebt", sagte sie.
    Ein Schatten ging über sein Gesicht. Seine Kiefermuskeln spannten sich stark an. Dann schien er sich zu fangen, denn er hob eine Hand, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und schob sie ihr hinters Ohr.
    „Ich habe dich mehr geliebt, als du dir vorstellen kannst", sagte er rau. Seine Stimme zitterte. „Du bittest mich um etwas, das ich dir nicht geben kann, Lisbet. Nicht jetzt. Vertrau mir. Warum vertraust du mir nie?"
    „Genau das hat mein Vater auch immer gesagt", antwortete sie, „Abend für Abend. Tut mir Leid, aber ich habe all

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