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Heiß wie der Wuestenwind

Heiß wie der Wuestenwind

Titel: Heiß wie der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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mich nicht. Das hier ist nur eine kleine Affäre."
    Anna sah sie mit großen Augen an. „Hat er das gesagt?"
    „Ja. Außerdem wünsche ich es mir auch nicht. Jaf ist ein Spie ler."
    „Und wenn er es aufgäbe, deinetwegen aufgäbe?" Anna hätte es wundervoll gefunden, wenn Lisbet und Gazis Bruder heiraten würden, aber natürlich nicht auf Kosten von Lisbets Glück.
    „Das wird er nicht", erwiderte Lisbet. „Er gibt sich zwar charmant und verliebt, aber in Wirklichkeit ist er das nicht. Er sagt, seine Liebe für mich sei gestorben, und ich glaube ihm. "
    „Oh, Lisbet", murmelte Anna, und Lisbet biss sich auf die Unterlippe.
    „Nun ja, so ist das Leben eben. Ich sollte meinem Schicksal dankbar sein. Ein Leben mit Jaf wäre sicher kein Spaziergang." Nein, ein Leben mit ihm wäre ein endloses Bankett.
    Jafar war der wunderbarste Liebhaber, den man sich vorstellen konnte. Jedes Mal, wenn Lisbet in seinen Armen lag, war ihre Lust von neuem unendlich, die Ekstase überwältigend stark.
    Doch tief in ihrem Herzen sehnte sie sich schmerzlich nach der Liebe, die er ihr einst gegeben hatte.
    Sie vermisste dieses Gefühl, das so gewesen war, als befänden sich ihre Seelen im absoluten Gleichklang. Damals in London hatte sie dieses Gefühl als selbstverständlich hingenommen, ohne zu erkennen, was es wirklich bedeutete.
    Oft musste sie daran denken, wie sie in ihren Londoner Nächten im Regen an der Themse entlanggegangen waren, während der Rolls-Royce ihnen in diskretem Abstand gefolgt war. Damals war Jafar alles gewesen, was sie sich je gewünscht hatte. Doch sie hatte es nicht bemerkt, weil sie voller Ängste und Abwehr gewesen war.
    Damals waren sie sich so nah gewesen. Sie hatte gespürt, dass er die vollkommene Ergänzung für sie war, sich jedoch nicht erlaubt, es einzugestehen.
    Jafar dagegen hatte daran geglaubt. „Ich wusste es vom ersten Augenblick an", hatte er einmal gesagt.
    In jener Nacht war der Himmel sternenklar gewesen, eine Seltenheit in London. Sie hatten das Hotel verlassen und einen aus giebigen Spaziergang durch den Park und dann über die Westminster Bridge gemacht. In der Mitte der Brücke waren sie stehen geblieben und hatten über den Fluss und über die Stadt geblickt.
    „Schon als wir telefonierten und ich nur deine Stimme hörte, hatte ich das Gefühl, als sei dieser Moment schicksalhaft. Und als ich dich sah, war ich mir ganz sicher. Eine innere Stimme sagte mir
    ,Das ist sie.'"
    Sie hatte ihm mit klopfendem Herzen nur stumm zuhören können.
    „Sieh dir die Sterne an! Hier in London sieht man sie nicht so, wie sie wirklich sind. Die Lichter der Stadt machen uns blind für das wahre Licht. In meinem Haus in der Wüste zeigen dir die Sterne ihre Wahrheit, dass sie Funken der göttlichen Allmacht sind. In jedem einzelnen Stern spiegelt sich das göttliche Licht. Kannst du es spüren?"
    Sie hatte sich gefragt, worauf Jafar hinauswollte.
    „Niemand kennt Gott wirklich, und doch ist er da. Mystiker sagen, Gott stehe für die Einheit von allem, als Himmel und Erde, Geist und Materie, sowie männlich und weiblich noch nicht getrennt waren, und dass er unendlich und immer in allem gegenwärtig ist. Wir als geteilte Wesen, als Mann oder als Frau, empfinden diese Trennung, und sie verursacht eine tiefe Sehnsucht in uns. Und das ist es, wonach wir streben: nach der Wiederherstellung der Einheit. Wir gehen durch die Welt auf der Suche nach der vollkommenen Ergänzung, damit in der Vereinigung die Ein heit neu entsteht."
    > Er hatte ihr Kinn umfasst und sie dazu gebracht, dass sie ihn ansah. Dann hatte er die Arme um sie gelegt und sie festgehalten - so zärtlich und besitzergreifend, wie sie es liebte und zugleich fürchtete.
    „Kannst du die Wahrheit nicht auch spüren, Lisbet?" hatte er gefragt.
    „Es klingt so wunderbar", hatte sie nur herausgebracht. Wie hätte sie ihm in diesem Augenblick sagen können, dass es für ihr Verständnis eine solche Einheit nur im Himmel und nicht auf der Erde geben konnte?
    „Ja", hatte er leidenschaftlich gesagt, „es ist wunderbar. Du, Lisbet, du bist meine Ergänzung. Du und ich, wir waren eine Einheit, als alles noch eins war. Und nun, Alhamdolillah, haben wir einander wieder gefunden."
    Wenn sie jetzt an solche Augenblicke zurückdachte, dann konnte sie sich selbst nicht mehr verstehen. Warum nur hatte sie eine solche Liebe abgewiesen? Wer war der größere Verschwender, Jafar, der nur Geld wegwarf, oder sie selbst, die etwas so Wertvolles weggeworfen

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