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Heiß wie der Wuestenwind

Heiß wie der Wuestenwind

Titel: Heiß wie der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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mein naives, blindes Vertrauen aufgebraucht, noch bevor ich fünfzehn war. Du magst das nennen, wie du willst, Jaf - eine vorüberge hende Phase, eine Laune -, aber bitte verlang nicht von mir, dir zu vertrauen, solange du damit weitermachst. Wenn man dir wirklich vertrauen könnte, dann würdest du diesem Wahnsinn jetzt ein Ende setzen."
    Er schloss die Augen und atmete tief ein und wieder aus. Dann blickte er sie ernst und eindringlich an.
    „Lisbet, du bist voreilig in deinem Urteil, Du stellst mich und meine Beweggründe schnell infrage.
    Machst du das auch jemals bei dir selbst? Stellst du dir jemals die Frage, ob es richtig ist, dass du keinem Mann mehr vertrauen willst wegen der Erfahrung, die du mit einem einzigen Mann gemacht hast?"
    „Mit meinem Vater", berichtigte sie.
    „Ja, er war dein Vater! Aber du kannst doch nicht allen Männern misstrauen, nur weil ein Mann in deinem Leben schwach war!"
    „Ich beurteile dich ja gar nicht auf Grund der Erfahrung mit meinem Vater, oder? Ich beurteile dich auf Grund deines Verhaltens. Meine Erfahrungen spielen natürlich dabei eine Rolle, das gebe ich zu.
    Ein Mann, den eine Sucht so völlig im Griff hat, dem kann man nicht vertrauen, so viel steht fest."
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, als habe sie mit diesen Worten das endgültige Ende ihrer Beziehung eingeleitet. Wie lange es auch noch weitergehen wird, in Wirklichkeit ist es ab jetzt zu Ende, dachte sie. Heiße Tränen stiegen in ihr auf. Rasch beugte sie sich vor und blinzelte sie weg.
    „Ich war süchtig nach dir, aber das ist vorbei", sagte Jafar.
    „Ich meinte das Spielen."
    „Das ist Unsinn! Ich bin nicht spielsüchtig, ich bin überhaupt nicht süchtig. Ich zahle Geld, um Spaß zu haben, wie jedermann. Ich gebe mehr Geld für meine Unterhaltung aus als die meisten Menschen, das ist alles. Ich habe einfach mehr Geld."
    „Nicht mehr lange, wenn du so weitermachst."
    „Das ist also dein Problem? Du hast Angst, ich könnte eines Tages arm sein, und du möchtest nicht das Bett mit einem Mann teilen, der kein Geld hat? Welchen Vorwand wirst du für den nächsten Mann haben, der sich in dich verliebt? Für uns ist es zu spät, Lisbet. Aber wenn du es nicht schaffst, dich von dieser Angst zu befreien, dann wird es in deinem Leben auch nie einen anderen, sondern nur noch Leere geben."
    Seine Worte waren wie Glassplitter, die sich ihr ins Herz bohrten. Zum ersten Mal hatte er es ausgesprochen: Es ist zu spät.
    „Du versuchst ja nur, mich ins Unrecht zu setzen!" entgegnete sie scharf.
    „Und du machst dir immer selbst etwas vor, um einen Grund zu haben, vor dem Leben davonzulaufen. Immer legst du dir ir gendwelche Vorwände zurecht. In London bist du vor mir geflohen, und warum? Weil ich spielte? Nein, damals hattest du mich kein einziges Mal spie len sehen. Was war der Grund, Lisbet?"
    „Du weißt genau, was der Grund war. Und es war kein Vorwand."
    „Sag es mir. Erklär es mir, Lisbet, wenn du kannst."
    „Du warst zu dominierend." Inzwischen sah sie das nicht mehr so, aber sie wollte es nicht eingestehen. „Du hast versucht, mich zu besitzen."
    „Dich besitzen?" brach es aus ihm heraus. „Ich liebte dich! Ich wollte, dass du meine Frau wirst! Ich wollte mein Leben an deiner Seite verbringen. Das ist es, was sich alle Menschen wünschen, wenn sie das Glück haben, dem Menschen zu begegnen, den sie suchen."
    „Ich habe mir das nie gewünscht", erwiderte sie steif. „Ich habe mich schon mit fünfzehn entschlossen, niemals zu heiraten und niemals Kinder zu haben."
    Jafar schüttelte den Kopf. „Mit fünfzehn ist man noch viel zu unerfahren, um solche Entscheidungen zu treffen. Willst du wirklich dein ganzes Leben auf eine solche Entscheidung gründen? Eines Tages wirst du achtzig sein. Was wirst du dann von den Überlegungen der fünfzehnjährigen Lisbet halten?"
    Er hatte Recht, und Lisbet erkannte das auch in einem verbor genen Winkel ihres Bewusstseins. Aber im Streit war man für neue Erkenntnisse kaum zugänglich. Außerdem wollte Lisbet jetzt keine Schwäche eingestehen, aus Angst, auch in anderer Hinsicht, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Eines wusste sie jedenfalls ganz sicher.
    „Jede Frau von achtzig würde mir raten, die Finger von einem unverbesserlichen Spieler zu lassen", sagte sie trocken.
    „Ich und ein unverbesserlicher Spieler? Du redest Unsinn."
    „Als ich noch ein Kind war, gab es Zeiten, da mussten wir hungern, weil mein Vater das Haushaltsgeld verbraucht hatte, um

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